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6. Februar 2007, 00:00 Movie

Elisabeth Kopp - Eine Winterreise

Joel Bedetti - Die Zeit zur Rehabilitierung von Elisabeth Kopp scheint reif. Andres Brütsch lässt Aufstieg und Fall der ersten Schweizer Bundesrätin Revue passieren. Silberstreifen am Horizont: Die Wiedergutmachung scheint zu nahenDie Wahl der FDP-Nationalrätin Elisabeth Kopp in den Bundes...

Die Zeit zur Rehabilitierung von Elisabeth Kopp scheint reif. Andres Brütsch lässt Aufstieg und Fall der ersten Schweizer Bundesrätin Revue passieren.

Silberstreifen am Horizont: Die Wiedergutmachung scheint zu nahen

Die Wahl der FDP-Nationalrätin Elisabeth Kopp in den Bundesrat, 14 Jahre nach der Einführung des Stimmrechts für Frauen, war ein historisches Ereignis. Weibliche Parlamentarierinnen jeglicher Gesinnung freuten sich zusammen, wie auf den berührenden Filmaufnahmen der Bundesratswahl von 1985 zu sehen ist. Die Begeisterung währte jedoch nicht lange. Zum Verhängnis wurde Elisabeth Kopp schlussendlich die bedingungslose Loyalität zu ihrem zwielichtigen Ehemann Hans – und von den Massenmedien erhobene Anschuldigungen, welche sich im Nachhinein grösstenteils als heisse Luft entpuppten.

Der Sturz der Kopps wird symbolisch als Anfang vom Ende des allmächtigen Zürcher Wirtschaftsfreisinns gesehen, der spätestens mit dem Grounding der Swissair seinen politischen und moralischen Bankrott erlitten hat. Ironischerweise kann das Ehepaar jedoch nur beschränkt diesem Filz zugeordnet werden – Hans Kopp kommt aus dem Kanton Luzern, und beide waren weder Mitglied eines Rotary-Clubs noch einer Zunft. Von der FDP wurde Elisabeth Kopp nach den ersten Verdachten denn auch fallengelassen wie eine heisse Kartoffel. Aber nicht nur die eigene Partei wirft der Film in ein schlechtes Licht. So sehen wir den jungen SP-Nationalrat Moritz Leuenberger, welcher als aufstrebender Jungpolitiker die parlamentarische Untersuchungskommission zu den Vorwürfen gegen die Bundesrätin leitete und mit seinem Profilierungswillen das seinige zum Rufmord des Ehepaars beitrug. Doch die Hauptrolle in der Absetzung der Elisabeth Kopp spielten fraglos die Medien, welche es im Kampf um die Schlagzeilen mit der Wahrheit nicht besonders genau nahmen.

Allein unter Männern: Bundesrätin Kopp

Obwohl Andres Brütsch auch kritische Fragen stellt, erzählt der Film die Ereignisse mehrheitlich aus der Perspektive von der Protagonistin - und die Fakten sprechen für eine Rehabilitierung. Das Verhalten Bundesrätin Kopp war nicht fehlerfrei, aber den politischen und gesellschaftlichen Tod hat sie nicht verdient.

Eine Reise im Auto von Elisabeth Kopp durch die wichtigsten Stationen ihres Lebens, verspricht Andres Brütsch. Den Fehler vieler seiner Genrekollegen, eine verharrende Kamera zu installieren und die Menschen einfach reden zu lassen, macht der engagierte Regisseur nicht. Er nutzt die Möglichkeiten des Films und inszeniert einen packenden Polit-Thriller – und ein Stück Zeitgeschichte. Brütsch lässt in erster Linie die Dokumente sprechen. So sehen wir das Who-is-Who der heutigen Polit-Prominenz in jungen Jahren, und doch schon mit ihren unverkennbaren Charakteren. Wenn der noch vergleichsweise junge 1985 Christoph Blocher in seiner gewohnten Pose vor der Kamera Stellung nimmt, kann man sich ein kurzes Auflachen nicht verkneifen.

Bewertung: 4.5 von 5

Ein Silberstreifen am Horizont: Die Wiedergutmachung scheint zu nahen

Originaltitel: Elisabeth Kopp – Eine Winterreise

Land: Ch

Genre: Dokumentarfilm

Dauer: 88 Minuten

Regie: Andres Brütsch

Darsteller: Elisabeth Kopp

Verleih: Look Now

Kinostart: 8.1.2007

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Quelle: Pressedienst Look Now (Link)
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