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26. Dezember 2006, 00:00 Movie

Flags of our Fathers

Christina Ruloff - Clint Eastwood hinterfragt in Flags of our Fathers die Mechanismen der Propaganda. Ihm gelingt ein grossartiger, unsentimentaler Film. Das berühmte Bild von Joe RosenthalFlags of our Fathers erzählt die Geschichte der berühmten Fotografie von Joe Rosenthal. Sie zeigt sechs Sol...

Clint Eastwood hinterfragt in Flags of our Fathers die Mechanismen der Propaganda. Ihm gelingt ein grossartiger, unsentimentaler Film.

Das berühmte Bild von Joe Rosenthal

Flags of our Fathers erzählt die Geschichte der berühmten Fotografie von Joe Rosenthal. Sie zeigt sechs Soldaten, die eine US-Flagge auf der Insel Iwo Jima im Pazifik hissen. Es ist nicht das einfache Hissen einer Fahne, es ist der Akt des gemeinsamen Hissens der wehenden US-Flagge von fünf Marines und einem Matrosen, der das Bild weltberühmt gemacht hat. Es wurde von allen amerikanischen Tageszeitungen abgedruckt und zum Symbol für den amerikanischen Siegeswillen und Sieg.

Die Landung auf Iwo Jima - ein Alptraum

Dass der Kampf gegen die Japaner auf Iwo Jima noch weitere 30 Tage andauerte, und dass drei der sechs Flaggenhisser zusammen mit etwa 7000 anderen amerikanischen Soldaten dort ihr Leben verloren, interessierte die amerikanische Öffentlichkeit wenig. Die Nation war kriegsmüde und der Staat beinahe bankrott, so dass die überlebenden drei Soldaten auf eine klassische Propaganda-Tour gezerrt wurden, in der sie für Kriegsanleihen werben sollten.

Auf der Propaganda-Tour für Kriegsanleihen

John 'Doc' Bradley (Ryan Phillipps), Rene Gagnon (Jesse Bradford) und Ira Hayes (Adam Beach) wurden zu Helden stilisiert. Sie nahmen an Paraden teil, hissten in inszenierten Feiern immer und immer wieder dieselbe Flagge und warben für Kriegsanleihen. Der Krieg, die Erinnerungen an die entsetzlichen Ereignisse, liessen sie nicht los. Vor allem der indianischstämmige Ira Hayes (Adam Beach), offiziell geschätzt und dekoriert, aber im realen Leben ausserhalb der Armee doch ein Mensch zweiter Klasse, litt unter furchtbaren Schuldgefühlen, seine (mittlerweile toten) Kameraden zurückgelassen zu haben. Er wurde zum Alkoholiker und da er so nicht mehr verwendet werden konnte, kehrte er in den Pazifik zur Armee zurück. Die anderen beiden konnten wie alle Veteranen den Krieg nie hinter sich lassen. Sie gerieten nach dem Krieg in Vergessenheit.

) ist nach dem Krieg vergessen und verloren

Flags of our Fathers basiert auf dem Bestseller von James Bradley, der erst nach dem Tod seines Vaters von dessen kurzfristiger Berühmtheit als „Fahnenhisser“ erfahren hat; so sehr war sein Vater bestrebt, den doch allgegenwärtigen Krieg zu verdrängen.

Clint Eastwood interessiert sich vor allem für die Funktionsweise der Propaganda, wobei er den Krieg und die Soldaten nicht ausblendet. Eine Rahmenhandlung, ohne die man in Hollywood nicht mehr auszukommen scheint, führt in die Erinnerungen verschiedener Veteranen an die Werbetour ein, die von zahlreichen Flashbacks zum Kriegsgeschehen unterbrochen werden. So führt Eastwood nicht nur den Krieg vor Augen, in dem Tausende junge Männer für die Einnahme einer schwefligen, kleinen Insel ihr Leben verlieren, sondern auch, dass dieser Krieg für die Beteiligten nie zu Ende ist.

