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14. Mai 2009, 21:35 Kolumnen

Tanzbären und Kampfjets. Mein Nachbar Russland.

Andreas Rohrer - Sie waren jetzt ein Jahr lang meine Nachbarn, die Russen. Nicht besonders beliebt hier in Finnland. Miss Universum, Millionäre und Militär. Vodka. Nutten. Taschendiebe. Das schauen wir uns mal an!Der Nachtzug nach Moskau, sehr angenehm. Mit goldenen Fransen am Vorhängchen und ...

Sie waren jetzt ein Jahr lang meine Nachbarn, die Russen. Nicht besonders beliebt hier in Finnland. Miss Universum, Millionäre und Militär. Vodka. Nutten. Taschendiebe. Das schauen wir uns mal an!

Der Nachtzug nach Moskau, sehr angenehm. Mit goldenen Fransen am Vorhängchen und rotem Kaviar zum Frühstück. So muss sich der Orient Express anfühlen. Moskau dann kurz vor dem Ausnahmezustand, zweierlei, die Vorbereitungen auf den Weltkriegssiegestag Victory Day und der Countdown auf den Eurovision Song Contest haben die Stadt fest im Griff. Zweiteres erkenntlich durch hunderte von Plakaten mit stolz Miss Universum - da haben wirs - drauf. Ersteres ist aber scarier. Ein Stadtteil nach dem anderen wird vom Militär - da haben wirs - abgesperrt, Paraden geprobt, Panzer manövriert und die Kampfjets tiefgeflogen. Mit etwas Geduld und Umwegen aber kein Problem, sogar sehr beeindruckend und prima Nebeneffekt, die Stadt ist extrem sauber dank stündlichen Putztouren alter Sowjet-Lastwagen mit Spritzschlauch. Kurz für einen Euro ein Foto mit dem falschen Lenin und weiter.

Hat mich übrigens nen Hunni gekostet, nur um einzureisen. Die Schweiz blättert mit den USA mit am meisten fürs Visum. Dafür steht jetzt AHДPEAC POPEP in meinem Pass, und in deinem nicht. Beim Roten Platz um die Ecke gibts eine Lamborghini Boutique. Das sind dann die Millionäre dort. Im Zirkus war ich. Die Russen haben die besten Akrobaten der Welt. Einer hat von einem Katapult aus einen vierfachen Salto auf einen fünf Meter hohen Stuhl gemacht. Direkt ins sitzen. Applausi! Einen Tanzbären hatten sie auch. Die Millionäre zahlen 10 Euro für ein Bild ihrer Kinder mit dem ziemlich benebelten Bär. Das Tier ist Untertan, ein Überbleibsel aus der Zarenzeit.

Ein weitaus beeindruckenderes Relikt aus der Zarenzeit ist St.Petersburg. Eine Stadt vom Reissbrett geplant für den grossen Peter (eben der Zar), und man siehts. Schöner gehts nicht. Aber zum Vodka, jetzt. Den trinkt man direkt aus der Flasche und kriegt keinen Kater. Runterspülen mit Baltika Bier. Danach tanzt die urban youth zu DJs die mit CDs auflegen und rauchen Wasserpfeife. Nutten und Taschendiebe gibts aber nicht. Dafür Babushka-Spielzeugpuppen von Obama und den Boston Red Sox. East goes West, aber voll. Auch der Fastfood gehört in Russland zum Standard. Ich war im ersten McDonalds auf Sowjet-Gebiet. Noch besser aber russische Schnellimbissketten, die Bliinis und gebackene Karteffeln mit Füllung nach Wunsch verkaufen und fast nix kosten. Davai, noch eins!

Leider keine Rauschmittel im Fastfood, so wie in Berlin.

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