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Das Ende der 20 - Jetzt erst recht!

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23.03.2011

Nachfolgend ein intimer Erfahrungsbericht zu meinen letzten Stunden als jugendlicher Jungspund, garniert mit einem kleinen kitschigen Hoffnungsschimmer am Ende, aber manchmal braucht man sowas halt. Da ist er, der letzte Tag mit einer Zwei am Rücken,... [mehr]
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Milla lügt!

26.05.2010 um 09:22

Geister und Gschpaischter kann ich ja seit letzter Woche nicht mehr ernst nehmen, Frau Dahinden und SF sei dank. Deshalb wird es höchste Zeit für eine Grusel-Neuorientierung: statt wandelnden Bettlaken steht Entführung durch Ausserirdische auf dem Programm: "The Fourth Kind" mit Milla Jovovich und William Hurt symbolisiert meine letzte Hoffnung auf abgekaute Fingernägel, mein verzweifeltes Aufbäumen gegen das unerwünschte Schicksal des furchtlosen Mannes. Milla, errette meine Seele!

Der angeblich auf wahren Begebenheiten beruhende Film beginnt mit einem Statement von Frau Jovovich, atemberaubend wie eh und je und höchstpersönlich, in dem mir ausdrücklich gesagt wird, die nun folgenden Szenen entsprächen den Ereignissen, die sich im Jahr 2000 im kleinen alaskianischen Städtchen Nome zugetragen haben. Um dies zu untermauern, werden die besonders dramatischen Szenen des Films von echtem Archivmaterial unterstützt. Das klingt ja vielversprechend, denke ich mir und sperre die letzten Sonnenstrahlen unter Anwendung von rücksichtsloser Jalousiengewalt aus. "What you're about to see, might be disturbing." säuselt mir Milla noch warnend ins Ohr. Das ist doch genau der Sinn der Sache, denke ich mir und überlege mir passende Worte für einen Heiratsantrag.

Milla Jovovich-Baehler spielt die Psychologin Dr. Abigail Tyler, die nach dem traumatischen und mysteriösen Tod ihres Mannes heim ins 500 Seelen-Nest Nome zurückkehrt, um zusammen mit ihren beiden Kindern einen Neustart in ein geordnetes Leben zu wagen. Eigentlich sollte es heissen "zurückfliegen", denn laut Erzählerquasselstrippe kann man das Kaff nur per Flugzeug oder Schiff erreichen. Keine Ahnung, weshalb dann die Kamera keine zwei Sekunden später liebkosend eine zweispurige Schnellstrasse entlangfliegt, welche sich durch den dichten Fichtenwald schlängelt und vermutlich in irgendeinem Plothole in Hinterbobligen endet. Aber es ist ja angeblich alles wahr, und in der Realität gibts keine Storylöcher und auch kein Hinterbobligen. Jedenfalls geschehen müsteriüse Dinge in Nome: sämtliche Patienten von Abigail haben Schlafstörungen und können sich alle nur noch an eine Schleiereule erinnern, die vor dem Schlafzimmerfenster hockt und sie anglotzt. Gruselig, anscheinend haben die armen Schlucker in Nome keine Jalousien wie ich. Die würden ihnen aber eh nichts nutzen, denn schnell wird klar: die Eule, das ist nur eine Art gedankenimplantierter Stellvertreter für fiese altsummerisch quasselnde und menschenentführende Ausserirdische!

Ja, der Film verbreitet wohlige unangenehme Stimmung bisher, nicht zuletzt wegen der zahlreichen Kamerafahrten über nebelumhangene Tannenwipfel. Ich bin aber doch überrascht, wie schön waldig und bergig das hier aussieht, so hatte ich die Nordwestküste Alaskas aus dem Geografieunterricht gar nicht in Erinnerung. Ich pausiere den Film und surfe mal schnell bei Google vorbei. Was ich finde, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren, was bei sommerlichen Temperaturen gar nicht mal so unangenehm ist:

Nome, Alaska, gemäss "The Fourth Kind"

Nome, Alaska, gemäss "Wikipedia"

