Feiern, bis der Arzt kommt
mirjam fuchs - Während sich Kollege Rohrer in Helsinki vermutlich sämtliche Weichteile abfriert, kuschel ich mich in die abgetragenen Polster meines Lieblingskaffeehauses in Wien, schlürf eine Melange und lass das vergangene Wochenende Revue passieren. Ich war zum ersten Mal im Leben an eine...
Kaum waren die Fotos im Kasten, ging die Sauferei los. Und das Dökterlen. Mit falschen Spritzen gingen die falschen Schwestern den falschen Patienten an den Kragen, die falschen Kranken verlustierten sich ihrerseits mit den falschen Ärzten. Ich hab noch selten so viele enthemmte junge Menschen auf so kleinem Raum gesehen, da wurde rumgeschmust, es war die reinste Knutschparade. Und alle mit allen! Mädchen mit Mädchen, Burschen mit Burschen, Heteros mit Heteros und Schwule mit Heteros – ein wunderbarer kleiner Liebesreigen.
Es scheint, als würde das Überstreifen eines simplen Kostüms die Menschen mit einem Schlag von ihren ganzen Hemmungen befreien. Vielleicht hat auch der Alkohol eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt. Egal, ich hab jedenfalls meine Vorurteile über Kostümparties revidiert. Hier in Wien sind das keine peinlichen Fasnachts-Diskos, sondern da steppt der Bär.
Wie es wohl Rohrer im hohen Norden ergeht? Sex, Drugs & Rock’n’Roll gibt’s da ja sicher auch genug. Aber immer nur Knäckebrot und getrockneten Fisch stell ich mir furchtbar langweilig vor… Naja, ich bestell mir jetzt einen hausgemachten Apfelstrudel mit heisser Vanillesauce und denk ganz fest an ihn beim Verspeisen. Mahlzeit und bis in zwei Wochen…!