The Nativity Story
Joel Bedetti - Pünktlich auf die Feiertage kommt der grösste aller Mythen in die Kinos. Catherine Hardwicks und Mike Richs Bibelepos macht Stimmung – wenn auch mit etwas viel Pathos. Jungfrau Maria - noch ahnt sie nichts von ihrer göttlichen AufgabeWir schreiben das Jahr 1 vor Christus. De...
Jungfrau Maria - noch ahnt sie nichts von ihrer göttlichen Aufgabe
Wir schreiben das Jahr 1 vor Christus. Der Mittelmeerraum wird von Rom beherrscht. In Jerusalem regiert, von Kaiser Ceasars Gnaden, König Herodes. Der prunksüchtige Brutalo-Herrscher presst nach Belieben den fruchtbaren Landstrich Judäa und seine Bevölkerung aus, um seine megalomanischen Bauwerke in der heiligen Stadt aus dem sandigen Boden zu stampfen. „Es begab sich aber zu jener Zeit...“ – den Rest der Geschichte kennt jeder, der wenigstens einmal im Leben den Heiligabend in der Kirche verbrachte.
Die Bibel ist wohl die einflussreichste Erzählung der Menschheitsgeschichte, und die Geburt Christi stellt die zentrale, mythisierte Zäsur in der heiligen Schrift dar. Jesus, irdischer Sozialrevolutionär der ersten Stunde und metaphysisches Opferlamm zugleich, wird geboren, um die Menschheit zu erlösen. Auf faszinierende Weise prallen in der Weihnachtsgeschichte historische Begebenheiten, religiöse Vorstellungen und menschliche Sehnsüchte zusammen.
Die Geburt im Stall - die nächsten Besucher werden die Drei Weisen sein
Die Produzenten des Films beschwören, mit ihren umfangreichen Recherchen das biblische Zeitalter - so gut es geht - wieder auferstehen zu lassen. Trotzdem kann der Streifen keine geschichtliche Authentizität beanspruchen, auch nicht im Rahmen historisch unumstrittener Fakten. Bereits in der Rollenverteilung bleibt The Nativity Story in biblischen Mustern haften: Die brutal und grimmig dreinblickenden Legionäre Roms kontrastieren in einer Weise mit dem streckenweise romantisierten Bild der friedlichen Bauern, wie es nur einem Mythos und keiner geschichtlichen Darstellung erlaubt ist.
Der epische Unterton kommt dem Film in weiten Teilen zu Gute, unterstreicht er doch die Bedeutung der Weihnachtsgeschichte als emotionelles und transzendentales Erlebnis, nicht als Realität. Bisweilen übersteigt er jedoch die Schmerzgrenze der Gefühlsduselei - wenn beispielsweise in der Schlussszene das Paar mit Jesuskind vor der untergehenden Sonne gen Ägypten reitet, und dazu eine zuckersüss arrangierte Adaption von „Stille Nacht“ die Ohren des reizüberfluteten Zuschauer beschallt.
Fazit: Die berühmteste aller Geschichten, souverän inszeniert, lockt ins Kino – die Krippenspiele der Sonntagsschulen werden es diesen Winter besonders schwer haben.
Bewertung: 3.5 von 5
Auf Durchreise in der Metropole Bethlemem
Originaltitel: The Nativity Story
Land: USA
Genre: Bibelfilm
Dauer: 90 Minuten
Darsteller: Keisha Castle-Hughes, Oscar Isaac, Hiam Abbass u.a.
Verleih: Fox/Warner
Kinostart: 7.12.06