The Streets – Everything Is Borrowed
Michael Heger - Im Jahre 2002 sorgte Mike Skinner aka The Streets mit seinem Album Original Pirate Material dafür, dass englischer Rap über die Insel hinaus grosse Beachtung fand. Sechs Jahre und zwei Alben später schafft er es, mit Everything Is Borrowed ansatzweise an die Qualität seines D...
Original Pirate Material stand für innovative Strassen-Raps, den herrlichen Cockney-Akzent, den typischen Skinner-Flow und die mal dubigen, auch poppigen oder an Garage angelehnten Beats. Mike Skinners Rapskills blieben auf dem Konzeptalbum A Grand Don’t Come for Free und dessen Nachfolger The Hardest Way to Make an Easy Living erhalten. Trotzdem erreichten diese beiden Alben nie die Frische und Unbeschwertheit, welche das Debutalbum auszeichneten. Dem schafft Mike Skinner mit seinem neusten Werk Abhilfe.
Mike Skinner aka The Streets (Warner Music Group)
In seinen stärksten Momenten bewegt Everything Is Borrowed wie zu alten Zeiten. Paradebeispiel ist The Way Of The Dodo. Die Beats kommen in erster Linie in Partymanier daher, der Titel lehnt sich an eine englische Redewendung an, welche im Sinne von aussterben zu verstehen ist. Skinner sinniert - verpackt in einen Tanzflächenfüller - in horrender Geschwindigkeit über den Menschen und die Welt. Doch Everything Is Borrowed ufert nicht in banaler Sozialkritik aus. Das Album ist gegenüber seinen Vorgängern durchaus optimistisch angehaucht. Skinner scheint das Laster des Berühmtseins (The Hardest Way to Make an Easy Living) verarbeitet zu haben und widmet sich zuweilen auch positiven Gedanken. Bezeichnenderweise sind es die schnelleren Lieder der Platte, die zu überzeugen vermögen. So versteckt sich Never Give In hinter einer funkigen Bassline; der nächste Track, wie gemacht für den Dancefloor.
The Streets hat seinen musikalischen Horizont nochmals erweitert. So findet der Hörer mehrmals Jazz-Elemente. Besonders hervorzuheben gilt es I Love You More (Than You Like Me). Das jazzige Piano-Sample steht dem Track so gut, dass man ohne Vorbehalte von einem der stärksten Skinner-Tracks seiner Laufbahn sprechen kann. Doch nicht nur am Jazz vergreift sich The Streets auf seinem neusten Album. In On The Flip Of A Coin kommt eine Handorgel zum Einsatz, in On The Edge Of A Cliff sind gar Trompeten zu hören und die bereits von älteren Platten bekannten Geigen-Samples dürfen nicht fehlen.
Die schwächsten Momente auf Everything Is Borrowed sind die langsamen Balladen wie The Strongest Person I Know und The Escapist, welche nicht zu überzeugen vermögen. Der Titeltrack als erste Singleauskupplung kann die hohen Erwartungen schon eher erfüllen. „I came to this world with nothing, and I'll leave with nothing but love, everything else is just borrowed” rapt Skinner seine Lebensweisheiten über die ruhigen Beats eines waschechten Popsongs.
Die Formkurve Skinners zeigt nach zwei eher enttäuschenden Alben wieder nach oben. Die musikalische Horizonterweiterung tritt noch mehr in den Vordergrund als auf den letzten beiden Alben. Everything Is Borrowed ist ein solides Rapalbum, welches sich trotz Popanspruch aus der breiten Masse hervorhebt.