Adrian Sieber im Interview
Simon Knopf - Seit Freitag, 29.2. ist das erste Solo-Album des "Lovebugs" Sängers drausssen. Students.ch traf Adrian Sieber vor dem Release auf ein Gespräch über die 80er und Rotwein. Adrian Solo kommt am 29.2. in die Läden. War der Traum schon länger da, oder kam es spontan zu dem Album?...
Adrian Solo kommt am 29.2. in die Läden. War der Traum schon länger da, oder kam es spontan zu dem Album?
Nein, das war natürlich schon etwas, das über die Jahre immer mal wieder in meinem Kopf rumgeschwirrt ist, … mal mehr, mal weniger! So ein Album ist jetzt auch nichts, was du einfach so auf die Schnelle machen kannst.
Im Making-Of erwähnst du, dass beispielsweise der Song „Pretty Scar“ schon länger existierte, die restlichen „Lovebugs“ ihn einfach nicht umsetzen wollten. „Adrian Solo“ als Resteverwertung?
Es gibt schon einige Songs auf dem Album, die tatsächlich älter sind, die vielleicht bei den „Lovebugs“ einfach nie reinpassten. Aber grundsätzlich sehe ich mich ja als Songwriter, und ich schreibe Lieder unabhängig davon, ob sie jetzt veröffentlicht werden oder nicht. So entstehen natürlich schon viele Songs, die in der Schublade landen, und bei denen es mir auch weh tut, dass sie dort landen. Deshalb bin ich sehr glücklich, dass jetzt wenigstens ein paar davon das Licht der Welt erblicken durften… (lacht).
Da sammelt sich über die Jahre ja wahrscheinlich auch einiges an Material an…
Ja, das ist tatsächlich so! Ich sage da auch immer, dass das auf eine Art meine Pensionskasse ist. (lacht) Auch wenn ein Song noch nicht aufgenommen ist, verloren ist er ja nicht! … irgendwann kann man ihn vielleicht mal brauchen.
„Untitled No 1“ erinnert sehr stark an The Cure, andere Songs sind sonst irgendwie in den Klangwelten der 80s verankert. Eine Hommage an die 80er?
Gut, ich finde sowieso, dass es in jedem der Songs mindestens ein Cure-Zitat hat. Das ist auch hochoffiziell und dazu steh ich. Ich meine, ich war schon immer ein grosser Fan dieser Band. Ich mag halt diesen Zwiespalt, zwischen dieser düsteren Seite und einer gewissen Leichtigkeit. Das fasziniert und inspiriert mich immer noch. Tja, und das mit den 80er Jahren ist so, dass ich ein Kind aus dieser Zeit bin, mit dieser Musik aufgewachsen… . Ich denke, dass diese Musik heute wieder aktueller ist. Führ mich ist es schön, wenn ich OMD und all diese Bands wieder erwähnen kann, gut, nicht, dass ich das zuvor nicht auch schon gemacht hätte, aber es ist wieder eine Akzeptanz da. (lacht).
Die 80er wurden schon sehr lange unterschätzt und belächelt. Aber manchmal denke ich, dass aus dieser Zeit fast mehr langlebige Sounds kamen, als aus den 90ern…
Das Gefühl hatte ich auch schon. Andererseits braucht es aber immer eine Distanz zu einer Sache, damit man sie überhaupt als langlebig bezeichnen kann. Grundsätzlich bin ich aber schon der Überzeugung, dass du in den 80ern mehr den je eine gute Melodie brauchtest. Und eine gute Melodie ist nun mal einfach das, was Zeitlosigkeit ausmacht!
Du hast auf Adrian Solo alle Instrumente selber eingespielt. Hattest du die Nase voll von Band?
Gut, da spielt natürlich vieles mit rein. Ohne wertend zu klingen, es war auf jeden Fall eine Befreiung, diese Team-Mechanismen die man in einer Band hat zu durchbrechen. Andererseits bin ich Multiinstrumentalist und es hat mich schon immer etwas gejuckt, dies mal ausleben zu können. Schlussendlich war auch die Überlegung da, dass ein erstes Solo-Album so viel wie möglich von mir enthalten sollte. Und das hat es nun auf jeden Fall!
Auf der anderen Seite sind in einer Band, jetzt mal bürokratisch gesagt, aber auch Kontrollmechanismen vorhanden. Dass jemand sagt: „hey, das klingt scheisse.“ War das etwas beängstigend, sich voll und ganz aufs eigene Urteil verlassen zu müssen?
Das ist einfach no-risk-no-fun! Es war für mich schon ein Sprung ins kalte Wasser. Wenn du so ein Projekt beginnst, weißt du natürlich nicht, wohin es dich führt. Du hast auch null Erfahrungswerte was Entstehung oder Vermarktung betrifft. Keine Ahnung, ob die Leute sich dafür interessieren, was der Typ jetzt alleine macht! Das sind Elemente, die man einfach ausblenden muss. Aber es ist auf jeden Fall ein Umdenken nötig gewesen. In einer Band weißt du eben, wessen Meinung du wie gewichten musst. Wenn dass dann wegfällt gibt es tatsächlich Situationen, in denen du denkst: „Shit, ist es wirklich gut?“
Alleine Songs einzuspielen ist vermutlich etwa wie ein Puzzle zu machen. Hattest du jeweils schon von Anfang an klare Bilder im Kopf, oder hatte der Zufall auch einen Einfluss?
Also, von dem Moment an, wo du ins Studio gehst, solltest du schon eine genaue Vision haben, sonst brauchst du viel zu lange und die Sache wird viel zu teuer. Aber im Vorfeld habe ich auf jeden Fall sehr viel ausprobiert. Zuhause auf dem Laptop mit meinem kleinen Harddisc-Aufnahmesystem.
Auf Adrian Solo lernt man dich musikalisch von einer neuen Seite kennen. Hast du während der Entstehungsphase auch neue Seiten an dir selber entdeckt?
Man lernt sich auf jeden Fall sehr gut kennen! Halt auch jetzt mit der ganzen Promo Arbeit. Man redet nur noch über sich selber, und das ist noch speziell. (lacht) Zuvor hast du auch über die Erlebnisse als Band erzählt, und nun hast du nur noch dich selber… du musst dir dann schon sehr sicher sein, was du machst. Oder nein, besser gesagt, du musst einfach ehrlich sein zu dir selber.
Du erwähnst Essen und Musik…
Das ist ein lustiger Moment in der Doku, nicht? (lacht) Einfach so: „was sagt er jetzt?“
Gibt es für dich in dem Fall das perfekte Menue mit der perfekten Musik dazu?
Hm, nein, dass ist immer abhängig von der Situation… was ich finde ist: Rotwein und Musik haben eine extreme Parallele! Das mag nun etwas seltsam klingen, aber es ist beides Geschmacksache und da gibt es kein richtig oder falsch…
(jemand von der Plattenfirma betritt den Raum und fragt Adrian nach seinen Wünschen fürs Mittagessen.)
… sorry, jetzt habe ich gerade den Faden verlohren.
Essen…
(lacht) genau, Essen… . Wie auch immer, da kann man drüber philosophieren…
Im April geht’s auch auf Tour. Gibt das ne Adrian One-man-band Show? Pauke auf dem Rücken, etc…
(lacht) Das ist noch lustig. Stephan Eicher hat ja so angefangen. Das habe ich damals im Fernseher gesehen und das hat mich total beeindruckt. Nein, das Album ist kein Singer/Songwriter Album, sondern ein Projekt, dass auch live so daherkommen soll. Das soll live rocken, und dafür braucht es eine Band!
Rezension Adrian Solo