Phenomden @ Salzhaus, 20.12.08
Dominik Mösching - Es geht gegen zehn Uhr an diesem Dezemberabend, und es ist drückend heiss. Gerade eben begannen die Scrucialists, die Reggae-Könner aus Basel, ihre Offbeat-Riddims in Richtung ausverkauftes Salzhaus abzufeuern. Noch stehen sie alleine auf der Bühne. Auf wen das äusserst gemis...
Und der Wiediker Sing-Jay kann die Energie und Echtheit, die seine Platten so auszeichnen, mühelos auf die Bühne übertragen. Kaum sind nach dem Instrumental-Intro die ersten Takte von Stah Da gespielt, springt Phenomden auf die Bühne und reisst sofort mit. Geht dem Mann denn die Luft nie aus? Man versteht trotz Hüpfeinlagen und beeindruckender Silbenfrequenz jedes Wort, die Reime und kleinen Improvisationen purzeln, und zwischendurch bleibt immer noch Zeit, um einen der zahlreich anwesenden Bekannten und Verwandten zu grüssen. Man ist ja nicht weit weg von zuhause, und es ist das letzte Konzert des Jahres obendrein, da passen die kleinen Schäkereien zwischen den Liedern natürlich bestens. A propos Lieder: Seine „Songs voller Nachricht und Melodie“ packen auch live. Die Scrucialists setzen kompakt groovend um, was für die Alben in zig Köpfen und weit verteilten Studios entstanden ist, und die drei Sängerinnen sorgen für musikalische Breite. Schade nur, dass keine Bläser mitspielen und deren Parts von den Keys übernommen werden müssen.
Aber zum Glück fällt das nicht allzu oft auf, denn Phenomden steht ganz klar im Mittelpunkt der Show und zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Auch deshalb, weil die Scrucialists viel mehr Breaks und Ragga-Beats einbauen als auf den Tonträgern – und diese selbstredend nicht instrumentell, sondern vom geschmetterten Züri-Slang Phenomdens dominiert werden. Typisch dafür sind Dance im Olivenhain oder die Tunes von seinem Style Generator-Album, das Dennis unter anderem Künstlernamen veröffentlicht hat (Phenom Melody). Oft werden einige Songs zu kurzweiligen Medleys zusammengefasst, zum Beispiel Computer Riddim und Spam. Die grössten Hits werden aber selbstverständlich komplett gespielt (Wiedike, Nume Drum, Steinig).
Das Konzert schliesst Phenomden dann mit zwei phänomenalen Liebeserklärungen an die Musik ab: Lied im Ohr als geplanter letzter Song und Gueti Musig als ungeplante weitere Zugabe. Mit diesen Liedern im Ohr verlassen diejenigen, die nicht für die anschliessende Reggae-Party bleiben, das dampfende Salzhaus und kehren in die kalte Winterthurer Dezemberrealität zurück. Aber solange Phenomdens „Füür no brännt“, wird hier bestimmt niemand erfrieren müssen. Und sein Feuer wird noch lange nicht ausgehen – das hat er im Salzhaus einmal mehr bewiesen.
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- Photo: Fabian Brunner / Nation Music