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31. Mai 2010, 15:59 Kultur

Rusalka @ Opernhaus Zürich

Christina Ruloff - Am Schluss tobte das Publikum: Sänger, Musiker und Dirigent wurden gleichermaßen mit Bravo - Schreien überschüttet. Nur als Regisseur, Bühnenbildner und Kostümbildnerin erschienen, waren gleichviele Buhs wie Bravos zu hören. Dvoraks zweitletzte Oper (Uraufführung 1901) ...

Am Schluss tobte das Publikum: Sänger, Musiker und Dirigent wurden gleichermaßen mit Bravo - Schreien überschüttet. Nur als Regisseur, Bühnenbildner und Kostümbildnerin erschienen, waren gleichviele Buhs wie Bravos zu hören.

Dvoraks zweitletzte Oper (Uraufführung 1901) ist heute seine berühmteste. Sie behandelt das beliebte Motiv vom weiblichen Wasser - Wesen, das einen Menschenmann liebt, der ihr untreu wird. In der Romantik kommt der Gedanke dazu, dass die Nixe, indem sie sich mit dem Mann verbindet, eine Seele erhält, Und von Andersen, der diese Geschichte in der “kleinen Meerjungfrau” erzählt , stammt der neue Aspekt, dass die Wasserfrau auf ihre Stimme verzichten muss, im Tausch für ihre Menschlichkeit - ein Handel, der nicht gut enden kann; sie erwartet von ihm, dass er sie liebt, dass er ihr treu sein wird, ohne dass sie sich ihm je verbal hätte mitteilen können…

Natürlich ist Rusalka, die Heldin von Dvoraks Oper, nicht stumm , sie kann nur als Mensch zu Menschen nicht “sprechen”. sie singt bevor sie (mit Hilfe der Hexe Jesibaba ) Mensch wird, sie singt als Mensch, wenn sie ihr Ängste äußert, ihre Furcht, dass sie und der Prinz, den sie liebt, der unlösbaren Aufgabe nicht gewachsen seien; sie wendet sich hier an den Wassermann, ihr Väterchen, der sie im Park des Schlosses des Prinzen aufsucht, um zu sehen, wie es seinem Liebling geht. Und dann singt sie natürlich, wenn der Prinz sie für eine andere Frau verlassen hat und sie vereinsamt weiss, dass sie nicht mehr in den See zu den Nixen - Schwestern zurückkehren darf, sondern zum todbringenden Irrlicht werden wird. Ganz am Schluss der Oper sucht sie der Prinz wieder auf, aber dann ist es zu spät; er weiss es und sie sagt es ihm auch.Krassimira Stoyanova überzeugt in der Zürcher Aufführung in der Rolle der Rusalka mit einer leuchtenden Stimme und einer bemerkenswerten darstellerischen Präsenz. Piotr Beczala ist ihr Prinz, er singt mit tenoralem Glanz und grosser Intensität - insbesondere (aber nicht nur) in der letzten Szene, in der der Prinz Rusalka anfleht, ihm den Todeskuss zugeben. Den Protagonisten zur Seite steht Alfred Muff als Wassermann, im ersten Akt gesanglich noch nicht immer vollständig überzeugend, wurde er im zweiten und dritten Akt dann zur stimmlich grossen und darstellerisch glaubhaften Verkörperung dieses dämonischen und gleichzeitig väterlichen Geistes.

Dvorak hat seine Oper als “Märchen” bezeichnet. In der Zürcher Inszenierung von Matthias Hartmann darf sie das nicht sein. Uns so erscheint der Wassermann im silbergrauen Gehrock mit silbergrauem Zylinder (warum so?) und am Schluss, wie die Untreue des Prinzen offenbar geworden ist, hat sich das Irisfeld, das die Natur bezeichnen soll, in eine Müllhalde verwandelt und der Wassermann hat auch keinen Zylinder mehr sondern braune Flecken (ist das die Ölpest?) Die vereinsamte Rusalka sucht sich im Müll - kaputte Plastikstühle, ein prominenter Pneu - einen (erstaunlich gut erhaltenen) Regenmantel, in den sie sich hüllt. Und in diesen Regenmantel gekleidet, verpasst sie dann dem Prinzen den letzten Kuss: Das Bühnenbild stammt von Karl-Ernst Herrmann; die Kostüme von Victoria Behr.

Aber nicht einmal diese Seltsamkeiten können der Schönheit der Oper Abbruch tun. Unter Vladimir Fedoseyevs Leitung spielte das Orchester der Zürcher Oper gewohnt souverän. Fedoseyev dirigiert zum Teil suggestiv - langsam, dann aber auch mitreissend, es gelingt ihm vollauf Dvoraks Werk gerecht zu werden.

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