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28. Juni 2010, 15:35 Music Festivals

The Strokes @ Openair St. Gallen 2010

Carlo Clivio - Die Nachtschwärmer haben bereits 24 angenehm warme Stunden am Openair St. Gallen gut überstanden. Der Himmel ist blau, die Sonne lacht und auf dem Programm stehen am Freitag gleich zwei Highlights. Einerseits spielt die Schweizer Nati um den Einzug in die Achtelfinals, anderers...

Die Nachtschwärmer haben bereits 24 angenehm warme Stunden am Openair St. Gallen gut überstanden. Der Himmel ist blau, die Sonne lacht und auf dem Programm stehen am Freitag gleich zwei Highlights. Einerseits spielt die Schweizer Nati um den Einzug in die Achtelfinals, andererseits wird der Auftritt der amerikanischen Garagen-Band The Strokes sehnlichst erwartet. Um es vorweg zu nehmen: Die Band spielte genau gleich wie die Schweizer Mannschaft - grottenschlecht. Die Chance sich für höhere Aufgaben zu empfehlen wurde in zweifacher Hinsicht verpasst. Auf die ausgelassene Stimmung im Sittertobel hatten die miserablen Vorstellungen keinen Einfluss.

Die Organisationen liessen sich Einiges einfallen, um im WM-Jahr 2010 ausreichend Gäste nach St. Gallen zu locken: Hochkarätige Headliner, Public-Viewing des Fussballspiels sowie vier Tage fast wolkenloser Himmel. Dennoch blieb die Zuschauerzahl weit unter derjenigen vom letzten Jahr. Am Freitagabend konnte man sich auf dem ganzen Gelände ohne Gedränge bewegen, Getränke wurden innert kürzester Zeit ausgeschenkt und die Sicht auf die Bühne war meist frei.

Eigentlich optimale Bedingungen mit dem Konzert von The Strokes die Niederlage der Schweizer Fussballmannschaft zu vergessen. Mit New York City Cops, einer der grössten Hits der Bamd, wurde das Konzert sogleich fulminant eröffnet. Doch die Klänge erreichten das Publikum irgendwie nicht. Fast schon gelangweilt wippten die Zuschauer. Der Refrain wurde nur von Wenigen mitgesungen. Zu leise und zu distanziert lautete das Verdikt nach dem ersten Song. Obschon ein Klassiker auf den Nächsten folgte, das geniale Debutalbum Is this It im Fokus stand, erreichte die Band das Publikum nicht. Die Zuschauerreihen begannen sich bereits in der Hälfte des Sets zu lichten. In ihren Anfangszeiten sagten The Strokes an ihren Konzerten meist kein Wort. Höchstens "Thank you". Am St. Galler aber lallte der Frontman Julian Casablancas wirres Zeug wie "Switzerland-Germany" und zählte auf, was er alles von der Bühne aus sehen konnte: "Oh, over there I can see the Migros-Tent." Die weiteren Bandmitglieder gaben sich redlich Mühe. Doch der Sound hatte aber den Beigeschmack von langweiliger Hintergrundmusik. Vielleicht lag es daran, dass viele Stücke bald zehn Jahre alt sind und seither schon tausendmal zum Besten gegeben werden mussten. Lust und Leidenschaft waren nicht auszumachen. Viel eher hatte man das Gefühl, die Band sei hier um die Gage abzuholen und schnellstmöglich wieder zu verschwinden.

Obschon die Setlist mit genialen Stück wie Repitilia, Last Night oder Is this It gespickt war, musste festgestellt werden, dass die Band ihre besten Zeiten wohl schon länger hinter sich hat und Julian Casablancas seine Solokarriere wohl wichtiger ist als der Rock'n'Roll mit The Strokes. Einzig der Song Take It Or Leave It, als Zugabe zum Schluss, vermochte zu überzeugen. Endlich wurde der Lautstärkeregler aufgedreht und Julian statt zu singen. Auch das Publikum wurde gepackt und bewegte sich. Viel zu spät. Schade.

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