Sita sings the Blues
Christina Ruloff - Sita sings the Blues gewann letztes Jahr in Berlin einen Silbernen Bären. Und das zu Recht! Ein grossartiger, überzeugender Animationsfilm!Der Film von Nina Paley funktioniert auf drei Ebenen: Vordergründig erzählt er in üppigen, farbenfreudigen Bildern die Geschichte von Ra...
Der Film von Nina Paley funktioniert auf drei Ebenen: Vordergründig erzählt er in üppigen, farbenfreudigen Bildern die Geschichte von Rama und Sita (das indische Nationalepos Ramayana), letztlich die Geschichte eines Prinzen, der an der Treue seiner ihm ergebenen Frau zweifelt, sie verbrennt (da sie die Hilfe eines Gottes hat, gelingt ihm dies nicht), verstösst und ihr auch, nachdem er die Söhne, die sie ihm geboren hat, zurückholen will, weiter misstraut. Diese Geschichte wird von einem „griechischen Chor“, drei Schattenmarionetten deren Amerikanisch stark indisch gefärbt ist, kommentiert. Die zweite Ebene erzählt, in einem ganz anderen, skizzenhaften Zeichenstil, die Geschichte der Regisseurin, die von ihrem Ehemann verlassen worden ist (sie erhält ein Email: "Don't come back. Love, Dave."). Die dritte Ebene sind die neunzig Jahre alten Songs der (weissen) Jazzsängerin Annette Hanshaw (1901- 1985); Klagen darüber, wie sehr sie ihren „Mann“ liebt, der sie im Stich lässt und schlecht behandelt (und dennoch singt sie: „I cannot live without you.“).
Nina Paley hat (mit der Hilfe ihrer indischen Freunde) einen grossen Film geschaffen. Eindrücklich vor allem auch visuelle Einzelheiten: die Katze Lexi zum Beispiel, die den Haushalt von Nina und Dave in San Francisco teilt, mit wenigen Strichen gezeichnet, wird sie für immer im Gedächtnis bleiben, wie sich alles im Fluss spiegelt, wenn Ramas Bruder die schwangere Sita in den Wald in die Verbannung fährt, oder das wunderbare Grammophon – seine Nadel ist der Schnabel des Pfaus, dessen Schwanz seinen Trichter bilden.
Sita sings the Blues ist ein Film, der nicht nur visuell packend und überzeugend ist, sondern auch emotional berührt und mit den vielen Parallelen zwischen Ramayana und Realität fasziniert. Dass er bei uns im Kino kommt, ist eine einmalige Chance, die man unbedingt nutzen muss: Hingehen!
Bewertung: 4.5 von 5
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- Titel: Sita sings the Blues
- Regie: Nina Paley
- Verleih: Film Verleih Gruppe
- Release: 30. Juli 2009