Mein erster Gedanke: verdammt, die fiesen Aliens vom Planeten Xorxos entführen nicht nur Menschen, sondern sind generell in Sommerschlussverkaufslaune und lassen gleich noch alle Berge und Bäume mitgehen! Gut, vielleicht hat man sich gedacht, das ein Kuhdorf in Kanada optisch mehr hermacht als ein Kaff in Alaska, es sei den Filmemachern verziehen, denn die Archivaufnahmen, die sind ja echt. Hat Frau Jovovich schliesslich selber gesagt. Doch nach 40 Filmminuten kommen bei mir Zweifel auf, ob das angeblich echte Archivmaterial wirklich so echt ist. Da flackert das Bild immer genau zur rechten Zeit, jeder Fleck oder Störungsstreifen wirkt so, als erfülle er einen dramaturgischen Zweck und erscheint immer dann, wenn es was interessantes zu sehen gäbe. Beispielsweise, als ein Patient und angebliches Entführungsopfer unter Hypnose beginnt, über (!) dem (!!) Bett (!!!) zu schweben. Auf dem Archivmaterial, wohlgemerkt. Man sieht gerade noch, wie ihn irgendwas hochzieht, dann..Flackerflackerzittermurks. Das wird der Störsender der ausserirdischen Zensurbehörde sein, versuche ich mir einzureden. Warum der denn nicht gleich das ganze "echte" Archivmaterial desintegriert hat, sei dahingestellt.

Überhaupt ist das Abduktionsvorgehen der Aliens wenig effizient. Warum hunderte Leute ausgerechnet aus einer Kleinstadt entführen, wo jeder jeden kennt? Und dann bei den Opfern noch schnell eine halbarschige Gedankenzensur anwenden, welche mit Hypnose problemlos umgangen werden kann? Das gruseligste ist noch die "echte" Abigail, welche gollumglubschäugig in die Kamera stiert und krampfhaft bemüht ist, in ihren Schilderungen der Vorfälle jegliche Tonalität zu vermeiden. Aber so sieht man vielleicht nun mal aus nach einer Untersuchung mit der Alien-Analsonde. Aber als dann selbst im Archivmaterial der Schatten eines Ufos für Sekunden über den real ja nicht wuchernden Wipfeln des Nome'schen Tannenwaldes schwebt, muss ich leider davon ausgehen, das Miss Jovovich mich angeflunkert hat. Wikipedia bestätigt: die Archivaufnahmen sind genause fake wie der ganze Rest des Films.

Nur eines scheint bei der Geschichte von Nome zuzutreffen: Es gibt dort tatsächlich eine hohe Anzahl an spurlos verschwundenen Personen. Ich bezweifle aber ernsthaft, das ein Ufo nötig ist, um sich dort aus dem Staub zu machen.

Ah ja, und Milla: es ist aus zwischen uns. Lügen sind eine schlechte Basis für eine Beziehung.

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mib bloggt wöchentlich über Dieses und vor allem Jenes. Jeweils mittwochs, sonst halt später. Zu finden auf http://mib1981.wordpress.com oder auf www.students.ch. Er freut sich über jeden Kommentar und oder Nachricht und beantwortet diese falls gewünscht meistens freundlich.

Kommentare
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mib81 26.05.2010 um 20:37
Eben, mir ist bei Filmen eigentlich völlig schnuppe, wenn aus ästhetischen, dramaturgischen oder wirtschaftlichen Gründen Prag für Zürich oder Marokko für das alte Persien herhalten muss. Aber wenn ein Film gross rausposaunt, dass das was man sieht, der Wahrheit entspricht, dann fühle ich mich dann doch verarscht, wenn man mit zwei Klicks im Internet das Gegenteil beweisen kann und auch sonst wenig Sorgfalt beweisst, wenigstens die Illusion von Echtheit aufrecht zu erhalten. Wenn mir ein Film mit jeder Einstellung entgegenschreit "hey, das ist echt ECHT imfall", dann reisst mich das viel eher aus einem Film als wie wenn er offen fiktiv wäre.
akademiker 26.05.2010 um 19:08
"Bourne Identity" wurde auch nicht in Zürich gedreht, sondern irgendwo in Polen. Und "Prince of Persia" wurde auch nicht im Iran gedreht, sondern in Marokko.
Vielleicht schaut man in Hollywood auch darauf, mit den dargestellten Locations gängige Klischees so gut als möglich zu bedienen (Alaska = Wald, Taiga, Gebirge, Polarlichter). Manchmal ist die fiktive Location eben besser dazu geeignet, ein bestimmtes Klischee über eine Ortschaft zu bedienen als die reale Location selbst.
akademiker 26.05.2010 um 13:11
Das reale Küstenstädtchen Nome ist aber bei weitem nicht so schön wie das Hollywood-Nome. Vielleicht brauchen die einfach mehr Touristen. Und so haben sie es gemacht wie bspw. das Kleinstädtchen Roswell: schnell eine Story mit Ausserirdischen erdichten und das Ganze an Hollywood schicken. Das funktioniert bestens.