The Crazies
Gregor Schenker - Ohne George A. Romero wäre der moderne Zombiefilm gar nicht vorstellbar – mit Night of the Living Dead (1968) und Dawn of the Dead (1978) hat er das Genre aus der Taufe gehoben und nachhaltig geprägt. Nachdem die lebenden Toten in den letzten Jahren wieder hip geworden sind, ...
Das Remake folgt in den Grundzügen der Originalstory: David Dutton ist Sheriff in einer friedlichen amerikanischen Kleinstadt – die nicht mehr so friedlich ist, nachdem die Bewohner anfangen durchzudrehen und sich gegenseitig an die Kehle zu gehen. Es stellt sich heraus, dass in der Nähe ein Regierungs-Flugzeug abgestürzt ist; an Bord: Gefährliche biologische Kampfstoffe, die in das Trinkwasser geraten sind. Das Militär sperrt die Gegend ab; wer gesund ist, wird fortgebracht, wer sich infiziert hat, wird unter Quarantäne gestellt. Letzteres blüht auch Judy, der Frau von David. Er schleicht sich heimlich zurück in die abgeriegelte Stadt, um sie zusammen mit Russell, dem Hilfssheriff, aus den Fängen des Militärs zu befreien. Während die Situation zunehmend ausser Kontrolle gerät, müssen sich unsere Helden mit schiesswütigen Soldaten und blutrünstigen Infizierten herumschlagen…
Zugegeben, ich war dem Film gegenüber einigermassen kritisch eingestellt und er ist auch nicht perfekt: Bei dem Bemühen, Romeros Version noch zu übertreffen, profitieren Sahara-Regisseur Breck Eisner und Co. zwar von einem soliden Budget und entsprechenden Effekten, der Inhalt bleibt allerdings ein wenig auf der Strecke. Zum einen, was die Filmlogik angeht – es fällt beispielsweise auf, dass das Verhalten der Infizierten keinerlei Konsistenz aufweist, sondern immer dem folgt, was für den Handlungsverlauf grad benötigt wird. Zum anderen kommt die Gesellschaftskritik des Originals hier weitaus platter daher (unter anderem, weil die Perspektive der Gegenseite in der neuen Version weitgehend ausgespart wird). Ein Problem ist zudem, dass der Film im Grunde aus einer Aneinanderreihung von Spannungsszenen besteht, die unoriginell inszeniert, nach dem immergleichen Schema aufgebaut und ab und zu wie ein Bremsklotz für die Story sind.
Dennoch: „The Crazies“ funktioniert als Spannungsfilm besser, als man denken würde, und saftige Splatter- sowie Make-up-Effekte sorgen für Schauwerte, die das Interesse wachhalten.
Überraschenderweise sind es aber vor allem die Protagonisten, die den Film tragen: Allzu grosse Charaktertiefe findet sich zwar nicht, aber David und Anhang wachsen einem bald ans Herz – was auch an den Schauspielern liegt. Der ansonsten eher farblose Timothy Olyphant (Die Hard 4.0) in der Hauptrolle überzeugt eben so wie seine Filmfrau Radha Mitchell (Silent Hill) und Joe Anderson (Across the Universe) ist als leicht hinterwäldischer Russell perfekt besetzt. Umso mehr fesselt dann auch die apokalyptische Stimmung des Filmes.
Alles in allem ist The Crazies kein Meisterwerk, aber ein halbwegs solider und ziemlich unterhaltsamer Thriller, der sich irgendwo zwischen Zombiefilm und Outbreak ansiedelt. Tatsächlich eines der besseren Remake eines Romero-Filmes und damit eine Guckempfehlung wert.
Bewertung: 3 von 5
- Titel: The Crazies
- Land: USA
- Regie: Breck Eisner
- Darsteller: Timothy Olyphant, Radha Mitchell, Joe Anderson
- Verleih: Ascot Elite
- Start: 27. Mai 2010