Versagt unser Bildungssystem?
Dina Zwimpfer - Die meisten Menschen durchlaufen als Kinder die berühmt-berüchtigte «wieso»-Phase. Obwohl für Eltern sicher anstrengend, ist diese kindliche Neugier das Gesündeste, was dem Menschen passieren kann. So bleibt der Geist wach und das Hirn beschäftigt. Erst nach einigen Semest...
In der Schule wird angenommen, dass das den Schülern vermittelte Wissen «wahr» ist. Das hat nichts damit zu tun, wie interaktiv die Schulstunden gestaltet sind. Fakt ist, dass während der Schulzeit der Prüfungsstoff als «wahr» vorausgesetzt und in Form von Prüfungen abgefragt wird.
An der Uni und in der Wissenschaft hingegen geht es darum, grundsätzlich alles zu hinterfragen. Häufig basieren Forschungsansätze sogar auf der Frage nach dem «wieso» – selbstverständlich komplexer und rhetorisch gewandter formuliert. Es werden also Theorien aufgestellt, verbessert, wieder verworfen; oder Theorien anderer werden mit Studien unterstützt oder zerschlagen. Anders ausgedrückt: Die Uni soll in erster Linie nicht zum Wissen und Glauben anregen, sondern hauptsächlich zum Denken und Hinterfragen.
Die grosse Frage ist nun: Sind die zwei Ansätze von Uni und Schule absichtlich so unterschiedlich? Interessanterweise formuliert das EDK (Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren) das Ziel der Schulzeit als: «Animieren zu lebenslangem Lernen und Denken». Dies scheint mit der momentanen Schulpraxis von Wissen einpauken und prüfen nicht vereinbar zu sein. Die meisten Vorschulkinder haben einen gesunden Wissensdurst entwickelt. Sobald sie jedoch in die Schule kommen, wird diese kreative, allumfassende Neugier «in die richtigen Bahnen gelenkt» und lässt die meisten Schüler zwar mit angehäuftem Wissen, aber ohne Fragen zurück. Doch: Sind Fragen nicht gerade die notwendige Voraussetzung zu lebenslangem Lernen und Denken?