Helden für das kriegsmüde Amerika

Eastwood erläutert die Mechanismen der Propaganda. Eine Nebensächlichkeit (das zweite Hissen der Flagge) wird per Zufall fotografisch in einem kraftvollen und symbolischen Bild festgehalten und mit der richtigen medialen Inszenierung zum Symbol für Sieg und Siegeswille. Das Bild ist grossartig und voller Bedeutung und doch hat es nichts mit der Realität auf Iwo Jima zu tun. Doch da gute Neuigkeiten, ein Bild, das die Menschen berührt, und vor allem Geld so bitter nötig sind, wird es veröffentlicht und zur Propagandawaffe.

Eastwood kritisiert diesen Schritt mitnichten. 'This thing isn't anti-war in terms of 'We shouldn't have done it,' World War II is one of the wars we should have done, and we did the best we could with the knowledge we had at the time.“ Er zeigt lediglich und sehr objektiv, wie die Dinge damals standen und wie nötig die Amerikaner Geld hatten, um den Krieg nicht aus Mangel an Panzer und Munition zu verlieren. Wie Armee und Krieg funktionieren, zeigt Flags of our Fathers deutlich: Dem Kommandanten der Amphibienlandeoperation war versprochen worden, dass die Insel vor der Landung zehn Tage lang beschossen würde, er bekam lediglich drei Tage Beschuss: Menschen sind billiger als Kriegsschiffe und Waffen und so müssen die Soldaten her und gegen einen unsichtbaren Feind kämpfen, der von überall her tötet. Hier zeigt Eastwood erneut seine Grösse: Im Gegensatz zu Spielberg „geniesst“ er es nicht zu präsentieren, wie hunderte von jungen Menschen vom Kugelhagel dahingerafft werden. Die Kamera beobachtet nur. Er verzichtet auch zu zeigen, wie Ralph 'Iggy' Ignatowski (Jamie Bell) von den Japanern auf grausigste Weise zu Tode gefoltert wird. Er deutet die Dinge an – dass schwarze US - Soldaten in separaten Abteilungen kämpfen und dass der von seiner Truppe geliebte Sergeant Mike (Barry Pepper) von „friendly fire“ getötet wird – aber versucht doch ein interessierter, betroffener Beobachter zu bleiben, hinter die Mechanismen des Krieges und der Propaganda zu kommen. Gleichzeitig hat er mit Letters from Iwo Jima einen Film aus der Sicht der Japaner gedreht: 'I started philosophizing on what the Japanese young guys were like. They had the same problems: I miss my mother. I don't want to die. How's my dog?'

Objektivität, Ambivalenz und eine Absage an die Heroisierung anständiger Menschen (denn so sehr er die Soldaten schätzt und anerkennt, mythisiert er sie nie) verzeiht das amerikanische Publikum nicht. Flags of our Fathers floppte in den USA. Der Film hat denn auch keine explizite Botschaft. Er lässt sich auf die unterschiedlichsten Arten lesen, auch als Kommentar zum Krieg im Irak. Er legt sich, genau wie Eastwood, nicht fest: 'I'm not right or left. Maybe on some things I sympathize with the right, and some things I sympathize with the left. I'm not predictable. And still, there's no harm in changing. There's no harm in updating your philosophies as you go along. As you get older, you see more and you learn more and maybe take different attitudes.' Recht hat er! Ihm ist ein grossartiger, unsentimentaler und doch berührender Film gelungen.

Bewertung: 5 von 5

) Gesicht deutlich zu lesen

Originaltitel: Flags of our Fathers

Land: USA

Genre: Drama

Dauer: 132 Minuten

Regie: Clint Eastwood

Darsteller: Ryan Phillippe, Jesse Bradford, Adam Beach, Barry Pepper, Jamie Bell, Paul Walker

Verleih: Warner

Kinostart: 28.12.2006

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Quelle: Warner Bros.
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