X-Men Origins: Wolverine
Gregor Schenker - Nach der erfolgreichen X-Men-Trilogie beschäftigt sich dieses Prequel (spielt ca. zwanzig Jahre vor dem ersten Teil) nun mit der Herkunft von Wolverine, wohl so ziemlich der beliebtesten Figur aus dem Fundus von Marvel Comics (als nächstes soll ein Film über Magneto dran sein)...
Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts werden James und sein älterer Bruder Victor mit übermenschlicher Körperkraft, extremer Langlebigkeit und fantastischen Selbstheilungskräften geboren – und entdecken den Kriegsdienst als liebstes Hobby. In Vietnam erregen sie schliesslich die Aufmerksamkeit Colonel William Strykers, der für das US-Militär eine Spezialeinheit aus Mutanten bildet. Nicht einverstanden mit den unbarmherzigen Methoden des Colonels, kehrt James dem Team X (und seinem Bruder) nach einiger Zeit den Rücken.
Jahre später führt er zusammen mit Kayla, seiner grossen Liebe, ein idyllisches Leben in Kanada. Bis Victor (der sich seiner animalischen Seite vollends ergeben hat und immer noch enttäuscht darüber ist, dass James ihn im Stich gelassen hat) auftaucht und die Frau umbringt. Ausser sich vor Wut, lässt James sich von Stryker das Skelett mit einer speziellen Metalllegierung imprägnieren, um seinem Bruder im Zweikampf gewachsen zu sein…
Der Film beginnt mit einer Szene aus der Kindheit unserer beiden Protagonisten, die an Pathos und Klischeehaftigkeit schwer zu überbieten, also praktisch unansehbar ist – und auch später hat der Streifen immer wieder Probleme damit (ob James jetzt angesichts Kaylas Tod in Klagegebrüll ausbricht oder ein harmloses Farmer-Ehepaar, das ihm geholfen hat, so gar nicht überraschenderweise umgebracht wird). Kommen einige Logikschwächen hinzu, die teils ans unfreiwillig Komische grenzen (schieben die jetzt echt die Adamantium-Behandlung auf, um James’ neue Erkennungsmarke zu stanzen, und wieso muss er die dabei überhaupt tragen?). Die Drehbuchautoren Benioff (The Kite Runner) und Woods (Passwort: Swordfish) hätten das Skript ruhig nochmals überarbeitet dürfen.
Gott sei’s gedankt, dass Regisseur Gavin Hood (Tsotsi) Erbarmen mit uns hat und uns bereits mit dem grandiosen Vorspann (der James’ und Victors Lebensweg von ihrer Kindheit bis in die Gegenwart nachzeichnet) für die Unsinnigkeiten entschädigt; die Action ist spektakulär und kann sich jederzeit sehen lassen (vorausgesetzt sind Immunität gegen hemmungsloses Stylegewichse und dass man z.B. darüber hinweg sieht, dass der erste Einsatz des Teams X im Grunde völlig überflüssig ist), die Effekte schwächeln zum Teil, gehen aber in Ordnung; angenehm im Ohr ist die mitreissende Filmmusik von Harry Gregson-Williams (The Chronicles of Narnia).
Das grösste Lob verdienen sich aber die Testosteron-Bolzen Hugh Jackman und Liev Schreiber (Scream). Während erster wiederum in die Rolle seines Lebens schlüpft und damit fast nichts falsch machen kann, wirkt zweiter als Killermaschine Victor überzeugender, als man es ihm je zugetraut hätte (unglaublich, was 20 Kilo zusätzliche Muskelmasse so ausmachen). Fans der Comics können sich zudem an Figuren erfreuen, die bisher in den Filmen noch nicht zu sehen waren (wie Gambit oder Deadpool), auch wenn selbiger nicht viel aus ihnen macht.
Ja, der Streifen hat so seine Probleme (mit Pathos, Klischees und Logikschwächen) und ist gut und gern der schwächste X-Men-Film bisher, ist aber immer noch gutes Actionkino, das eine gerüttelte Menge Spass bereitet.
Bewertung: 3 von 5
- Titel: X-Men Origins: Wolverine
- Land: USA
- Regie: Gavin Hood
- Drehbuch: David Benioff, Skip Woods
- Darsteller: Hugh Jackman, Liev Schreiber, Danny Huston, Lynn Collins
- Verleih: Warner Bros. Pictures, Twentieth Century Fox
- Start: 29. April 2009