Interview mit Elbow
Silvan Gertsch - Zwei glückliche Gewinner des Students.ch-Wettbewerbs werden am 28. Mai zu Elbow nach Berlin fliegen. Wir sprachen vorab mit Bassist Pete Turner über ihr Erfolgsalbum "The Seldom Seen Kid" und über ihre 19-jährige Karriere.Ihr seid für euer letztes Album "The Seldom Seen Kid"...
Ihr seid für euer letztes Album "The Seldom Seen Kid" mit dem Mercury Price und einem Brit-Award als beste Band ausgezeichnet worden. Wieso hats so lange gedauert, bis die Leute gemerkt haben, wie fantastisch Elbow sind?
Pete Turner: Vielen Dank. (lacht) Dafür sind wahrscheinlich mehrere Faktoren verantwortlich. Nicht zuletzt der Wechsel zu unserem aktuellen Label war ein wichtiger Grund. Ausserdem stehen die Fans voll und ganz hinter "The Seldom Seen Kid". Und auch die Singles "Grounds For Divorce" und "One Day Like This" haben eingeschlagen. Der Gang ins Rampenlicht kam für uns sehr unerwartet. Wir waren überrascht – und erfreut zugleich.
Hat das Album dein Leben verändert?
Absolut! Definitiv! Etwas grosses ist ins Rollen gekommen, wie bei einem Schneeballeffekt. Niemand von uns hat damit gerechnet, ein so überwältigendes Echo zu kriegen. Das hat alles verändert.
Ihr habt aber auch einen harten Weg hinter euch.
Ich bin froh darüber. Und auch über die Tatsache, dass es bis zum vierten Album gedauert hat, bis wir richtig bekannt geworden sind. Das gab uns Zeit, uns langsam aber stetig zu steigern und uns daran zu gewöhnen. Wir können heute viel besser damit umgehen, als es noch in unserer Anfangsphase der Fall gewesen wäre.
Habt ihr euch in den 19 Jahren, in denen ihr jetzt unterwegs seid, nie auflösen wollen?
Nein. Die ersten zehn Jahre waren zwar wirklich schwierig. Da standen wir mehrmals kurz davor, einen "richtigen" Job auszuüben, anstatt auf die Musik zu setzen. Aber irgendwie kamen in solchen Situationen immer irgendwelche Konzerte dazwischen oder andere interessanten Sachen, die uns weiter angetrieben haben. Heute wissen wir, dass wir uns glücklich schätzen können, von der Musik zu leben. Wir schätzen unseren Beruf.
Wie hat sich die Beziehung zwischen den Bandmitgliedern über die Jahre geändert?
Ich denke, wir sind noch engere Freunde geworden, weil wir so viel gemeinsam durchgemacht haben. Das ist aber auch eine wichtige Voraussetzung, um eine Band zu sein. Einerseits, weil man ständig gemeinsam unterwegs ist und andererseits, weil man ja auch die Musik auf einen gemeinsamen Nenner bringen will.
Elbow mit Bassist Pete Turner (l.).
Ein britisches Musikmagazin stellte kürzlich die Frage in den Raum, ob euer Sänger Guy Garvey eher der "Poet des Volks" oder der "Typ aus dem Pub, der zufällig bekannt wurde", ist. Welche Seite trifft auf ihn zu?
Die zweite, mit den Pubs. (lacht) Wobei, auf Guy trifft eigentlich beides zu. Wir alle in unserer Band gehen häufig in Pubs, vergnügen uns dort und sprechen auch mit Fans und Leuten, die zu uns an den Tisch kommen. Auf der anderen Seite ist er aber auch ein Poet. Ich denke, er ist ein "people’s poet from the pub". Über diese Bezeichnung würde sich Guy wahrscheinlich sogar freuen.
Eure Musik ist sehr emotional. Ist die Musik wie ein Ventil für euch, um Emotionen abzubauen?
Die Musik ist unsere Leidenschaft. Wahrscheinlich ist sie die einzige Sache in unserem Leben, die wir richtig ernst nehmen. Songs zu schreiben ist eine todernste Angelegenheit. In unseren Alben stecken deshalb viele Emotionen und auch viel Arbeit drin. Bei den Konzerten wollen wir hingegen in erster Linie Spass haben, ein Bier trinken, lachen.
Bevor ihr "The Seldom Seen Kid" veröffentlicht habt, habt ihr verlauten lassen, dass ihr keine Studio-Alben mehr veröffentlichen wollt. Wie ernst ist euch das?
Fakt ist, dass die Leute heutzutage kaum mehr ein Album kaufen und es sich vom ersten bis zum letzten Song anhören. Wir sind halt der Meinung, dass ein Album ein Stück Kunst ist, das viel Arbeit beansprucht. Aber das heisst nicht, dass wir keine Alben mehr aufnehmen werden. Im Gegenteil, es werden noch viele CDs von uns folgen.
Bei uns läuft momentan ein Wettbewerb. Der Gewinner wird an euer Konzert nach Berlin fliegen. Was erwartet ihn dort?
Ein wunderbarer Wettbewerb! Euer Gewinner wird dort auf viele Streicher treffen. Ausserdem haben wir fünf oder sechs Bläser dabei und eine fantastische Licht-Show. Wir spielen etwa neun Songs ab unserem letzten Album, "The Seldom Seen Kid". Zusätzlich spielen wir aber auch noch etwa neun Songs ab unseren ersten drei CDs. Es sollen ja schliesslich auch die Leute auf ihre Kosten kommen, die uns seit unseren Anfängen kennen.