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26. Oktober 2009, 18:13 Konzert Music

Review: Söhne Mannheims / Xavier Naidoo @ Hallenstadion (Doppelkonzert Teil I)

Patrick Holenstein - Der erste Abend der Grossoffensive aus Mannheim ist Geschichte. Grossoffensive, weil die Söhne Mannheims und Xavier Naidoo auf der laufenden Tournee in jeder Stadt zwei Konzerte spielen: eine Show gibt das Kollektiv und das zweite Konzert gehört Naidoo solo. Die Reihenfolge wec...

Der erste Abend der Grossoffensive aus Mannheim ist Geschichte. Grossoffensive, weil die Söhne Mannheims und Xavier Naidoo auf der laufenden Tournee in jeder Stadt zwei Konzerte spielen: eine Show gibt das Kollektiv und das zweite Konzert gehört Naidoo solo. Die Reihenfolge wechselt dabei von Stadt zu Stadt scheinbar willkürlich. In Zürich begannen die Söhne das Spiel, indem sie die volle Bandbreite ihres Könnens unter Beweis stellten.

Schon der Beginn macht klar, was erwartet werden durfte. Da nebelte es auf der Bühne und aus den Lautsprechern hämmerten treibende Beats. Dann erschien die Combo – 12 Leute - auf der Bühne. Die betroffenen Gebiete und IZ ON eröffneten Hand in Hand das Konzert. Hennig Wehland schaute begeistert ins Publikum und in die vielen sich ihm entgegenstreckenden Hände und meinte lakonisch: „ Das sieht doch schon mal gut aus!“ Während Wir wehrn uns wurde die Bühne hektisch umgebaut, dem Spiel war davon nichts anzumerken. „Einige von euch sind vielleicht über Wettsingen in Schwetzingen gestolpert. Wir möchten gerne etwas aus dem Album spielen.“ Die vier Sänger, flankiert von einer Querflötistin, dem Pianisten und zwei Gitarristen, sassen am Rand der Bühne auf Hockern und begannen.

Geh davon aus eröffnete den Unplugged-Teil. Der Tribut an das MTV Unplugged Album der Band war tatsächlich der stärkste Part des Abends. Die Einigkeit, das fast blinde Verständnis, das den Sound der Mannheimer ausmacht, kommt im Akustikkleid besonders schön zu Geltung. Dort ein gezieltes Pfeifen, im richtigen Moment gibt das Klavier seinen Senf dazu, die Rap-Parts sind genau an der Stelle platziert, wo sie hingehören, die Querflöte zwitschert zurückhaltend, kleckert aber trotzdem neue Farbe in den Sound und über allem thront der starke Gesang des stimmlichen Quartetts aus Michael Klimas, Henning Wehland, Tino Oac und Xavier Naidoo. Das alles zeigt die Stärke, die Harmonie, die diese Band besitzt und durch die sie gross wurde. Der Unplugged-Teil wurde durch Und wenn ein Lied....beendet. Man kann sagen was man will, man kann den Song kitschig finden und die berechnende Kommerzialität von Grosskonzerten beklagen, wenn aber 12'000 Menschen einen Song wie diesen, mit so viel Aussagekraft, gemeinsam singen, dann hat das etwas sehr Berührendes und es entsteht dieses Gefühl von Gemeinsamkeit, wie es nur bei Grosskonzerten vorkommt.

Danach war erstmal Schluss mit Kuschelkurs Can you feel it setzte das Konzert mit harten Beats fort. Zu diesem Zeitpunkt frassen die Zuschauen den Söhnen aber bereits aus den Händen. Ein Meer aus Armen unterstützte jede Zeile und jeden Akkord und die Helden des Abends wurden kräftig bejubelt – zu Recht, kein Zweifel. Bei Wir haben allen Göttern abgeschworen durfte sich einer der Gitarristen feiern lassen, indem er ein ausuferndes Funksolo hinlegte. „Hopp Schwiiz! Habt ihr unsere Trikots schon bemerkt?“, wollte Xavier Naidoo im Anschluss wissen. Direkt nach dem Unplugged hatte sich die ganze Band in rote Jacken geworfen. Naja, der Gag war nett gemeint, kam aber nicht so an. Vor Babylon System appellierte Xavier Naidoo an das Publikum, doch gerecht und fair mit allen zu sein und insbesondere sollte jeder auf die Erde, auf den Planeten, Rücksicht nehmen, damit die nächsten Generationen auch noch was davon haben. Damit traf er dafür direkt ins Schwarze. Dein Leben beendete das reguläre Set. Aber das war noch laaaaaange nicht alles.

Wenn du schläfst begann die Zugabe, gab dann an Traurige Lieder ab und beendet wurde der Block mit der normalen Version von Geh davon aus. Der Song war ganz klar der abschliessende Höhepunkt, stark gespielt, kraftvoll und präzise, nicht zuletzt dank den zwei Schlagzeugen, die links und rechts der Bühne auf Podesten aufgebaut waren. Dann war Schluss. Könnte man meinen. Wenige Minuten später erschien die Band jedoch ein letztes Mal auf der Bühne. „Wir waren uns nicht sicher, ob wir junges Deutschland wirklich in der Schweiz spielen können,“ begann Xavier Naidoo, „aber wenn der nördliche Nachbar schon mal selbstkritisch ist, dann darf man das euch Schweizern doch auch zeigen!“ Junges Deutschland und Was wird mich erwarten beendeten nach fast zweieinhalb Stunden den Konzertabend endgültig.

Die Söhne Mannheims sind eine fantastische Liveband, ein gut funktionierendes Kollektiv, bei dem jeder seinen Platz hat und das es vermeidet, einzelne Mitglieder als grosse Stars in den Mittelpunkt zu stellen. Dort liegt der Charme und die Glaubwürdigkeit, dieser Band. Aber auch in der Mischung aus verschiedenen Musikstilen. Von Soul über Rock, bis zu Pop und Balladen, teilweise sogar Reggae, aber auch elektronische Klänge gehören dazu. Und wenn sie sich nach so einer Show bei den Zuschauern ausgiebig bedanken, dann glaubt man das, man will das einfach glauben. „Werden wir euch wieder sehen?“, fragte Naidoo beispielsweise abschliessend. Sie werden, höchstwahrscheinlich. Einige vielleicht schon heute, beim Konzert von Xavier Naidoo. Bleiben nur noch einige Fragen offen.

Wie will Xavier Naidoo das toppen? Und wie wird die Bühne aussehen? Wird das Hallenstadion wieder beinahe ausverkauft sein? Die Antworten gibt’s sehr bald im zweiten Teil...

An alle Kurzentschlossenen: Für das Konzert von Xavier Naidoo heute Abend gibt es noch wenige Karten an der Abendkasse oder an den Vorverkaufsstellen!

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