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Austauschsemester

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04.12.2006

Wenn man im Studium ist, ist man auf dem Zenit der Jugend angekommen. Nachher wird’s ernst. Die sonst unkompliziertenFickbekanntschaften wittern beim ersten guten Job die Chance und äussern Kinderwünsche, der Fiskus kommt mit unhaltbaren Forderungen ... [mehr]
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Austauschsemester

04.12.2006 um 14:28

Wenn man im Studium ist, ist man auf dem Zenit der Jugend angekommen. Nachher wird’s ernst. Die sonst unkompliziertenFickbekanntschaften wittern beim ersten guten Job die Chance und äussern Kinderwünsche, der Fiskus kommt mit unhaltbaren Forderungen und die Eltern wollen ein neues Gebiss bezahlt haben. Die Quintessenz daraus:Das Studium ist die letzte Chance, noch einmal richtig die Sau rauszulassen.Alles, was man in dieser Zeit veranstaltet und verbricht wird post Studium aus dem Leumund gestrichen und mit dem Satz «Jä weisch, da isch er no Studi gsi» quittiert. Ein Studikarte ist die Licence to drink, fuck, get high, spit of buildings, sing karaoke in underwearund überhaupt.Wir sollten es so machen wie diese coolintelligentenHarvard-Typen aus den Filmen. Der schlaue Rippley. Fettes Konto, fette Wohnung, fette Noten. Seriös, schlau und doch ne Partysau. Als Schweizer hat man sehr gute Voraussetzungen, ein solcher Bilderbuchstudent zu werden. Aber blöderweisenicht in der Schweiz. Um dies zu leben, muss man schon in andere Gefilde. Dahin wo der Studi noch Revoluzzer ist und erst noch als Zielgruppe der Gschäftlimacheranerkannt wird.Ich bin jetzt seit Februar in Berlin. An der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft.Ist fast der gleiche Mix wie an der ZHW. Die einen Klassen voller Techis mit Superhirn und Praktikum bei der NASA und in den andern Gucci-Models mit Aktienpaketenbei Novartis. Zwei Welten – ein Campus. Bevor ich ankam, hatte ich Angst um Geld, um das Niveau an der Uni, um das Wetter … alles papperlapapp! Zur Veranschaulichung hier nochmal die fettenAttribute von oben im Überblick. Fettes Konto: In Berlin gibt‘s überall Studirabatt! Bratwurst 1 Euro, Pizza 2.50, Gintonic 4, Clubeintritt 2–7 Euro, Mensaessen 1.70, Kino 5.20. Semestergebühren 220, dazu gibt’s allerdings ein Abo des ÖV, welches etwa 600 kosten würde. Erasmus zahlt ebenfalls noch ein Taschengeld und von Eltern und Grosis gibt’smeistens auch noch ein Extra-Bazzeli, wenn man so weit weggeht.Fette Wohnung: Altbau, Stuckaturdecke, 30 Quadratmeter mit DSL, mitten in der Stadt natürlich. Kostenpunkt schlappe 260 Euro. Fette Noten: In Deutschland steht der Pisaturm noch schiefer als das Grossmünster. Hier macht jeder Hansheiri das Abi und tummelt sich dann an der Uni. Soll übrigens nicht heissen, dass die Deutschendoof sind, im Gegenteil, hier hat‘s blitzschlaue Typen. Aber hier können auch die Doofen an die Uni. Und die müssen ja auch durchkommen, dementsprechend das Niveau. Die Selektion übernimmt hier die Wirtschaft. Die Folge: Eine 2 (also ne 5) schafft man mit halber Präsenzzeit und für ne 1 muss man ein bisschen dahinter. Das Semester wird natürlichtrotzdem angerechnetund wenn man wieder zurück ist, merkt man, dass man eigentlich sowiesonichts verpasst hat.Als Bonus ist man erst noch beim andern Geschlecht hoch im Kurs, weil man so freizügig lebt, einen sexy Akzent hat und dabei noch unglaublich gebildet wirkt.Ein Studium ohne ein Auslandsemester ist also nur ein Halbes. Und zwar nicht nur, weil es dann nur halb so toll wäre, sondern auch deshalb, weil ein Auslandsemesterunglaublich schnell vorbeigeht und so das Studium in der gefühlten Zeit locker halbiert. Viel Spass!

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