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3. November 2008, 08:55 Music Interview

Interview mit Bligg

Silvan Gertsch - Bands wie Züri West hätten dir Mut gemacht, in Mundart zu rappen. Woher kommt dein jetziger Mut, Rap und Volksmusik zu vermischen?Bligg: Der Song „Volksmusigg“ aus dem letzten Jahr war ein grösserer Erfolg, als wir uns das je erhofft hätten. Der existierte ja schon vorher...

Bands wie Züri West hätten dir Mut gemacht, in Mundart zu rappen. Woher kommt dein jetziger Mut, Rap und Volksmusik zu vermischen?

Bligg: Der Song „Volksmusigg“ aus dem letzten Jahr war ein grösserer Erfolg, als wir uns das je erhofft hätten. Der existierte ja schon vorher in einer reinen Hip-Hop-Fassung und wir nahmen ihn für „Die grössten Schweizer Hits“ in einer neuen Version auf. Während der Zeit im Studio habe ich gemerkt, dass diese volkstümlichen Instrumente sehr interessant sind, um sie in Songs einzubauen. Innert kürzester Zeit hatte ich unzählige Ideen, die ich umsetzen wollte. Deshalb wusste ich, dass dies ein gutes Fundament ist, um darauf eine Produktion aufzubauen. Das Album ist ein Stück weit eine Weiterführung der Single „Volksmusigg“.

Du hast damit auch etwas völlig neues kreiert.

Bligg: Ich bin der Meinung, dass viele Hip-Hop-Musiker sehr austauschbare Sachen machen und sich oftmals stark an Amerika orientieren. Ich habe an mich als Künstler den Anspruch, mich laufend weiterzuentwickeln. „0816“ ist mein fünftes Soloalbum. Wenn es gleich klingen würde, wie mein erstes, hätte ich etwas falsch gemacht. Der Albumtitel „0816“ bringt das auch auf den Punkt. Die Musik auf der Platte, so wie sie jetzt daher kommt, hat es in der Schweiz bis jetzt noch nicht gegeben. Das ist eine Tatsache. Ich habe einen eigenen Sound kreiert. Gerade weil er einmalig ist, grenzt er sich vom Durchschnitt ab. Das soll nicht wertend klingen. Ich will nicht sagen, dass meine Musik besser ist als andere Musik.

Hast du keine Angst, dass der Song „Volksmusigg“ eine einmalige Erfolgsgeschichte war?

Bligg: Das kann durchaus sein. Etwas erfolgreiches zu toppen, ist immer schwierig. Die Idee hinter „0816“ ist aber auch nicht, das ganze Album in dem Stil aufzubauen. „0816“ enthält nicht 13 Mal „Volksmusigg“.

Es wäre tatsächlich zu einfach, dich nun auf dieses volkstümliche Element zu reduzieren.

Bligg: Ich mache keinen Handörgeli-Rap, auch wenn mich einige Journalisten nun auf das reduzieren wollen – weil sie das Albumcover mit dem Stier gesehen haben. Meine Musik hatte schon immer sehr viele Einflüsse. Auch live. Ich habe eine Band dabei. Ich habe zwar mit Hip-Hop angefangen. Im Verlaufe der Zeit hat sich das aber weiterentwickelt.

Wie bist du zur Rapmusik gekommen?

Bligg: Das war damals die billigste Art, um Musik zu machen. Man benötigte einen Sampler, einen Stift und Papier. Zu Zeiten von Bligg und Lexx hatten weder seine noch meine Eltern Geld, um uns an eine Musikschule zu schicken. Für uns war die Musik ein Weg, um mit wenigen Mitteln kreativ zu sein. Wenn Lexx und ich schon damals die Möglichkeiten gehabt hätten, die wir heute haben, dann hätten wir die schon damals eingesetzt.

Erfindest du dich auch live immer wieder neu?

Bligg: Seit rund vier Jahren sind wir ununterbrochen auf Tour. Das war grösstenteils mit einer Liveband zusammen. Insgesamt standen jeweils sieben Leute gemeinsam auf der Bühne. Mit der neuen CD versuchen wir, das was auf dem Album ist, auch auf die Bühne zu bringen. Wir haben Nicolas Senn dabei, er ist 19 Jahre alt, spielt Hackbrett und ist in seiner Szene ein Star. Ich habe das grosse Glück, ihn auf meiner Tournee dabei haben zu können. Ausserdem wird ein Akkordeon dabei sein.

Du hast einen Song mit Gölä aufgenommen. Wie ist diese Zusammenarbeit entstanden?

Bligg: Wir sind in der Vergangenheit mehrmals an den gleichen Orten aufgetreten. An einem Abend sind wir gemeinsam an der Hotelbar abgestürzt. Ich arbeitete damals an meinem Album, Gölä an seinem, das ja zeitgleich mit meinem erschienen ist. Wir verabredeten uns damals, um gemeinsam einen Song aufzunehmen. Als wir uns dann im Studio trafen, hatten wir sechs Stunden Zeit, um den Song zu schreiben und ihn fertig aufzunehmen.

Das klingt nach einer sehr stressigen Arbeit. Habt ihr die Zeit im Studio trotzdem geniessen können?

Bligg: Es war ein intensives Arbeiten, aber wir beide hatten es locker zusammen und arbeiten ja auch auf einem professionellen Level. Obschon Gölä schon morgens um neun Uhr ein Bier trinken wollte. Ich habe dann halt wegen des Gruppendrucks mitgemacht (lacht). Gölä ist ein sehr unkomplizierter Typ, ich hingegen denke viel mehr über Sachen nach. Wir haben uns deshalb sehr gut ergänzt.

Die restlichen Songs auf deinem Album sind aber nicht unter so grossem Zeitdruck entstanden?

Bligg: Nein, das war von Song zu Song unterschiedlich. Ein Drehbuchautor hat 90 Minuten Zeit zur Verfügung, um eine Geschichte zu erzählen mit Pointe und allem drum herum. Meine Aufgabe ist es, eine Geschichte in drei Minuten rüberzubringen. Ich habe vier Monate lang an „0816“ gearbeitet, 15 Stunden am Tag. Das war eine enorme Arbeit. Ich selber produzierte das Album ja auch. Das war sehr zeitintensiv.

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BLIGG live:

19.12. Kofmehl Solothurn

20.12. Casino Herisau

26.12. Schüür Luzern

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