no. 12: big apples from the Big Apple
meng tian - Es gibt Freundeskreise, die aus der Schule oder Nachbarschaft stammen. Es gibt andere Cliquen, die am Arbeitsplatz entstehen. In New York, genauer gesagt in Brooklyn gibt es eine solche Gemeinschaft von Freunden, die alle kreativ tätig sind und sich stets gegenseitig unterstütz...
Nun, ich fange von vorne an, wie ich zu dieser Gemeinschaft kam. Wie man aus meinem letzten Blogeintrag entnehmen kann, bin ich oft ein Angsthase. Deshalb habe ich mich vor meiner Ankunft in New York bei allen möglichen Freunden, Songwriter-Kollegen und sogar deren Kollegen erkundigt, was man in New York machen soll, wohin man zum Kaffeetrinken gehen kann und wer ich kontaktieren könnte. So gab mir Trummer im Februar viele ausführlichen Auskünfte aus seinem Aufenthalt in New York und erwähnte unter anderem die LC Community. Sie veranstalten jede Woche dienstags in Bar 4 einen der besten Openmics in New York (neben dem legendären Montagsopenmic in Sidewalk Café, der aber momentan wie vieles in Manhattan eher touristisch als wirklich substanziell ist), betreiben Blogs und Foren zur Förderung vom Austausche zwischen den Künstlern, haben viele talentierte Künstler und gute Menschen um sich geschart und helfen den jeweiligen bei konkreten Problemen wie Buchen von Gigs oder Zustandebringen von Alben.
So ging ich eines April-Dienstagabends hin, meldete mich an fürs Spielen am Openmic, trank mein Bier an der Bar, während ich anderen zuhörte und auf meinen Auftritt wartete. Anfangs war es nicht unbedingt die Qualität der Künstler, die mich beeindruckt hat – die Schweiz hat schliesslich auch ne tolle Szene. Es war aber die familiäre Stimmung, diese ungewöhnlich gute Energie, die schlicht jede kreative Schaffung begrüsst und unterstützt – was schwierig zu finden ist in ner Stadt, die vor Kreativität nur so sprüht und wo ja jeder Kunst macht. Eigentlich ist so ne warme Stimmung überall schwierig zu finden. Aber in New York schätzt mans natürlich um so mehr. Mit der Zeit stieg aber auch die Qualität der Künstler (es ist fast ein ungeschriebenes Gesetz, dass alle szenenbekannten Leute erst nach 22:30 spielen). Einer nach dem anderen hauten sie mich um. Es kam nicht auf das Genre an – Pop, Rock, Country, Folk, Klassik, World, Indie, Standup-Comedy – es war alles schlichtweg gut. Einfach gut.
Was meine persönliche Geschichte zu LC angeht: An dem besagten Abend war es zufällig auch der Geburtstag des Bartenders und Gitarrists, Greg, einer der Co-Founder der LC Community. Und so zufällig war auch meine Begegnung an der Bar mit Jessi, die andere Co-Founderin der Community. Wir verstanden uns gut, sie freuten sich, mich demnächst zu hören. Ich spielte, sie fanden mich danach immer noch gut. Und der Rest war Geschichte. Ein paar Monate später spiele ich Shows in der Bar am Samstagabend, bekomme immer Gratis-Shots für keinen bestimmten Grund, lerne immer mehr tolle Künstler und Menschen kennen, gehe mit einigen davon brunchen oder biertrinken oder herumwandern in der Stadt und war nun Teil ihres Festivals, das vor zwei Wochen über die Bühne ging. Und umgekehrt macht LC für mich einen wichtigen Teil aus in meinem New-York-Märchen, genauso wie Bar 4 in Park Slope, Brooklyn.
In einem Genre wie Singer/Songwriting, wo die meisten zum Alleingang tendieren, muss ich anhand des LC-Beispiels feststellen, dass man bei aller Arbeit etwas nie aus den Augen verlieren sollte: Es geht immer um Verbindung. Echte Verbindung zu Menschen. Wenn man die findet, hat man den Schlüssel zu etwas Besonderem.
Meng Tian auf LC-Compilation-CD2: localcorrespondents.com
Meng Tian im Web: meng-tian.com
big apples from the Big Apple Reihe: Übersicht
Popkredit der Stadt Zürich: Musikeratelier in New York