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24. September 2008, 00:00 Movie

WALL-E

Jonas Bärtschi - Trostlos, verlassen – und ein einziger Abfallhaufen: So präsentiert sich die Erde im neusten Animationsstreich aus dem Hause Pixar. Doch nicht alles, was rostet, ist Schrott: Ein kleiner, etwas einsamer Aufräumroboter findet mit seinem Lebensmut auch im eintönigsten Alltag i...

Trostlos, verlassen – und ein einziger Abfallhaufen: So präsentiert sich die Erde im neusten Animationsstreich aus dem Hause Pixar. Doch nicht alles, was rostet, ist Schrott: Ein kleiner, etwas einsamer Aufräumroboter findet mit seinem Lebensmut auch im eintönigsten Alltag immer wieder Grund zur Freude.

Die Menschheit hat sich schon lange in den Weltraum abgesetzt, während auf der Erde der letzte funktionstüchtige "Waste-Allocation-Load-Lifter-Earth-Class" (kurz WALL-E genannt) die endlosen Räumungsarbeiten verrichtet – der Roboter mit dem treuherzigen Blick macht tagein, tagaus nichts anderes als Quader aus Müll zu stapeln. Seine einzige Gesellschaft: Eine anhängliche Kakerlake und ein Video des Musicalfilms "Hello, Dolly!".

All dies ändert sich, als eine Rakete die hypermoderne Roboterin EVE auf der Erde absetzt, um nach Anzeichen für biologisches Leben zu suchen. WALL-E verguckt sich in die iPod-mässig designte Traummaschine und landet in ihrem Schlepptau prompt auf der "Axiom" – einem immensen Raumschiff, das den Menschen bis zur Rückkehr auf die Erde als temporäres Zuhause dient.

Es ist schon erstaunlich, wie konsistent sich die Qualität der Animationsfilme von Pixar hält. Doch selbst gemessen an diesen hohen Standards ist Regisseur Andrew Stanton ("Finding Nemo") mit "WALL-E" ein neues Meisterwerk gelungen. Im Film wird kaum gesprochen – die einzelnen Roboter beherrschen höchstens ein paar Standardsätze und ihren eigenen Namen – und doch wird es nie langweilig: Minutiös ausgearbeitete Mimik und Gestik (wenn man es bei technischem Gerät so nennen kann) sorgen nicht nur für Situationskomik, sondern vermitteln unter Zuhilfenahme sorgfältig platzierter Geräusche ein nuanciertes Bild des Roboter-Innenlebens.

Schwierigkeiten hat der Film höchstens dort, wo er in alte (Disney-)Muster zurückfällt: Die Verfolgungsjagden auf der "Axiom" wollen nicht so recht ins grosse Ganze passen, und die Story vom unscheinbaren Nobody, der die Welt rettet, ist auch nicht gerade neu. Doch eigentlich ist das Nebensache, denn Herz und Seele dieses Films ist der kleine, rostige WALL-E – und der ist einfach grandios. In einer Szene ist er wegen einem technischen Defekt plötzlich nicht mehr der herzige Roboter mit Gefühlen, sondern einfach ein „normaler“ Roboter, der stumm seine Arbeit verrichtet. Und obwohl die starren Metallteile, die WALL-Es "Gesicht" bilden, noch genau gleich sind wie vorher, merkt der Zuschauer, was passiert ist – und leidet mit. Das ist virtuoses Animations-Kino, das man nicht verpassen sollte. "WALL-E" hat das Zeug zum Klassiker – und ist mit Sicherheit einen Besuch im Kino wert.

Bewertung: 5 von 5

Originaltitel: WALL-E

Land: USA

Genre: Animation/Komödie

Dauer: 98 Minuten

Regie: Andrew Stanton

Verleih: Walt Disney

Kinostart: 25.9.2008**

Links: http://www.helpwalle.ch/

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