Review Stress und Jan Delay: Wasserparty im Miami der Schweiz.
Eva Noëmi Weniger - Von wegen Moon and Stars. Durch den Monsun bezeichnet die Situation auf der Piazza Grande in Locarno am vergangenen Samstag viel treffender. Zwischen den beiden Konzerten regnete es in Strömen, doch die Crowd blieb bei Laune und wartete tropfnass auf den nächsten Act.Bereits um...
Bereits um sieben war Türöffnung und die ersten Teenager tummelten sich auf dem warmen Pflasterstein. Es herrschte pures Ferienfeeling in Locarno und die Vorfreude lag in der Luft. Da Stress aber erst um halb neun auftreten würde, setzten sich die meisten Leute (hauptsächlich Jugendliche) auf den Boden, knabberten Gratischips und starrten gebannt auf einen der beiden Bildschirme, welche amüsante Nahaufnahmen verlegener Damen im Publikum zeigte. Die Temperatur war lauschig und die dunklen Wolken, welche langsam aufzogen, bereiteten noch niemandem Kopfzerbrechen.
Um 20: 30 war es dann so weit. Mit einer Gehhilfe humpelte das enfant terrible Stress auf die Bühne, in Begleitung seiner Band, Sängerin Karolyn und Nega als Back-up MC. Verschmitzt erklärte er kurz seine penible Situation, welche ihn aber keineswegs davon abhielt, so richtig Party zu machen. Locarno wurde kurzerhand zum „Miami der Schweiz“ und sein Publikum fand Stress „einfach huuuuere gäill“. Songmässig ging der Rapper auf Nummer sicher, und brachte hauptsächlich die erfolgreichsten Hits seiner letzten Alben. So fehlten auch „Avenues“, „D’ûr d’être Billy“ und „rester soi même“ nicht. Es war die perfekte Mischung von den etwas härteren Sachen für die „unperfekten Männer“ und melodiösen Tracks zum mitjohlen für die „perfekten Frauen“. Obwohl Stress etwas lädiert war, sprang er munter wie ein Rehlein auf der Bühne hin und her, tänzelte um das Power-Paket Karolyn und sorgte für eine Hammerstimmung. Auch Nachwuchstalent M.A.M durfte einen zum Besten geben und sah tatsächlich unverschämt gut aus dabei, wie Stress die Damen im Publikum vorgewarnt hatte. Viel zu schnell war die Stunde um, und auch nach der Zugabe hatten die meisten noch nicht genug.
Während des Bühnenumbaus hätten dann die berüchtigten Sterne am Firnament für die romatische Festivalbeleuchtung sorgen sollen, doch weit gefehlt – kurz nach Ende des Konzerts fielen die ersten Tropfen, welche man noch fröhlich in Kauf nahm. Doch Jan Delay liess sich Zeit und es regnete immer stärker. Als klar wurde, dass es sich nicht um einen leichte Abkühlung von Oben handelte, sondern um eine richtig üble Schauer, kamen die ersten Rufe aus dem Publikum. Auch wurde es immer kälter und die Kleidung klebte an den Körpern. Dennoch blieben die meisten standhaft und hofften einfach darauf, dass man zu Jan’s Sound nochmals richtig abhotten könne.
Als er dann im letzten Moment auftauchte, war die Situation gerettet. Mächtig prollig schlenderte er mit einem funkelnden Zuhälterspazierstock auf die Bühne und auch seine drei Mädels glichen einer Diskokugel. Der Rest der Band war in mutige Farbkombinationen gekleidet und alles wartete auf den funky Sound. Mit ihrem Zaubertrack „Die Sonne die scheint“ liessen Jan und seine Disko No. 1 tatsächlich den Regen verschwinden und in der vordersten Reihe kickten ein paar Mädels ihre Schuhe weg, um besser tanzen zu können. Während die jubelnde Masse langsam wieder trocknete, schwitzte Jan dermassen, dass man zum Ende durch seine weisse Hose einen Blick auf das gepünktelte Darunter erhaschen konnte. Die Show war hammermässig und die lang ersehnten Tracks wie „Johnny“ und „Klar“ brachte er erst ganz zum Schluss. Was für ein Finale! Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf das nächste Jahr: A rivederci Locarno, sei grande!!
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