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12. Juli 2010, 00:00 Movie

Erreur de la banque en votre faveur

Christina Ruloff - Es den reichen Säcken einmal heimzuzahlen – davon träumen wir alle. Nur wird dieser Filmtraum sogar im Kino selten verwirklicht, vielleicht hat er einen zu revolutionären Impetus? Filme, die sich um die Finanzwelt oder gar die Finanzkrise drehen, sind (mit ein paar eindrück...

Es den reichen Säcken einmal heimzuzahlen – davon träumen wir alle. Nur wird dieser Filmtraum sogar im Kino selten verwirklicht, vielleicht hat er einen zu revolutionären Impetus? Filme, die sich um die Finanzwelt oder gar die Finanzkrise drehen, sind (mit ein paar eindrücklichen Ausnahmen wie Wall Street oder The Apartment) jedoch selten. Und man fragt sich gerade in dieser Krisenzeit wieso. Ist denn das alles wirklich so kompliziert? Hält man den Zuschauer für dämlich? Oder hat man Angst vor eindeutigen und womöglich politischen Aussagen? Träumen will im Kino jeder, eine Lehre ziehen und die eigene Realität verändern – das wäre zu anstrengend.

Dafür gibt es Schelmenstücke wie Erreur de la banque en votre faveur wie Sand am Meer. Sie zeigen, wie ein aufrechter, armer Wurm auf die Welt kommt und es den Grossen zeigt. Die Rache ist nicht sonderlich subtil und kurz vor Schluss droht alles doch noch schief zu gehen, aber die gute Filmfee sorgt für das totale Happy Ending. Gérard Lanvin spielt üblicherweise im französischen Film den in die Jahre gekommenen Filou. Hier wirkt er (wie der ganze Film) merkwürdig und vor allem überflüssig ernsthaft. Noch immer hat er jedoch den kummervollen, melancholischen Dackelblick. Und mit dem glaubt der naive Tropf tatsächlich seinen verehrten Chef um einen Kredit anbetteln zu können. Jahrelang hat er für eine mächtige Privatbank Cüpli serviert und Hundescheisse geputzt. Und jetzt wird er wegrationalisiert. Seinen Traum vom eigenen Restaurant kann er sich ohne den Kredit natürlich abschminken. Auch sogenannt volksnahe Banken wollen ihm nämlich keinen Cent geben. Stattdessen will man ihm einen Fond mit 2% Rendite aufschwatzen.

Drei Deppen und die Börse - das geht nicht einmal im Film gut.

Wäre dieser Film nur einigermassen ernstzunehmen oder würde er sein Publikum wenigstens für halb nehmen, müsste Lanvin nun stempeln gehen, würde sich betrinken und früher oder später in die Seine werfen. Der Mann ist allein, er ist gebrochen, seine Hoffnung dahin. Und erstaunlich ist, dass man sogar geneigt ist, Lanvin seine Tragik abzunehmen. Aber dann wären ja alle erwähnten Probleme wie Arbeitslosigkeit, Armut, Vereinsamung und mangelnde Altersvorsorge real! Und es bräuchte eine reale Lösung! Und dieser Film würde uns direkt betreffen! So wird der Filou aber plötzlich findig und beginnt von seinem Insiderwissen in Sachen Finanzen zu profitieren und mit ihm das ganze liebe Arbeiterquartier...

Jeder anständige Held braucht eine hübsche Frau, die 15 Jahre jünger ist als er - mindestens! Diese hier muss aber schon ganz schön verzweifelt sein...

Nicht die Schwarzweissemalerei nervt – sie gehört zur Story wie die Zigarre zum geldgierigen Finanzheini. Es ist die behäbige, lustlose und uninspirierte Umsetzung, die dazu führt, dass nicht einmal der Triumph des Helden richtig ausgekostet wird. Man hat Erreur de la banque en votre faveur schon zigmal gesehen und zwar witziger, bösartiger, realistischer – besser. Die einzige Überraschung im ganzen Film ist, dass Gérard Lanvins Tattoo für die obligate Bettszene nicht überschminkt worden ist; aber wenn man sich über derartige Details Gedanken macht, sitzt man garantiert im falschen Film.

Bewertung: 2 von 5

  • Titel: Erreur de la banque en votre faveur
  • Land: Frankreich
  • Regie: Michel Munz und Gérard Bitton
  • Darsteller: Gérard Lanvin, Jean-Pierre Darroussin, Barbara Schulz
  • Verleih: Frenetic
  • Release: 15. Juli 2010
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