Review: Joe Cocker @ AVO Session Basel
Sarah Ruediger - Gestern Abend hat Joe Cocker mit seinem 63 Jahren lautstark bewiesen, dass er längst nicht zum alten Eisen gehört und mit seiner Band den Festsaal der Messe Basel gerockt.Im Musikgeschäft mischt Joe Cocker nun rund vier Jahrzenhte an vorderster Front mit. Der Sänger mit sein...
Im Musikgeschäft mischt Joe Cocker nun rund vier Jahrzenhte an vorderster Front mit. Der Sänger mit seiner markant kraftvollen Stimme hatte seinen musikalischen Durchbruch an keinem geringeren Ort als dem legendären Woodstock-Festival 1969 mit seiner Version des Beatles-Songs With A Little Help From My Friends. Und seither hat der ehemalige Gasinstallateur aus Sheffield in England regelmässig Nummer eins Hits abgeliefert. Es ist also nicht weiter erstaunlich, dass es mit so einem Hintergrund eine Leichtigkeit ist, ein Konzert unter dem Motto The Best of... zu organisieren, dass praktisch nur legendäre Ohrwürmer im Programm hat.
Joe Cocker geht es derzeit laut eigenen Aussagen gesundheitlich besser denn je und dass hat der Sänger gestern Abend eindeutig gezeigt. Der mit der Zeit gehende Musiker hat sein Konzert trotz AVO Cigars als Sponsor der AVO Session Basel kurzerhand Mal Rauchfrei gehalten. Ausserdem ist Joe Cocker immer wieder voller Energie nach einem Song passend auf den letzten Akkord in die Höhe gesprungen oder kreischte sekundenlang nach altbekannter Cocker Mannier lauthals ins Mikro. Musikalisch lässt sich das aktuelle Konzertrepertoire auch hören und sehen. Neben drei unvermeidlichen Hymnen für die Kuschelrock-Fans, When The Night Comes, Up Where We Belong und You Are So Beautiful, hat Joe Cocker sich wieder der Musik zugewendet die ihn einst so berühmt gemacht hat, nämlich Rock, Soul und Rhythm ’n’ Blues. Das war eine sehr gute Entscheidung die den Sänger glücklicherweise bewahrt hat im 'Balladen-Schmuse-Sumpf' zu versinken.
Los ging das Konzert mit den rockigen Favoritensongs wie Hitchcock Railway, Feelin’ Alright und The Letter. Endgültig Vergangenheit schien also der Mainstream Balladen-Pop vergangener Jahre. Auch die Songs aus seinem neusten Album Hymn For My Soul zeigten, dass sich Cocker wieder auf seine musikalischen Wurzeln zurück besinnt hat. Insgesamt wirkte Joe Cocker auf der Bühne ziemlich relaxt und die Band inklusive sexy Backgroundsängerinnen lieferten erstklassigen Sound und eine perfekte Show ab. Trotz angeblich angeschlagener Stimmer sang Joe Cocker wie jeher leidenschaftlich und kämpfte scheinbar um jeden Ton als sei es der Letzte der aus seiner Kehle aufsteigen würde.
Zusammen mit seiner achtköpfigen Band interperierte er seine bekanntesten Songs wie Summer In The City und natürlich die Striptease-Hymne per se Leave Your Hat On als sei die Zeit stehen geblieben. Das Ganze hatte viel Charme und war perfekt inszeniert. Schliesslich hielt es dann die eigentlich sehr schick gemachten Zuschauer nicht mehr auf ihren Stühlen als der Song Unchain My Heart angespielt wurde. Das war einer dieser seltenen Augenblicke, wo Generationen übergreifend mitgeshaket wurde und so manches teure Jacket zeitweilig in die Ecke flog. In diesem Moment war offensichtlich, auch bei einem gelungenen Konzert in derart gediegener und intimer Atmosphäre wie der AVO Session Basel, sollte das Publikum nicht zwei Stundenlang an den Clubtischchen rumsitzen, Wein schlürfen und der Musik bloss brav lauschen, sondern Aufstehen, Tanzen, Singen und die Bude rocken.
Von da an gings dann Schlag auf Schlag bzw. Song auf Song. Nachdem der erste Funken auf das Publikum übergesprungen war setzte Joe Cocker den eigentlichen Konzerthöhepunkt als die Hammondorgel die ersten Töne des gigantischen Klassikers With A Little Help From My Friends erklingen liess. Zwei Zugaben und weitere Perlen aus dem Cocker Sortiment, wie die unter die Haut gehende Gospel-Ballade Long As I Can See the Light, haben diesen Abend zu einem spitzenklassigen Vergnügen für jeden Joe Cocker Fan gemacht.
Im Vorpgrogramm spielte an diesem ersten Konzert von Cocker an der AVO Session Basel die Sängerin Holly Cole mit ihrer Band. Die in Kanada geborene Musikerin ist in ihrer Heimat und Japan heute ein Star. Musikalisch pendelt Holly Cole zwischen Jazz, Pop und Country und hat schon lange vor Norah Jones mit einem eleganten Mix aus Pop-Jazz begeistert. An diesem Abend hat Holly Cole die Zuschauer mit ihrem zwar astreinen aber fast ausschliesslich jazzigem Sound nicht wirklich fesseln können. Zu gross waren da wahrscheinlich die Gegensätze zwischen pop-rockigem Publikumsgeschmack und dem Jazzquintett on Stage. Vielleicht klappt ja die nächste Kombination am zweiten Konzert mit Joe Cocker und Sinnéad O'Connor am 14. November besser.
Quelle: Session Basel AG