Maury (Streetparade)
Silvan Gertsch - Maury haben wir als Rockmusiker kennengelernt. Aktuell leiht der Basler seine Stimme für die Streetparade-Hymne. Im Interview spricht er über musikalische Grenzen. Hier haben wir Maury als Rocker kennengelernt!Du leihst deine Stimme für die Streetparade-Hymne. Wie kams dazu?Da...
Hier haben wir Maury als Rocker kennengelernt!
Du leihst deine Stimme für die Streetparade-Hymne. Wie kams dazu?
Das bestätigt, dass man Initiative ergreifen muss. Diese Single ist zwar ganz anders als die Musik, die ich als Maury mache, aber ich kann zu hundert Prozent dahinter stehen, auch wenn ich in einem anderen Mantel erscheine. Da kenne ich nichts, ich habe keine Berührungsängste und habe ja schon für No Religion mit DJs gearbeitet, das ist keine Grenze für mich. Ich habe an ein paar Türen geklopft und mein Interesse angemeldet, einen Song zur Streetparade beizusteuern. In dieser Hinsicht bin ich einfach ein hoffnungslos leidenschaftlicher Musiker. Ich habe dann einen Song geschrieben, in dem das Wort „Respect“ vorkommt, ohne zu wissen, dass dies das Motto der Streetparade sein wird.
Du hast schon vor zwei Jahren, zusammen mit DJ Tatana, an der Streetparade-Hymne gearbeitet. Ist das vergleichbar mit der aktuellen Vorgehensweise?
Das letzte Mal kam der musikalische Teil aus Eigeninitiative. Und über sieben Ecken landete mein Beitrag bei den richtigen Leuten. Tatana fand es super und so nahm es seinen Lauf. Auch dieses Mal lief es wieder sehr unberechenbar. In den letzten Jahren stand aber immer ein DJ vorne, der einen Artist gefeatured hat. Dieses Mal ist es allerdings die Streetparade featuring Maury. Ich konnte den Song richtig steuern. Ich wusste, dass ich als Maury dahinter stehen muss und sang das Stück so ein, wie ich einen Maury-Rocksong singe. Aber dass man das Stück dann Streetparade-konform aufarbeiten muss, das war für mich klar.
Führte das in DJ-Kreisen zu Diskussionen, dass kein DJ für den Song verantwortlich zeichnete?
Unsere Version ist ganz klar house-technoid, aber die Radios müssen sie auch spielen können. Ich bin gewappnet für Kritik. Einerseits gibts die puristischen Rocker, die mir vorwerfen, dass ich das nicht mit meinem Debütalbum vereinbaren könne. Und von Seiten der DJs ist noch kein Feedback gekommen. Ich finde es aber schön, dass der Event nicht sehr DJ-abhängig ist, sondern als Event gestärkt wird. Wir arbeiten jetzt auch noch an Remixes, um Club-Tools zu liefern. Wer auf härtere Technobeats steht, der findet den Song natürlich zu wenig hart, aber das spielt dann wiederum kein Radio. Es war eine Gratwanderung.
Du hast offenbar eine rockige und eine elektronische Seele in dir. Welche ist stärker?
Ich begann mit neun Jahren Gitarre zu spielen und bin im Rockbereich verwurzelt. Ich schreibe Songs, wenn ich an der Gitarre sitze. Deshalb ist es für mich und alle Beteiligten ganz klar, dass Maury der Pop-Rocker ist, der jetzt halt für die Streetparade-Hymne die Stimme geliehen hat. Ich finde aber, dass es in der elektronischen Musik extrem kreative Leute gibt. Ich bin ein grosser Fan von Daft Punk, Chemical Brothers oder Fatboy Slim. Ich habe grossen Respekt vor ihnen, die arbeiten nach anderen Gesetzen und sind zum Teil auch viel freier, um etwas zu kreieren. Vielleicht sitzt da ein kleines Teufelchen auf meiner Schulter, das mich ab und zu in diese Richtung drängt. Ich geniesse das. Musik verbindet. Der Zuhörer heute ist offener und ich bin immer meinen musikalischen Weg gegangen.
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Bisher bist du auch dadurch aufgegallen, dass du nur an grossen Anlässen aufgetreten bist mit deinem Debütalbum. Qualität vor Quantität?
Ich manage und booke Maury und Band alleine, mit grosser Unterstützung von der Plattenfirma. Ich hätte gerne eine kleine Clubtour gemacht, aber das eine führt zum andern. Wir lachen schon fast darüber: Angefangen hat es mit Energy Stars for Free im Hallenstadion, dann ging es weiter mit dem Auftritt vor Deep Purple, vor wenigen Tagen waren wir in Genf und bald steht der Auftritt am Gurtenfestival vor der Tür. Wir spielen wenige Sachen, aber es hat sehr schöne darunter. Das löst aber auch einen gewissen Druck aus und macht auch Lampenfieber, aber es motiviert! Und im Herbst oder Winter werden wir ja dann sehen, ob ich weiter im Live-Bereich Gas geben soll, oder ob sich Maury mit seiner Band wieder ins Studio begibt...
Was bevorzugst du?
Ich habe Blut geleckt, auf die Bühne zu gehen. Im Studio ist es zwar sehr schön und kreativ. Aber wir haben mit der Band intensiv zu Proben begonnen und das macht mega Spass. Ich fände es schade, wenn ich dieses Schiff jetzt schon wieder verlassen müsste. Und sonst gibt es ja auch noch die Lösung, dass wir beides nebeneinander vorbeilaufen lassen. Ich bin immer in den Startlöchern. Man kommt am besten ans Ziel, wenn man flexibel bleibt.
Gibts weitere Projekte von dir in naher Zukunft?
Ich bleibe auf dem Weg, den ich als Maury mit meiner Band eingeschlagen habe. Es ist die Entscheidung, die ich schon vor der Albumproduktion gefasst habe. Maury und Band ist wie der Aufbau einer eigenen Firma. Man muss am Ball bleiben und über längere Zeit 150% geben. Es wird zu einem Produkt in einem harten Business. Ich bleibe sicher bis Ende Jahr mit Leib und Seele voll im Maury-Modus. An Heiligabend werde ich jeweils ein Jahr älter und da ziehe ich gerne auch einen Schlussstrich und mache eine Rückblende. Ich sehe aber alles nüchtern, ich bin ein Newcomer und habe keinen Senkrechtstart hinter mir. Das ganze hat sich gesund entwickelt und jetzt gebe ich Gas bis zum Gehtnichtmehr!
Kommen wir zum Schluss noch einmal zurück zur Streetparade. Wirst du in diesem Jahr dort auch live auftreten?
Ich hoffe es. Ich habe schon Tausende von Ideen und habe diese auch schon weiter gegeben. Jetzt müssen wir schauen, was man daraus machen kann. Ich stehe gerne zur Verfügung, und ich stehe vorne hin. Mir war klar, dass ich mit meinem Gesicht vorne stehe, wenn ich es mache. Wenn ich nur halbherzig dabei gewesen wäre, dann hätte ich das nie gemacht.