„Lässiger Hüftschwung, da ist noch Kraft drin!“
14.06.2009 um 07:47
…sagte der Deutsche im Vorbeigehen. Ich lächelte nur, sagte aber nichts, denn ein bereits erfahrener Kollege hatte mir erzählt, dass man nach Kilometer 40 nicht mehr viel sagte, und jetzt war bereits km 52. Und überhaupt, der brauchte gar nicht zu wissen, wie mir die Hüfte schmerzte! Nach km 55 kam noch einmal Euphorie auf, schliesslich hatte ich nur noch 45 Kilometer vor mir! Die war aber von kurzer Dauer, denn spätestens nach km 65 verfluchte ich die Strecke. Ich versuchte es mit Windschättelen. Das hatte ich gewiss noch nie so oft angewendet wie gestern. Doch auch das funktionierte manchmal nicht perfekt, nämlich dann, wenn mein Wille stärker war als der Windschatten, oder anders gesagt: meine Demotivation. Nach km 75 merkte ich, dass Joggen unmöglich wurde. Einige Typen überholten mich, ich versuchte, mich an ihre Fersen zu heften, doch ihre Schrittlänge wollte mit meiner nicht zusammenpassen und ich musste sie ziehen lassen. Endlich, bei km 80 kam einer vorbei, hinten auf dem T-Shirt stand „follow me“. Da wusste ich, er ist es! Fast drei Stunden begleitete ich ihn, ohne Worte. Zu guter Letzt kam noch einmal ein Stutz, den er hinunterjoggte, und ich war einmal mehr hoffnungslos verloren. Nun musste mein Coach in Einsatz treten, bis km 99 gab er den Schritt vor, danach hatte ich nur noch die Ziellinie vor Augen, welche ich nach über 15 Stunden erreichte. Erst dann merkte ich, wie ich zur Sau war…