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12. September 2009, 16:23 CD / Vinyl Music

Muse - The Resistance

Silvan Gertsch - Muse sind nicht mehr die Rockband, die sie in jungen Jahren mal waren. Dessen muss man sich bewusst sein, bevor man sich an ihr neues Werk "The Resistance" wagt. Muse heute klingen wie eine elektronische Disco-Rock-Oper, wie ein Potpourri der Stile, das orchestrale Momente hochle...

Muse sind nicht mehr die Rockband, die sie in jungen Jahren mal waren. Dessen muss man sich bewusst sein, bevor man sich an ihr neues Werk "The Resistance" wagt. Muse heute klingen wie eine elektronische Disco-Rock-Oper, wie ein Potpourri der Stile, das orchestrale Momente hochleben lässt und den Gesang von Matt Bellamy noch dramatischer in den Mittelpunkt rückt, als das ohnehin schon der Fall war. Das ist nicht schlecht. Aber anders. Und eigentlich musste man damit rechnen. Denn bereits auf dem Vorgänger bewegten sich Muse weg von ihren rockigen Wurzeln. Dann tauchte irgendwann im Internet eine unsäglich lustlose Kooperation mit The Streets auf. Und dann kam die Vorabsingle "United States of Eurasia". Kein anderer Song auf dem Album repräsentiert den Flickenteppich, der sich zum neuen Gesicht von Muse zusammenfügt hat, besser. Das Stück beginnt ruhig, mit sanften Piano-Klängen, die sich dezent im Hintergrund aufhalten. Schliesslich kumuliert sich das Ganze, bis es sich in einem bombastischen Queen-Intermezzo entlädt, das tonnenschwer behangen in einen orientalisch angehauchten Zwischenteil übergeht und in einer Sonate von Frédéric Chopin mündet.

Muse sind gross, riesengross. Aber sie wagen sich auf einigen Songs zu weit auf die Äste hinaus. Man verliert vor lauter stilistischer Experimente rasch einmal den Überblick. "United States of Eurasia" beispielsweise ist schlicht zu überladen. Auch "Undisclosed Desires" vermag nicht zu überzeugen – zu offensichtlich drängt sich der Vergleich zu billigen Timbaland-R’n’B-Beats auf. Und dann erscheinen auf "Unnatural Selection" wie aus dem Nichts heraus Anleihen an System of A Down. Doch daneben zeigt sich auch eindrücklich, wieso Muse eine der grössten Bands der heutigen Zeit sind: "Uprising" ist schlicht mitreissend, daran ändern auch der an Verschwörungstheorien und Weltuntergangsszenarien anknüpfende Text nichts. Und vor allem "Resistance" zeigt die Band auf dem Zenith. Der Song ist kein neues "Hysteria", kein zweites "Time Is Running Out". Aber er ist die logische Weiterentwicklung in der Geschichte einer Band, die zu keinem Zeitpunkt stehen geblieben ist. Einmal mehr erinnern sie auf dem Titeltrack an Queen – allerdings mit elektronischem Fundament und einer unermesslichen Power unterlegt.

Auf dem abschliessenden Dreiteiler "Exogenesis: Symphony Part I-III" wirds dann noch episch. Nein, mit der einstigen Vorzeige-Rockband Muse hat das Ganze musikalisch rein gar nichts mehr zu tun. Aber das Zusammenspiel aus brachialen Gitarren, dramatischem Gesang, elektronischem Soundteppich und orchestraler Schwerfälligkeit ist nicht mehr und nicht weniger als grössenwahnsinnig. Oder halt eben eine elektronische Disco-Rock-Oper, die Muse auf dem kreativen Höhepunkt ihres Schaffens zeigt. Den Eindruck vermögen auch die schwachen Momente auf dem Album nicht umzustürzen.

Muse live: 18. November, Hallenstadion. Das Konzert ist ausverkauft!

Kommentare
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Rockgitarre
Rockgitarre 09.11.2010 um 02:23
Eine eben so ausführliche Rezension habe ich auf schule-der-rockgitarre.de gelesen. Finde es gut, dass Muse sich so weiterentwickeln und sich auch an neuem versuchen ohne dabei das alte ganz sein zu lassen.
silu
silu 14.09.2009 um 00:21
Mich erinnert eigentlich nur "MK Ultra" an die alten Sachen - den grossen Rest sehe ich doch eher als eine Weiterentwicklung von dem an was Muse auf "Black Holes" gemacht haben: Dramatisch, opulent, orchestral und vor allem sehr produziert.