Men from S.P.E.C.T.R.E. – The Living Eye
Dominik Mösching - Artist: Men from S.P.E.C.T.R.E.Album: The Living EyeDatum: 11/2006Label: Hammond Beat Records/RecRec Die Welt, sagen manche, wäre eine Bessere, wenn die Menschen endlich lernen würden, sich in andere hineinzuversetzen. Genau diesen Effekt erlebt man beim Hören von The Living ...
Album: The Living Eye
Datum: 11/2006
Label: Hammond Beat Records/RecRec
Die Welt, sagen manche, wäre eine Bessere, wenn die Menschen endlich lernen würden, sich in andere hineinzuversetzen. Genau diesen Effekt erlebt man beim Hören von The Living Eye, dritter Longplayer der Men from S.P.E.C.T.R.E.: Bereits die ersten Takte von Black Tank katapultieren einen in die Rolle eines Kleinkriminellen, der im Stile älterer US-Krimiserien zuerst mit dem verbeulten Pickup auf den Strassen von L.A., dann zu Fuss durch Hinterhöfe, über Wäscheleinen und schliesslich auf den Dächern heruntergekommener Wohnblöcke vor aufsässigen Privatdetektiven flüchtet.
Kaum den Häschern entkommen und in einem schäbigen Motel untergetaucht, lässt man die Verfolgungsjagd entspannt bei einem Glas Whiskey und zu The Luck of Teela Brown Revue passieren, bevor man sich in Schlaghose wirft, die Pilotenbrille setzt und, im Autoradio läuft gerade zufällig Wild Driver, Richtung Innenstadt braust. Einige Stunden und ungezählte Drinks später liegt man dann irgendwo ohne Erinnerung im Graben, knapp bei Bewusstsein gehalten von The Robbery, dessen Klänge fetzenweise aus der schummrigen Bar von jenseits der Strasse herübergetragen werden.
Gute Instrumental-Platten wie The Living Eye erkennt man daran, dass sie nicht nur als nette Hintergrundmusik bei ebensolchen Besuch taugen, sondern bewusst gehört werden können, dabei stets neue Details preisgeben und – zu erwähnen nun eigentlich überflüssig – Bilder generieren. Men from S.P.E.C.T.R.E. mit ihren von Surf, Funk, Beat und Psychedelia inspirierten Mod-Sounds würden dabei genauso auf den Soundtrack des nächsten Tarantino- oder Agentenfilms passen wie in eine Zeit irgendwo zwischen den frühen 60er und späten 70er Jahren.
Zwischen den Film-Zitaten, Wah-Wah- und Fuzz-Gitarren sowie dominierenden Hammond-Orgel-Läufen wabert ein Lebensgefühl, das sowohl Zeitgenossen als auch Nachgeborene gerne idealisieren. Wobei letztere dies wohl nicht aus nostalgischen Gründen tun, sondern gerade wegen übermässigen Konsums von älteren US-Krimiserien und Agentenfilmen – oder von Musik, wie sie Men from S.P.E.C.T.R.E. seit 1997 zelebrieren.
Obwohl The Living Eye auf dem amerikanischen Label Hammond Beat Records veröffentlicht wurde, stammt das Quintett in der Tat und vielleicht überraschenderweise aus Winterthur, womit die Chance natürlich steigt, den Verfolgungsjagden-Soundtrack einmal live geniessen zu können. Wäre aber darüber hinaus die Welt, wenn Platten wie The Living Eye öfter in den Charts vertreten wären, eine Bessere? Nun – das Radioprogramm zumindest dürfte sicherlich davon profitieren.