ECTS-Klau nach Auslandsemester?
Tamara Deluigi - Werden Studis nach Auslandsemestern um erbrachte Credits gebracht? Viele Studierende beschweren sich, dass ihnen Leistungen aus dem Ausland in der Schweiz nicht angerechnet werden und sie um die ECTS-Punkte kämpfen müssen.von Tamara Deluigi, students.ch (via 20minuten.ch - Camp...
von Tamara Deluigi, students.ch (via 20minuten.ch - Campus)
Für ein Semester an einer Universität in einem anderen Land zu studieren, war für Pädagogikstudentin Tanja Scherer schon lange ein Traum. Um diesen zu verwirklichen, meldete sie sich über das Erasmusprogramm für ein Auslandsemester in Berlin an. „Es war nicht einfach, alle Informationen und Formulare zusammenzukriegen. Ich musste alles selber organisieren und bekam von der Uni relativ wenig Unterstützung. Aber schlussendlich klappte alles und verbrachte ein tolles Semester in Berlin.“ Nach der Rückkehr in die Schweiz wollte sie sich die besuchten Veranstaltungen und erbrachten ECTS-Punkte an ihrer Uni anrechnen lassen, was sich als schwieriges Unterfangen herausstellte. „Ich musste von Tür zu Tür und hundertmal erklären wie, was, warum. Es hat über ein Jahr gedauert, bis alle meine Leistungen angerechnet wurden. Aber die in Berlin erbrachten Credits habe ich nicht alle erhalten.“
Viel Spielraum bei Anrechnung
Ellen Krause, Leitung Internationales Büro der Universität Bern, kennt das Problem der Anerkennung von erbrachten Leistungen einiger Studierenden. Ein schwieriger Punkt sei die Vergleichbarkeit verschiedener Veranstaltungen: „Bei der Frage, ob Lehrinhalte «gleichartig» oder «gleichwertig» sein können, um an einer Heimatuniversität anerkannt zu werden, gibt es natürlich Auslegungsunterschiede, die von Dozent/in zu Dozent/in variieren, aber auch von Institut zu Institut. Wenn das Studienprogramm im Ausland vorab abgesprochen wurde, dann wird uns relativ selten von Problemen berichtet. Die Probleme liegen dann meisten im Bereich der Übertragung der ECTS.“Auch an der Universität Zürich sind Anrechnungsprobleme bekannt. Ein Grund dafür seien auch die vielen Umstellungen im Hochschulbereich, die in den letzten Jahren stattgefunden haben. Laut der Abteilung Internationale Beziehungen der Universität Zürich, wirken sich die Veränderungen in den Studiengängen erschwerend auf die Anrechnung von Leistungen aus. Da die Hochschulen sich dem Problem bewusst sind, wird an Verbesserungsmöglichkeiten gearbeitet. Damit die ECTS-Punkte möglichst problemlos übertragen werden können, ist vor allem innerhalb der Austauschprogramme die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen verbessert worden.
Gute Vorbereitung das A und O
Die zuständigen Stellen an den Universitäten raten allen Studierenden, die ein Auslandsemester planen, sich gut vorzubereiten und sich frühzeitig zu informieren. Um sicherzugehen, dass die erbrachten Credits nach der Rückkehr auch angerechnet werden, sollten die Studierenden ein sogenanntes Learning Agreement abschliessen. „Dieses Formular listet die geplanten Veranstaltungen des Austauschstudierenden auf und trägt die Unterschrift des Studierenden und des Studienberaters. Wir geben den Studierenden noch den Tipp, dabei nicht zu allgemein zu bleiben. Sie sollten von konkreten Veranstaltungen, von Noten und von Credits reden. Dann können die Studierenden wissen, auf was sie sich einlassen“, erklärt Ellen Krause von der Universität Bern.Eine minutiöse Vorarbeit, viel Geduld und vielleicht auch die Bereitschaft, auf den einen oder anderen Credit zu verzichten, sind also für alle Studierenden von Vorteil, die nach der Rückkehr keine böse Überraschung erleben wollen.