Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

26. Januar 2010, 17:39 Konzert Music

Review: Get Well Soon @ Mascotte

Patrick Holenstein - Das Licht erlischt, ein Raunen erfüllt den Raum, nur, um gleich Jubel Platz zu machen. Es geht los, das Konzert zum sechsten Geburtstag des Mascotte ist eröffnet. Eine Frauenstimme bahnt sich den Weg aus den Lautsprechern, dazu kaum wahrzunehmen einige Streicher, sie werden lau...

Das Licht erlischt, ein Raunen erfüllt den Raum, nur, um gleich Jubel Platz zu machen. Es geht los, das Konzert zum sechsten Geburtstag des Mascotte ist eröffnet. Eine Frauenstimme bahnt sich den Weg aus den Lautsprechern, dazu kaum wahrzunehmen einige Streicher, sie werden lauter, dominieren das Geschehen und geleiten die Band auf die Bühne. Konstantin Grooper und seine vier Mitmusikerinnen und –musiker beginnen ohne Umschweife zu spielen. Nach einigen Songs wendet sich Gropper an das Publikum: „Hallo, wir sind Get Well Soon und wir sind wieder da, dieses Mal mit neuen Songs. Vielen Dank an Abby, eine tolle Band“, lobt er den Support Act, „aber wir geben uns auch Mühe.“ Gekonntes Tiefstapeln oder soll man seinen Worten Glauben schenken? Grooper, im säuberlich gebügelten, hellen Hemd, dazu eine dunkle Krawatte und die noch dunkleren Haare zum Scheitel gegelt, wirkt wie eine Mischung aus introvertiertem Einzelgänger und selbstbewusstem 1-A-Schüler, Schwiegermuttertraum vs. Norman Bates, aber ja, man ist geneigt, ihm zu glauben. „Wir haben erstmal einige ältere Sachen gespielt, damit ihr sicher sein könnt, dass ihr am richtigen Konzert seid!“, fügt er noch hinzu. Nein, so viel Rücksicht kann nicht geheuchelt sein. Zurück zur Musik. Get Well Soon spielen sich durch eine ausgewogene Setlist. Die Band klingt mal düster und melancholisch, wie gemacht für den langsam einsetzenden Winterblues, aber immer wieder kämpft sich der nahende Frühling durch und Get Well Soon klingen locker, leicht und beschwingt. Dann hält sich die schwere Trompete zurück und macht feinen Nuancen Patz wie (wahrscheinlich) elektronisch eingespielten Glöckchen und sonstigen subtilen Klängen, die den Songs Charakter verleihen. „Ein deutscher Filmemacher, leider ist er nicht so bekannt, hat mal gesagt, dass wenn er auf die Fresse fliegen würde, dann bitte so hart, dass er nicht mehr aufsteht, sonst würde er es schaffen. Daraufhin habe ich für Werner Herzog ein Lied geschrieben“, kündigt Gropper den nächsten Song an. Bei Werner Herzog Gets Shot entladen sich heftige Instrumentalgewitter, die wahrscheinlich Herzogs cholerischen Lieblingsschauspieler, Klaus Kinski, darstellen sollen.

„Wir freuen uns sehr, dass wir erneut eingeladen wurden. Die letzten Tage sind von Geburtstagsfeiern bestimmt. Heute hier im Mascotte, am Freitag unsere eigene Plattentaufe und heute wurde noch einer meiner besten Freunde Vater. Die besten Wünsch und dafür diesen Song.“ Passenderweise performt die Band That Love vom frisch getauften Album Vexations. Mit We Are The Roman Empire verabschiedet sich die Band, durch dumpfe Bassschläge clever inszeniert, wirkt der Abgang theatralisch und passt zu Get Well Soon. Doch kaum sind sie weg, stehen sie auch schon wieder da. Grooper kehrt barfuss zurück und erklärt diesen Umstand auch gleich: „Ich habe zwar seit der Hippiezeit nicht mehr barfuss gespielt, seit Woodstock und so, aber hier hat jemand Bier verschüttet und ich klebe immer fest, aber das nur am Rande." Mit Christmas In Adventure Parks verabschiedet sich die Band endgültig, ein letztes Mal erklingt Konstantin Groopers charakteristische dunkle Stimme, die finalen Laute von Triangle und Keyboard erlöschen und die Gitarre tut ihre letzten Schreie, dann ist Schluss. Das Licht geht an.

Kommentare
Login oder Registrieren