Interview mit den Noisettes
Silvan Gertsch - Es gibt zwei Fragen, die man den Noisettes in Interviews nicht stellen sollte. Students.ch hat sie beide im Repertoire. Die britische Band kommt am 6. Oktober nach Zürich ins Abart. Wir sprachen mit den zwei Jungs über ihren musikalischen Ursprung und das Rückgrat ihrer Band.A...
Auf eurem ersten Album habt ihr euch noch in leicht punkigen Gefilden bewegt, nun seid ihr verstärkt zur Pop-Band geworden. Wie kams dazu?
Dan: Da muss es sich um ein Missverständnis handeln. Wir werden oft in diese Ecke gedrängt. Man vergleicht uns mit den White Stripes oder den Yeah Yeah Yeahs. Der einzige Grund dafür ist, dass wir eine Frau in unserer Band haben. Unsere Wurzeln liegen aber nicht im Punk, sondern im Blues, Jazz, klassischen Rock, Soul - sogar ein Stück weit im Country.
Jamie: Es ist schlicht unmöglich, uns eine Punkband zu nennen.
Trifft die Bezeichnung Indie eher auf den Stil in eurer Anfangsphase zu?
Jamie: Nein, nicht mal Indie passt in Bezug auf uns. No fucking way. Nur weil es in unserer Musik ein paar punkige Elemente oder einen Touch Indie drin hat, lassen wir uns nicht in diese Schublade stecken. Punkrock ist für mich, wenn alles im gleichen Tempo gespielt wird. Das tun wir nicht. Auf einer Indie-Platte gleicht ein Song dem andern. Das ist bei uns auch nicht der Fall. Jeder Song geht in eine andere Richtung auf unseren bisherigen Alben. Und unsere Sängerin hat wahrscheinlich eine der besten Stimmen auf der ganzen Welt. Das ist kein Punk.
Dan: Du merkst, wir reagieren sehr gereizt auf diese Frage. Uns ist es wirklich wichtig, das klarzustellen.
Aber dass die Musik auf eurem ersten Album bedeutend kraftvoller und roher war, würdet ihr nicht abstreiten?
Jamie: Wer uns mal live gesehen hat in letzter Zeit, der würde zustimmen, dass die Energie immer noch da ist. Im Studio haben wir Gitarrenparts von Dan durch Streicher ersetzt, bombastische Drum-Beats durch elektronische ersetzt. Auf dem ersten Album hörst du, was sich ergibt, wenn wir zusammen in einem Raum sind und Musik machen. Auf dem zweiten Album erfährst du dann, wie es klingt, wenn wir experimentieren. Unsere Grenzen sind... Jetzt habe ich völlig den Faden verloren. Wie lautete die Frage nochmals? (lacht)
Ob ihr zustimmt, dass die Musik auf eurem Debut kraftvoller und roher war.
Jamie: Genau. Sie ist weniger lärmig. Wir hatten dieses Mal einfach keine Angst vor Experimenten. Das bedeutete, dass wir beispielsweise auch mal eine akustische Gitarre ausgepackt haben. Insofern ist unser neues Album definitiv weniger lärmig. Wenn du aber an eine Show von uns kommst, wirst du feststellen, dass wir immer noch pretty fucking noisy sind.
Wenn ihr also die verschiedensten Stile in eure Musik packt: was ist das Rückgrat?
Jamie: Unsere Sängerin Shingai! Sie hat eine Wahnsinns-Stimme – und wir wären dumm, wenn wir diese nicht ins Zentrum rücken würden. Für uns zwei ist es unglaublich aufregend, mit ihr zusammen in einer Band zu sein.
Dan, du hast Shingai an einer Musikschule kennen gelernt...
Dan: Genau, Jamie lernten wir vier Jahre später kennen.
Jamie: Ich besuchte eine ähnliche Schule in einer anderen Stadt. Die beiden habe ich über Freunde kennen gelernt.
Was habt ihr an diesen Schulen gelernt? Wie man Songs schreibt? Wie man performt?
Dan: Nein, dort lernt man Leute kennen. Das ist das wichtigste. Leute, die genauso angetrieben werden von der Vorstellung, Musiker zu werden.
Jamie: Du brauchst keine Qualifikationen, um Musiker zu werden. Niemanden, der dir erklärt, wie du dich verhalten musst als Musiker.
Dan: Aber du brauchst Bandkollegen. Und da kommen diese Musikschulen ins Spiel.
War es Liebe auf den ersten Blick, als ihr zwei euch zum ersten Mal getroffen habt?
Dan: Auf jeden Fall. Shingai und ich sahen Jamie in der Nacht vor unserem ersten Treffen im TV. Der hinterliess einen bleibenden Eindruck auf uns. Aber wirklich magisch wurde es erst bei unserem ersten gemeinsamen Auftritt. Der war musikalisch und visuell einzigartig. Ein spezielles Gefühl.
Auf Youtube gibts ein wunderbares Video, in dem ihr den Song "When You Were Young" covert von den Killers. Spielt ihr den auch live?
Dan: Ja.
Jamie: Wir waren in dieser Sendung eingeladen, wo alle Bands einen Song covern müssen. Das sind immer massive Stücke.
Dan: Für uns war es grossartig, an diesem Song zu arbeiten. Wir hatten fantastische Musiker um uns. Ich mag den Song. Shingai hingegen hasste ihn. Bis sie auf einmal selber kreativ wurde und daran rumbastelte und ihn so lieben lernte.
Jamie: Die Killers selber mögen unsere Version auch.
Diesen Sommer habt ihr ein Konzert am Jazzfestival in Montreux gespielt. Wie wars?
Jamie: Einzigartig. Wir sahen Alice Cooper, Lily bloody Allen, Prince war dort.
Dan: Wahnsinn. Und die Gegend war unglaublich eindrücklich.
Jamie: Ich hab mir sogar die Finger blutig gespielt.
Dan: Am 6. Oktober kommen wir zurück in die Schweiz. Dort werden wir zeigen, dass wir voller Energie stecken.
Noisettes live: 6. Oktober im Abart, Zürich