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20. Januar 2007, 00:00 Movie

Stranger than Fiction

Christina Ruloff - Ein unterdurchschnittlicher Steuerbeamter entdeckt, dass er der Held in einer zeitgenössischen Tragödie ist. Angesichts des drohenden Todes beginnt er wirklich zu leben. Marc Forsters Komödie ist zeitweise witzig und immer amüsant, aber nicht herausragend. Harold Crick (Will ...

Ein unterdurchschnittlicher Steuerbeamter entdeckt, dass er der Held in einer zeitgenössischen Tragödie ist. Angesichts des drohenden Todes beginnt er wirklich zu leben. Marc Forsters Komödie ist zeitweise witzig und immer amüsant, aber nicht herausragend.

Harold Crick (Will Ferrell) hört eine Stimme: Sie erzählt seine Geschichte

Harold Crick (Will Ferrell) ist ein normaler Steuerbeamter. In einem Grossraumbüro arbeitet er mit einer an Perversion grenzenden Integrität an seinen Unterlagen, rechnet für Kollegen die irrsten Beträge à la 2389 mal 4892 im Kopf aus und zählt auch sonst alles, was in seinem Leben eine Rolle spielt: Die Bewegungen seiner Zahnbürste, die Treppenstufen zum Büro, die Schritte zum Bus.

Eines Tages hört Harold jedoch eine Stimme, die sein Leben, seine Handlungen akkurat und etwas ironisch beschreibt und erklärt Harold würde in Kürze sterben.

)

Die Stimme gehört der exzentrisch zickigen Schriftstellerin hoher Literatur, Kay Eiffel (Emma Thompson), die seit Jahren an ihrem neusten Buch über einen gewissen Harold Crick arbeitet und sich seiner endgültig entledigen will. Sie weiss nur noch nicht wie und fahndet nach der passenden Todesursache.

Nachdem nicht einmal der Literaturprofessor Dr. Jules Hilbert (Dustin Hoffman) Harold helfen kann, beschliesst dieser sich zu ändern und in der kurzen Zeit, die ihm noch bleibt, sein Leben zu leben...

Das Leben beginnt im Gitarrenladen: Harold findet 'seine' Fender Stratosphere

Marc Forsters neuer Film lebt von den wunderbar exzentrischen Figuren – Dustin Hoffman als Uniprofessor und Emma Thompson als Schriftstellerin – und von dem Einfall, dass der Protagonist eigentlich Figur in einem zeitgenössischen Roman und daher (zum Teil) fremdbestimmt ist. Dieser Gag lädt zu allerlei amüsanter Selbstreflexion ein: Wie funktioniert eigentlich eine Geschichte? Was ist der Unterschied zwischen einer Komödie und einer Tragödie und warum liebt das Publikum erstere mehr als letztere?

Die Story an sich ist aber denkbar banal. Ein unterdurchschnittlicher Trottel wird von eben dieser Erzählerstimme aufgerüttelt und lernt im Angesicht des Todes richtig zu leben. Er benimmt sich zum ersten Mal wie ein Mensch, kümmert sich um eine Frau (Maggie Gyllenhaal), geniesst Kekse und kauft sich eine Fender Stratosphere.

Der Vergleich mit Billy Wilders grösstem Film The Apartment drängt sich regelrecht auf. Nur weckt sich der Held dort selbst auf, und wächst an seinen Fehlern und moralischen Entscheidungen zu einem richtigen, anständigen Menschen. Während Jack Lemmon berührt, könnte Will Ferrell auch wegsterben, denn tragisch ist er nie. Dazu ist er sich seiner eigenen Beschränktheit nicht bewusst und leidet auch nicht an sich selbst. Und hier liegt der Unterschied zwischen einem guten und einem grossartigen Film: Der eine unterhält, der andere sagt wirklich etwas über Leben und Menschsein aus.

Stranger than Fiction ist nicht „brilliant“, aber ganz „ok“. (Hilbert sagt genau dies über das Buch der Literatin Kay, die er total verehrt.) Wenn eben dieser Professor verständnislos zu Harold sagt: „Aren't you relieved to know that you're not a golem?“, möchte man brüllen vor Lachen.

Am Ende tappt der Film in die Gefühlsfalle. Marc Forster ist in dieser Hinsicht Wiederholungstäter.

Bewertung: 3 von 5.

) sinniert über Literaturgenres, anhand von Harolds Leben

Titel: Stranger Than Fiction

Land: USA

Genre: Komödie

Dauer: 113 Minuten

Regie: Marc Forster

Darsteller: Will Ferrell, Maggie Gyllenhaal, Emma Thompson, Dustin Hoffman, Queen Latifah

Verleih: Ascot Elite

Kinostart: 25.1.2007

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Quelle: Ascot Elite
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