Shots no. 6: Nichts sehen als Ereignis
Dominik Mösching - Nimm eine Kanadakarte und fahr mit dem Finger von Toronto nach Winnipeg. Mit dem Greyhound-Bus geht’s etwas länger: 32 Stunden.
Denn der Greyhound kümmert sich erfrischenderweise kaum um die Bedürfnisse von Sightsee-ern. Die stundenlange Fahrt am Ufer entlang, auf der man „Ausblicke geniessen kann, die es mit jedem anderen in Kanada aufnehmen können“ (O-Ton Lonely Planet) findet zwischen 23 und 6 Uhr statt, also genau dann, wenn busreisende Touristen gerade über die Best-Of-Rangliste der unbequemsten Körperhaltungen sinnieren. Entschädigt wird man durch lange Stopps in Städtchen, die vorsichtig ausgedrückt nicht ganz mit New York oder Paris mithalten können. Es gibt nichts zu sehen, man wird später nie mehr dahin zurückkehren, und nicht einmal der Greyhound will bis ins Stadtzentrum vordringen (ausser das hässliche Ensemble aus Tankstellen, Parkplätzen und Fast-Food-Restaurants sei das Stadtzentrum).
Aber soll doch der Lonely Planet über die Sudburys und Thunder Bays herziehen: Ich mag diese Orte irgendwie. Denn so schwer es zu glauben ist, für irgendwen bedeutet dieses Ensemble Heimat. Und wer weiss denn schon, dass zum Beispiel Sudbury Wichtiges zum Funktionieren der Welt beiträgt, weil es eines der grössten Nickelabbaugebiete beherbergt? Dagegen sind die Niagara-Fälle nur ein Fotomotiv-gewordenes „WOW!“ (O-Ton Lonely Planet).
P.S.: Dieser Beitrag wurde in Dryden („bietet keinen überzeugenden Grund für eine Pause“, O-Ton...genau) geschrieben.
Sudburys Shoppingmeile, zentral gelegen zwischen Busbahnhof und Schnellimbiss.
Der Entertainment District Sudburys – sich mit Minigolf und Go-Kart die Nächte um die Ohren schlagen.
Touristenboot und Gischt der Niagarafälle: Nichts sehen als Ereignis.
Bisherige Shots From the Road findest du hier.
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