There will be blood
Sebastian Mayr - Der ehrgeizige Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis) hat sich im Zuge des Anfang des 20. Jahrhunderts einsetzenden Erdölbooms zu einem der führenden Magnaten in der Ölförderindustrie Kaliforniens hochgearbeitet. Als er durch einen mysteriösen Tipp erfährt, dass unter dem Anli...
Das neuste Werk von Starregisseur Paul Thomas Anderson ist ein vielschichtiges düsteres Epos über die Konsequenzen, die sich aus dem Wechselspiel von unter anderem Gier, Macht, Misstrauen und Angst im Kontext von Religion und Familie ergeben. „There will be blood“ ist ein in die Tiefen der menschlichen Seele hinabsteigendes Schauspiel der ureigensten menschlichen Triebe. In hypnotischen Bildern vor der atemberaubenden Kulisse der Landschaft Kaliforniens zeichnet Anderson nach, wie hieraus Zerstörung und Chaos erwachsen können. Der Film lebt vor allem durch die grotesk-exzentrische Gestalt des Daniel Plainview, dessen gespaltene Persönlichkeit Day-Lewis fabelhaft darzustellen vermag. Wenn es ums Geschäft geht kann Plainview sowohl bodenständig, vertrauenserweckend und charmant, aber auch ebenso skrupellos, unberechenbar und misstrauisch sein.
Sosehr Day-Lewis durch seine Leistung brilliert und sozusagen den ganzen Film durchdringt, sosehr bleibt der Film auch eine 158 Minuten lange fühlbar schwere Last. Der scheinbare Konflikt zwischen von übersteigertem Erfolgs- und Souveränitätsstreben geprägtem Realismus einerseits (Plainview) und übersteigertem spirituellem Idealismus andererseits (Eli) zieht sich durch den ganzen Film und lässt letztlich nichts Gutes am Menschen. Die Figuren stossen ab. Der Film ist deshalb recht erschöpfend und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Dennoch kommt man nicht umhin, ihn auch in seiner Gesamtleistung zu würdigen, gerade weil er in der Lage ist, Wirkung zu erzeugen. Der Film punktet durch seine Intensität und die Möglichkeit, sich selbst oder seine Mitmenschen in den Protagonisten - zumindest ein Stück weit - wiedererkennen zu können. Er liefert außergewöhnlich intensive Einblicke in die Psychologie von Machtmenschen. Dies macht deren Handeln nicht akzeptabler, aber auf gewisse Weise verständlicher. Ein Konflikt zwischen eigenen Werten und transportierten Emotionen entsteht, womit der Zuschauer schliesslich zurückgelassen wird. Man darf gespannt sein, wie sich der achtfach Oscar-nominierte Streifen schlagen wird...
- Bewertung: 3.5 von 5
- Originaltitel: There will be blood
- Land: U.S.A.
- Genre: Drama
- Dauer: 158 Minuten
- Regisseur: Paul Thomas Anderson
- Darsteller: Daniel Day-Lewis, Paul Dano, Dillon Freasier, Kevin J. O’Connor u.a.
- Musik: Jonny Greenwood (Radiohead)
- Verleih: Disney
- Kinostart: 14.02.2008