Samurai: Von 1. Mai bis Loveboat
Marco Büsch - "Legendär" heisst das neue Album und legendär ist auch Samurai, den man mitt-lerweile schon fast als Urgestein im Zürcher Rap bezeichnen kann. Sein Album ist am 8. Mai erschienen und auch das Video zu "Plastikmeitli" mit Bandit gibt es schon überall zu sehen. students.ch traf...
students.ch: Warum hast du für dein Album den Titel "Legendär" gewählt?
Samurai: Auf der einen Seite war ich mir bewusst, dass ich mit diesem Titel sicher ein paar Leute vor den Kopf stossen werde. Der Titel würde sicher Emotionen auslösen, egal ob positive oder negative. Auf der anderen Seite habe ich mir gedacht, dass mein Album legendär werden soll, was es hoffentlich auch wird.
Viele halten dich für legendär wegen den alten Sachen von Oibel Troibel? Hast du den Titel auch aus diesem Grund gewählt?
Es sicher auch damit ein bisschen zu tun. Wir haben damals ein paar Sachen gemacht, die vielleicht nicht bahnbrechend, aber sicher wegweisend waren.
Dann stelle ich die Frage, welche in keinem Samurai-Interview fehlen darf, gleich vorweg: Was ist denn mit Rokator?
(lacht): Diese Frage darf wirklich nicht fehlen. Ich kann allen sagen, dass er fit und ge-sund ist und seinen Weg macht. Ich habe auf meinen letzten paar Alben immer ver-sucht, ihn für einen Beitrag zu gewinnen, aber wir haben es nie geschafft, weil er sich stetig am Weiterbilden ist und daher seine Prioritäten anders setzt. Ich hoffe aber auf das nächste Album!
Im Gegensatz zu deinem letzten Album hast du auf diesem mit vielen verschiede-nen Produzenten gearbeitet. Versuchst du auch in neue Richtungen zu gehen?
Ich habe versucht, ein paar andere Produzenten mit ins Boot zu holen, aber wie man sieht, ist es mir immer noch eher schwer gefallen. Freaza hat wieder die Hälfte des Al-bums produziert. Er hat auch alles aufgenommen und ist auch so etwas wie der Execu-tive Producer der Platte geworden, der versucht hat, dem Ganzen eine Richtung zu ge-ben.
Dann habe ich auch wieder P.Moos auf der Platte, der Erfahrung hat und immer weiss, was er macht. Mit Biggmow wollte ich auch schon lange etwas machen, dasselbe gilt für Sam B, den ich auch schon ewig kenne und es mit ihm eigentlich immer superlustig ha-be. Jakebeatz war auch naheliegend, da ich neben Nation Music auch bei PW Records gesignt bin. Der Shuko Beat war eigentlich für ein anderes Projekt gedacht, das aber nicht zustande kam; dann haben wir mit dem Beat einen Remix des Songs "Mini Stadt" mit neu gesungener Hook und neuen Breaks gemacht.
Auf deinem letzten Album "Sam Oibel 1." hast du - abgesehen von einzelnen Songs - doch eher wütend und frustriert geklungen; hat sich das auf dem neuen Album geändert?
Ich war damals seit ungefähr 18 Monaten arbeitslos und das war keine lustige Zeit für mich. Ich hatte auch einen Groll auf das System und das hat man sicher auch auf dem Album gehört. Seither hat sich aber einiges geändert und das habe ich auf dem neuen Album festgehalten. Ich reklamiere weniger und versuche einen positiven Vibe einzu-bringen. Das resultiert darin, dass viele der Songs sich um Frauen drehen oder Frauen ansprechen, da sie eben auch mit zu den guten Zeiten gehören.
Du wirst ab dem 8. Mai jede Woche auf dem Prosieben Loveboat sein und ein Teil der Party hosten. Es wird sicher wieder ein paar negative Stimmen dazu geben. Ist dir das egal?
Ich habe die Chance bekommen, mit Freaza zusammen das zu tun, was wir immer tun, ich habe mich also nicht verkauft, falls jemand dieser Meinung sein sollte. Natürlich tra-gen wir diese Uniformen, aber ich denke, man sollte sich selbst nicht die ganze Zeit so ernst nehmen. Ich freue mich sehr darauf, es wird eine neue Erfahrung sein, auch ein-mal ein Publikum ausserhalb des Rap-Kuchens zu erreichen.
Letzte Woche war der 1. Mai. Dieses Mal hast du sicher nicht mit der Kamera gefilmt (siehe hier)?
Nein, dieses Mal nicht, aber ich habe dieses Video damals gemacht, weil es mich ge-nervt hat, dass man am 1. Mai alle coolen Bars zubrettern muss, nur weil irgendwelche Idioten mit Masken Steine schmeissen. Man kann seine Wut auf das System natürlich auf verschiedene Art ausdrücken, ich zum Beispiel mache Songs. Auch dieses Jahr war es wieder genau dasselbe, nur kommen immer mehr Leute um zu gaffen. Züri-Tourismus sollte dafür werben und SBB-Sondertickets verkaufen für diesen Event. Am sinnlosesten finde ich aber, dass die Randale in einem Arbeiterviertel passiert, in wel-chem sich arme Leute über Jahre hinweg eine Existenz aufgebaut haben, die dann ein-fach zerstört wird. Die Randalierer sollten lieber an einen Ort gehe, an dem es den Kapi-talismus auch wirkliche treffen würde.
Welche Musik hört Samurai in seiner Freizeit?
Also zurzeit nur mein eigenes Album, weil ich mich auf die Plattentaufe vorbereiten muss; es wäre natürlich von Vorteil, wenn ich dort meine eigenen Texte auswendig könnte. Ansonsten kann ich mich nicht genau festlegen: Ich höre gerne Jill Scott, Musiq Soulchild oder Drake, aber auch das letzte 50Cent-Album fand ich ein richtiges Brett. Viele haben das nicht so gefeiert, aber ich finde es cool, dass er wieder zurück zu sei-nen Wurzeln gegangen ist. Was ich gerne mehr hören würde, ist Kush, ein junger Bas-ler, der auch auf meinem Label PW Records gesignt ist.
Noch ein paar letzte Worte?
Geht euch mein Album holen, es ist wieder eine weitere Facette von mir, das nächste wird sicher wieder anders; es ist schon in meinem Kopf. Und besucht die Plattentaufe am 28. Mai im Exil!
Aktuelles Album: "Legendär"
Plattentaufe: 28. Mai im Exil
weitere Termine: Touch the Lake
Internetseiten: Nation Music