31. August 2008, 20:09 Movie

Wesley Gibson ist nicht zu beneiden: eine Arbeitsstelle an welcher er von seiner korpulenten, übellaunigen Chefin regelmässig zur Sau gemacht wird, eine Wohnung, die alle paar Minuten vom vorbeirasenden Vorstadtzug erschüttert wird, eine Freundin, die ihn mit seinem besten Freund betrügt... nein, dies ist noch nicht alles: auf der Bank sind noch mickrige zehn Dollar vorrätig und da er von Panikattacken heimgesucht wird, schluckt er Beruhigungspillen mindestens genauso oft wie andere Leute Bonbons gegen Mundgeruch einnehmen. Eines Abends schlendert Wes (James McAvoy) lustlos den Gestellen des Supermarktes entlang, als er sich plötzlich in einem Schusswechsel befindet – mit von der Partie: die schöne Fox. Als Fox sich seiner ansichtig wird, ändert sich Wes’ Leben grundlegend, denn sie erkennt ihn und nimmt ihn kurzerhand mit, denn auf der Flucht in ihrem schnellen Flitzer ist Arbeitsteilung hilfreich: er fährt, sie schiesst. Fox klärt den völlig verblüfften Wes darüber auf, dass er der Sohn eines Killers ist, der einem jahrhundertealten Geheimbund angehört und überdies gestern selbst ermordet worden ist. Fox (Angelina Jolie) ist dieser Vereinigung natürlich auch zugehörig und bringt Wes auf direktem Weg ins Hauptquartier zum Anführer Sloan (Morgan Freeman). Die Bruderschaft der Weber hat sich auf das Morden spezialisiert und besteht aus hochtrainierten Killern, deren Amt es ist, Leute auf Geheiss umzubringen – getreu dem Motto: Töte einen, rette Tausende. Ob das eher infam oder elitär anmutet, sei mal dahingestellt. Die Geheimgesellschaft ist im Besitze eines magischen Webstuhls, der – binär codiert in der Stoffstruktur – die Namen derjenigen Personen ausspuckt, die umgebracht werden sollen.

Wesleys gemächliches, durchschnittliches, ödes Leben verabschiedet sich, stattdessen setzt eine Metamorphose ein, die ihn vom Antihelden zum Übermenschen macht – schliesslich war sein Vater ein Mörder, so wird dem Sohn das Töten wohl auch im Blut liegen. Der Aspirant wird auf nachhaltige Art und Weise „abgehärtet“, gedrillt, im Schiessen ausgebildet, an seinen Reflexen gefeilt... Nach einigen Ausflügen mit Fox, wo sie vom Dach des fahrenden Zugs die Zielperson abknallen, kommt für Wes der ultimative Auftrag: er soll der Mörder seines Vaters umlegen. Allmählich beginnt Wes die Bruderschaft zu hinterfragen und realisiert, dass es vielleicht gefährlich ist, das Los der Menschheit vom Webstuhl des Schicksals abhängig zu machen...

Wanted basiert auf der gleichnamigen Comicserie von Mark Millars und J.G. Jones und bietet gemäss der Vorlage Unterhaltung jenseits der Grenze der Realität. So hat die Bruderschaft beispielsweise eine bestimmte Schiesstechnik inne, die es erlaubt, Kugeln abzufeuern, die eine bogenförmige Schusslinie aufweisen, damit man Leute trifft, die hinter einem Hindernis oder um die Ecke stehen. Ausserdem wird man, wenn man aus Versehen selbst mal verletzt wird, in eine Badewanne mit Wachs gelegt – so regeneriert der Körper schnell und narbenfrei. Der Film begeht eine Gratwanderung, da alle Menschen mitsamt Umgebung real dargestellt werden, ihre Theorien und Handlungen dagegen häufig irreal. Diese Gratwanderung ist nicht geglückt, die Seilschaft um Regisseur Timur Bekmambetov abgestürzt. Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass ein Zeichentrick- oder Animationsfilm wohl ein geeigneteres Gefäss gewesen wäre um den Comic in ein bewegtes Medium zu überführen. Wanted bietet wilde Schiessereien, krude Gewaltszenen, rasante, schwindelerregende Kamerabewegungen und neben dem doch überraschenden Ende erhält man die Antwort, wie man vom Versager zum Superhelden wird.

Bewertung: 2 von 5

• Originaltitel: Wanted
• Dauer: 110 Minuten
• Land: USA
• Regie: Timur Bekmambetov
• Darsteller: James McAvoy, Angelina Jolie, Morgan Freeman
• Verleih: Universal Pictures Schweiz
• Start: 04.09.2008