Review: Richard Ashcroft (UK) @ Earshakerdays
Carlo Clivio - Richard Ashcroft war der Headliner am gestrigen Earshakersdaysfestvial im Zürcher Volkshaus und spielte ein wundervolles Set.Obwohl nicht ganz ausverkauft, waren die Sitzplätze bis auf den letzten Platz besetzt, im Parterre herrschte Gedränge und die Wartezeit für ein Bier be...
Obwohl nicht ganz ausverkauft, waren die Sitzplätze bis auf den letzten Platz besetzt, im Parterre herrschte Gedränge und die Wartezeit für ein Bier betrug locker zehn Minuten. Kurz vor halb zehn Uhr betrat ein gut gelaunter Richard Ashcroft mit seiner Band lässig die Bühne des Volkshaus und grüsste das Publikum mit dem Zeige- und Mittelfinger – das Zeichen für Peace, Victory oder wie man es auch auffassen könnte: Fuck You.
Den Auftakt des gut 90 Minuten Konzerts macht der Song Keys To The World. Das Publikum klatscht begeistert mit. Auf der Leinwand im Hintergrund der Bühne blitzen Dali ähnliche Figuren auf. Der fulminante Beginn wird dann aber gleich abrupt durch die Ballade Song For The Lovers unterbrochen. Auch wenn das Publikum am Ende des Songs begeistert klatscht, liess die Version zu Wünschen übrig und versetzte die Zuhörer in einen Winterschlaf, aus dem sie sobald nicht mehr aufwachten. Bei Music Is Power stand die Menge wie angewurzelt (eigentlich sogar noch schlimmer: wie versteinert) da und wusste die Energie des Songs nicht aufzunehmen. Da nütze es auch nichts, dass Richard Ashcroft zu tanzen begann. „E chli wenig Action im Publikum, aber so ischs ja immer in Züri“ bemängelte auch DJ Polly nach dem Gig.
Erst als der Klassiker New York in einer fünfzehnminütigen virtuosen Version gespielt wurde und auf der Leinwand Fotos und Videos von New York aufleuchteten, erwachte das Publikum wieder. Mit Saxophonsoli und langen Gitarrenparts war der Song definitiv eines der Highlights des Konzerts. Schon im Interview zuvor hatte Ashcroft gemahnt, bei diesem Song dann unbedingt die Ohrstöpsel zu montieren. Viele Leute im Publikum haben aber hauptsächlich auf seinen grössten Hit gewartet: Bitter Sweet Symphony. Der erste Song, den alle Generationen der Ashcroft Jünger in- und auswendig kannten, sodass das Genie nicht jede Zeile selbst singen musste.
Die besten Lieder hatte sich der charismatische Sänger- und Songwriter aber für die Zugabe aufgespart. Solo mit der akustischen Gitarre spielte er eine wunderschöne Version von The Drugs Don`t Work. Den Abschluss bildeten eine Cover Version von DJ Shadow sowie der The Verve Song Lucky Man. Ein grossartiges Konzert mit Richard Ashcroft in Höchstform, jedoch mit einem unterkühlten Publikum.