Harry Potter and the Order of the Phoenix
Christina Ruloff - Geistiges Dreiradfahren mit visuellem Zauber: Der neue Potter bietet vergnüglich anspruchslose Unterhaltung mit kitschiger Moral und tollen Bildern. Die drei Freunde vom Zauberzirkus: Ron (Rupert Grint), Harry (Daniel Radcliffe) und Hermine (Emma Watson)Hätte man einem Cineast...
Die drei Freunde vom Zauberzirkus: Ron (Rupert Grint), Harry (Daniel Radcliffe) und Hermine (Emma Watson)
Hätte man einem Cineasten von vor 60 Jahren Harry Potter and the Order of the Phoenix vorgeführt, wären ihm wahrscheinlich die Tränen gekommen. Denn was der neue Film – diesmal unter der Regie von David Yates (einem relativ unbekannten Engländer, der sich bislang vor allem für Fernsehspiele verantwortlich gezeigt hat) – ganz nebenbei an cinematographischen Wundern auffährt, ist mit einem Wort wunderbar!
Der Besenflug durch London gehört zu den Highlights, wie auch die abertausend zersplitternden Glaskugeln beim Showdown. Trivialitäten wie Zauberkämpfe mit Feuerdrachen und Wasserfällen, Bilder mit sich bewegenden Menschen oder schwebende Kerzen fallen gar nicht mehr auf. Stattdessen übermannt einen die Flut an zauberhaften und immerzu bewegten Bildern, während das Orchester unter der Ägide von Nicholas Hooper mit Pauken und Trompeten untermauert, wie wichtig Musik für das Funktionieren der Dramaturgie ist.
als Lord Voldemort.
Unter der Handlung hätte der von seiner Zeit verwöhnte Filmfreund sicherlich gestöhnt, denn Frau Rowlings Romanvorlage ist eine Aneinanderreihung ebenso bekannter wie geliebter Klischees, die das Kinoerlebnis zu einem angenehm, sorglosen geistigen Dreiradfahren macht. Harry kämpft gegen dumme Muggels, eifersüchtige Kommilitonen, unfähige Bürokraten, sadistische Lehrerinnen und wohlmeinende Erwachsene, die ihn natürlich nicht für voll nehmen. Dabei entdeckt er – der Höhepunkt des Tiefsinnigen! – das Böse in sich, das ihn mit Lord Voldemort (Ralph Fiennes, mit seiner Strumpfhose überm Gesicht noch immer ein ästhetischer Gewinn) und dessen Geist verbindet.
) in ihrem hässlichen Reich.
Damit die Sache nicht zu düster wird, erlebt Harry seinen ersten Kuss (feucht!), wahre Freundschaft mit dem einfältigen Ron und der coolen Hermine und verwandtschaftliche Liebe mit seinem tätowierten Patenonkel Sirius Black, der ihm dann und wann eine heftige Umarmung und moralisch erbauliche Worte zuteil werden lässt. Es sind eben diese Gefühle, Liebe und Freundschaft, die Harry vom dunklen Lord trennen und den Menschen ausmachen – lautet die kitschig-pseudotiefsinnige Kalenderweisheit, die in keinem Potter-Abenteuer fehlen darf.
Ansonsten knallt es ständig heftig und dauernd passieren irgendwelche aufregenden Dinge, die einen nur schon visuell in den Bann ziehen. Man lehnt sich im Sessel zurück und hat ganz anspruchslos eine vergnügliche Zeit mit den drei Freunden vom Zauberzirkus und Alan Rickman als Professor Snape, der britisch-britisch umwerfende Bosheiten von sich gibt.
Bewertung: 3.5 von 5
sein Publikum noch zwei weitere Male beglücken.
Originaltitel: Harry Potter and the Order of the Phoenix
Land: USA
Genre: Abenteuerfilm
Dauer: 138 Minuten
Regie: David Yates
Darsteller: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Helena Bonham Carter, Ralph Fiennes, Gary Oldman, Alan Rickman
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 12.7.2007