Erfolg trotz Krise
Bewerben ist wie Pokern: Je mehr Studenten eine Stelle wollen, desto wichtiger werden gute Karten. Punkten kann ein Student auf dem Arbeitsmarkt durch Berufserfahrung sowie Sozial- und Kommunikationskompetenzen. Als Bewerber muss er sich in künftige Chefs oder Mitarbeiter hineinversetzen können – unabhängig von deren Bildung und kulturellen Hintergrund. Fliessend Englisch zu sprechen ist ein Muss, jede weitere Sprache ein Bonus. «Exotische Sprachen wie Mandarin oder Arabisch sind von Vorteil», sagt Anna Hollmann, Geschäftsführerin von academics4business, ein auf Hochschulrekrutierung spezialisiertes Unternehmen. Wer einen Zeitplan erstellen und Statistiken auswerten kann, erhöht seine Chancen, einen Job zu finden. Gefragt sind ausserdem Studenten mit Computerkenntnissen und Erfahrung im Projektmanagement. Trotz Nebenjob sollte man sein Studium nicht vernachlässigen. Noten sind das erste objektive Selektionskriterium von Personalchefs, die zahlreiche Bewerbungsdossier sichten. «Nur jemand, der mit absoluter Leidenschaft studiert, erbringt überdurchschnittliche Leistungen», sagt Hollmann.
Als schwarze Schafe gelten Studenten, die im 10. Semester beruflich noch Jungfrau sind. Um nicht als Fachidiot zu verkümmern, ist es deshalb für Studenten wichtig, während des Studiums zu jobben oder ein Praktikum zu absolvieren. Als billige Arbeitskraft sind Studenten willkommen. Da sie Einblicke in verschiedene Berufe und Unternehmen gewinnen, wissen sie eher, welche Karriere zu ihnen passt. Beim Bund beispielsweise können sich Bachelor-Studenten und frische Absolventen aller Studiengänge für ein Hochschulpraktikum bewerben. Vorausgesetzt, die Bewerbungsunterlagen sind vollständig. In jedes Dossier gehören ein aussagekräftiges Motivationsschreiben, Arbeitszeugnisse sowie Diplome.
Die Todsünden
Doch Studenten schlampen häufig bei der Bewerbung: Ihr Bewerbungsdossier ist nicht komplett, ihr Lebenslauf dreiseitig und lückenhaft, das Motivationsschreiben kraftlos. Schlecht vorbereitet erscheinen sie auch zum Vorstellungsgespräch – zu nervös, um ihren Werdegang zu skizzieren. Hollmann machte die Erfahrung, dass Studenten die Vorbereitung aufs Interview zu wenig ernst nehmen. So versäumen sie es, ihre Stärken zu betonen und anhand von Erfolgsgeschichten zu erklären, welche Herausforderungen sie bereits gemeistert haben.
Auch ein Auslandsemester zeugt laut Hollmann davon, dass der Bewerber sich aus seinem gewohnten Umfeld hinaus gewagt und Hindernisse überwunden hat.
Der Schlüssel zum Erfolg
Absagen erntet man ebenfalls, wenn man sich auf die «falsche» Stelle bewirbt. Wird eine mehrjährige Berufserfahrung verlangt, genügt kein dreimonatiges Praktikum, um den Arbeitsgeber zu beeindrucken. Für Hochschulpraktika beim EDA ist es hingegen am Besten, keine Berufspraxis mitzubringen, da das Praktikum die erste Arbeitserfahrung sein soll, wie Sprecher Abnet Sebhatusagt. Folglich sollte sich der Bewerber Zeit nehmen, das Anforderungsprofil genau zu lesen und im Motivationsschreiben darzulegen, warum das Unternehmen von einer Zusammenarbeit profitieren würde.Kommt das Vorstellungsgespräch zustande, muss der Bewerber das Unternehmen unter die Lupe nehmen: Wie funktioniert das Unternehmen? Wie sehen Strategien und Herausforderungen aus? Was hat der Interviewpartner studiert?
Nach der Recherche empfiehlt es sich, die Interviewsituation zu üben. Dann kann man ruhig und überzeugend argumentieren – und ab und zu eine Bemerkung einstreuen, die verrät, dass man sich über das Unternehmen informiert hat.
Bei einem persönlichen Vorstellungsgespräch kommuniziert der Körper mit. Wichtig dabei: Dem Interviewpartner in die Augen schauen, Verschränken von Armen und Beinen vermeiden und sich leicht nach vorne neigen, so dass die gesamte Haltung Interesse ausdrückt. In seiner Haut sollte man sich wohlfühlen. Doch wer die Visitenkarte eines Unternehmens werden will, verspielt seine Chancen im Jogginganzug. Kein Student ist perfekt, aber mit dem passenden Blatt kann er seine Mitbewerber ausstechen – Krise hin oder her.
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