Bruce Springsteen @ Stade de Suisse
Christina Ruloff - „I’m just a prisoner of Rock’n’Roll“: Bruce Springsteen rockte gestern mit seiner E-Street-Band das Stade de Suisse: Schöner kann ein Konzert kaum sein!Vierzig Minuten hat er die Fans warten lassen, so dass sogar die von weit her angereisten Italiener, Franzosen, Spani...
Vierzig Minuten hat er die Fans warten lassen, so dass sogar die von weit her angereisten Italiener, Franzosen, Spanier und Iren etwas zu murren begannen. Aber als Bruce Springsteen mit Gitarre und Sonnenbrille endlich die Bühne betrat und zu „Badlands“ anstimmte, war alles vergessen und verziehen – gute Laune und Spielfreude wurden innerhalb von Sekunden angeknipst. Das funktionierte natürlich in erster Linie, weil die E-Street-Band in grandioser Form war: Von dem Schwindel erregenden Gitarrensolo von Nils Lofgern über die Drumeinlagen eines sichtlich ermatteten Max Weinberg zum Saxophon-Alleingang vom „Big Man“ Clarence Clemons stimmte einfach alles. Übergänge oder gar Pausen gab es schlicht keine. 25 gemeinsame Jahre „on the road“ führen zur Perfektion des Springsteen-Sounds.
Wer behauptet den „Boss“ vor 10 oder gar 30 Jahren besser oder intensiver erlebt zu haben, ist Nostalgiker. Springsteen verausgabte sich im 165 Minuten und 28 Songs langen Konzert herrlich. Mindestens so wichtig wie Gesang und Gitarrenspiel waren nämlich Herumkasperln und Fankontakt. Immer wieder suchte er Augenkontakt zu den Fans in der ersten Reihe, tanzte Springsteen von links nach rechts über die Bühne und liess das entzückte Publikum mittanzen und mitsingen (oder mitschreien), Gitarre und „Bruuuce“ anfassen. Es ging um Rock’n’Roll, um ein Gemeinschaftserlebnis, um Lebensfreude oder – um Springsteen aus seinem priesterartigen Vortrag zu zitieren – um „a house of love“.
Dazu gehört die schon fast traditionelle Wunschkonzert-Idee, die in der Mitte des Sets zelebriert wird: Jeder Fan, der etwas auf sich hielt, hielt mindestens ein Plakat mit Song-Wunsch hoch und Springsteen sammelte mehrere Dutzend davon ein, strahlte mehr als einmal amüsiert über die Ansprüche der Fans und las am Ende selbstverständlich genau die Lieder aus, die spielen wollte: In „Hungry Heart“ sang das ganze Stadion die erste Strophe mit (und ein kleiner Junge gab den Refrain so überzeugend, dass „man glatt Stevie entlassen könnte“.) Mit „I fought the Law“ bewies der Boss, dass die E-Street-Band professionell genug ist, alles und auch ohne langes Üben zu spielen. Die gewünschten „Downbound Train“ und „The River“ sind herrliche Klassiker und waren live von einzigartiger Intensität. Und gerade weil die absolute Rarität in der Setliste fehlte, fiel die grosse Qualität Springsteens und seiner Band noch mehr auf: Sie machten aus jedem Lied etwas schlicht Besonderes: „Thunder Road“ und vor allem „Johnny 99“ waren grossartig.
Wer gestern Abend in Bern war, konnte sich (um eines der hochgehaltenen Transparente zu zitieren) davon überzeugen, dass Springsteen noch immer „Rockin' All Over The World“ ist und das Mass aller Dinge für Liveperformances: Mögen viele wunderbare Konzerte folgen!
Setliste Bern 30. Juni 2009
- Badlands
- No Surrender
- She's The One
- Outlaw Pete
- Out In The Street
- Working On A Dream
- Seeds
- Johnny 99
- Atlantic City
- Raise Your Hand
- Hungry Heart
- I fought the Law
- Downbound Train
- Because The Night
- Waiting On A Sunny Day
- The Promised Land
- The River
- Radio Nowhere
- Lonesome Day
- The Rising
- Born To Run
- Thunder Road
- Hard Times
- Bobby Jean
- American Land
- Glory Days
- Dancing In The Dark
- Rockin' All Over The World