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5. September 2009, 11:37 Movie

John Rabe

Katrin Sevinc - Nanking 1937. Der Deutsche John Rabe (Ulrich Tukur), seit drei Jahrzehnten der Leiter der dortigen Siemens-Werke, ist, nachdem er nach Deutschland zurückbeordert wurde, gerade im Begriff abzureisen als die damalige Hauptstadt Chinas von den Japanern bombardiert wird. Geistesgege...

Nanking 1937. Der Deutsche John Rabe (Ulrich Tukur), seit drei Jahrzehnten der Leiter der dortigen Siemens-Werke, ist, nachdem er nach Deutschland zurückbeordert wurde, gerade im Begriff abzureisen als die damalige Hauptstadt Chinas von den Japanern bombardiert wird. Geistesgegenwärtig breitet er eine riesige Hakenkreuzfahne über seinen Angestellten aus, immerhin ist Nazideutschland ein Bündnispartner Japans. Es funktioniert, die Bomber drehen ab.

In der Folge fasst eine Handvoll in Nanking verbliebener Ausländer, darunter der junge jüdisch-deutsche Diplomat Dr. Rosen (Daniel Brühl), die französische Leiterin des Girls Colleges Valérie Dupres (Anne Consigny), sowie der amerikanische Arzt Dr. Wilson (Steve Buscemi) den Plan eine internationale Sicherheitszone für die Zivilbevölkerung von Nanking ins Leben zu rufen. John Rabe wäre als Deutscher der ideale Gesprächspartner der Japaner und soll daher den Vorsitz übernehmen.

Diese wahre, nach den Tagebüchern Rabes gedrehte Geschichte zeigt wie der sogenannte „Schindler Chinas“ mehr als 200'000 Menschen das Leben rettete. Ulrich Tukur spielt nach Der Stellvertreter wieder einen „guten Nazi“ (und überzeugt mit seiner zurückhaltenden, wahrhaftig wirkenden Darstellung). Es wirkt geradezu absurd wenn in besagter Szene gerade eine Hakenkreuzfahne Menschenleben rettet. Rabe, ein NSDAP-Parteimitglied, schreibt zudem an Hitler, er solle doch den Japanern Einhalt gebieten. Er ist der vollen Überzeugung wenn Hitler nur von den Gräueltaten der Japaner erfahre, werde er schon handeln...

In John Rabe gehen Dokumentaraufnahmen des Massakers von Nanking nahtlos über in eindrückliche Spielfilmszenen. Tragikomisch ist die Szene in der Rabes chinesischer Chauffeur von einem japanischen Offizier zur Rede gestellt wird und schliesslich einem Hinrichtungswettbewerb japanischer Offiziere zum Opfer fällt. Es gibt aber nicht nur Schwarz und Weiss in John Rabe, so hat der befehlshabende japanische Offizier ein Gewissen und folgt nicht einfach eiskalt den Befehlen seiner Vorgesetzten. Der Film John Rabe erschüttert und bewegt. Durchwegs sehenswert.

Bewertung: 4 von 5

* Titel: John Rabe* Land: Deutschland, Frankreich, China* Dauer: 130 Min.* Drehbuch: Florian Gallenberger * Regie: Florian Gallenberger* Darsteller: Ulrich Tukur, Steve Buscemi, Anne Consigny, Daniel Brühl * Verleih: Rialto Film* Filmstart: 3.9. 2009

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