Andrea Corr - Ten Feet High
Simon Knopf - Artist: Andrea CorrAlbum: Ten Feet HighRelease: 22.06.2007Label/Vertrieb: Warner Es ist alles Andere, als purer Zufall, dass die Corr-Geschwister gerade Mitte der Neunziger mit ihrem Celtic-Folk-Pop den Durchbruch schafften. Als 1995 der Erstling Forgiven, Not Forgotten erscheint...
Album: Ten Feet High
Release: 22.06.2007
Label/Vertrieb: Warner
Es ist alles Andere, als purer Zufall, dass die Corr-Geschwister gerade Mitte der Neunziger mit ihrem Celtic-Folk-Pop den Durchbruch schafften. Als 1995 der Erstling Forgiven, Not Forgotten erscheint, ist Irland, die Heimat von The Corrs, gerade drauf und dran vom Dauer-Sozialfall am Rande Europas zum Wirtschaftswunder und Touristen-Magnet der darauf folgenden zehn Jahre zu werden. Und mit dem Aufschwung kommt das Celtic-Revival. Bodhrán (keltische Trommel), Tin Whistle und Céilí (Tanz) sind plötzlich auch bei einer jüngeren Generation wieder angesagt und lassen sich obendrein noch gut vermarkten.
Zwölf Jahre später haben die Corrs die Trümpfe vom irischen Charme und dem celtic-folkigen Touch bekanntlich mehr als ausgereizt. Während sich drei Mitglieder der Band auf ihre Familien konzentrieren, beglückt uns die jüngste des Clans, Frontfrau Andrea, mit einem Solo-Werk, das, wie kann es anders sein, in ganz neue, musikalische Richtungen führt. Welche da wären, ein E-Piano in einem Wohnzimmer. Auf eben so einem sind die Songs fürs Album laut Pressetext nämlich entstanden; was man übrigens spätestens beim zweiten Takt des Openers auch so hören würde. „Sweet Jaysus!“ schreien da vermutlich nicht nur die irischen Landsmänner und Frauen.
Oh deary me...! (bild: www.thecorrswebsite.com)
Mit Ten Feet High gelingt Andrea Corr ein Fehltritt sondergleichens, zumal es die 32 jährige Sängerin doch tatsächlich fertig bringt,
abgestandenen mittneunziger Pop à la Everything But A Girl mit der Trostlosigkeit Dublins gegen Ende der 80er zu verbinden! Eine Kombination, die man bis anhin nur in den Büchern von Roddy Doyle fand – nur dass es da lustig war. Bereits bei Hello Boys und Anybody There wird klar, Andrea Corr wäre gerne disco-popig wie Sophie Ellis Bextor. Nur misslingt ihr dies gründlich. Nebst dem, dass es den Songs an Spannungsbögen fehlt, wirkt die ganze Produktion billiger als Manches, was in den letzten Jahren so im Zusammenhang mit Casting-Shows auf den Markt geschmissen wurde. Abwechselnd versucht sich die Sängerin mit Tränendrüsenmelodien (Ten Feet High) und „latin“ Rhythmen (Champagne from a Straw) bei einem breiten Publikum anzubiedern. Den ersten Tiefpunkt erreicht man so bereits bei Lied vier. Begleitet von einem Glockenspiel eiert Andrea – absichtlich? Lustig gemeint? Man weiss es nicht - mit kindlicher Stimme durch die zwei Minuten von I Do, und verhilft einem damit zu vor Schrecken aufgerissenen Augen.
Wirklich schade ist, dass Andrea Corr vor Allem stimmlich zu weit mehr und Besserem fähig wäre. Doch sowohl Gesang, als auch Musik wirken durchs Band unmotiviert. Es ist desshalb wohl auch besser, wenn man an dieser Stelle nicht erwähnt, dass Bono und Gavin Friday als Produzenten an Ten Feet High mitgearbeitet haben.