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7. Oktober 2010, 00:35 Politik

Experiment Lösli Konkordanz

Diego Bigger - Ich war wohl nicht der Einzige, der die egoistische, machterhaltende Übung der Departementsverteilung nicht goutiert hat. Oder warum finden viele Bürgerinnen und Bürger das Getue der politischen Elite einfach nur kindergartenhaft? Anstatt zu jammern (wie dies gewisse Bundesrä...

Ich war wohl nicht der Einzige, der die egoistische, machterhaltende Übung der Departementsverteilung nicht goutiert hat. Oder warum finden viele Bürgerinnen und Bürger das Getue der politischen Elite einfach nur kindergartenhaft? Anstatt zu jammern (wie dies gewisse Bundesräte tun, wenn sie mit ihren Departementsproblemen überfordert sind), habe ich mich auf eine konkrete Lösungssuche begeben.

So habe ich mich an den Vorschlag Blochers erinnert, die Departemente per Losentscheid zu verteilen. Gedacht, getan. Zusammen mit meinen WG-Kollegen habe ich ein kleines Experiment gestartet und die Departemente in einer spannungsgeladenen Zeremonie per Los auf die sieben Magistratinnen und Magistrate verteilt. Man könnte meinen, dass dann das Anliegen einer Verteilung nach der bestmöglichen fachlichen und persönlichen Eignung nicht mehr sichergestellt wäre, doch dies ist seit letzter Woche ohnehin nur noch Wunschdenken. Nichts desto trotz, das Resultat war gar nicht so lächerlich:

Johann Schneider-Ammann, der immerhin durch den militärischen Grad eines Oberst geziert ist, hätte das VBS übernommen. Würde auch er Uelis Projekt der weltbesten Armee so ehrgeizig verfolgen? Widmer-Schlumpf könnte als Exil-Bündnerin im Finanzdepartement ihre Kernkompetenz unter Beweis stellen und erst noch die glaubwürdigere Bü-bü-Büündnerfleisch Schleichwerbung als Hans-Ruedi betreiben. Der Ueli könnte im EDI seinen militärischen Kulturhorizont erweitern und sich dort um die wesentlichen Probleme unseres Landes kümmern (Sozialversicherungen, Bildung) anstatt nur rum zu jammern. Simonetta Sommaruga wäre im Volkswirtschaftsdepartement mit dem Preisüberwacher, dem Büro für Konsumentenfragen und der WEKO unter einer Decke und könnte dort die Konsumentinnen und Konsumenten (also uns!) weiterhin vor den bösen Machenschaften der Wirtschaft schützen. Als gelernte Rechtsanwältin wäre Doris Leuthard im EJPD bestens versorgt und könnte die Baustelle von Evelyne aufräumen, die dort keinen Stein auf dem anderen gelassen hat. Burkhalter, dessen Ehefrau Österreicherin ist, könnte im EDA für eine rot-weisse Alpenrepublik mit unseren östlichen Nachbarn einstehen. Dann wären wir nebenbei die unbestrittene Skination Nummer 1 und der VBS-Johann wäre sport- und militärtechnisch aus dem Schneider. Es bleibt Micheline Calmy-Rey und das UVEK. Dort könnte sie sich für ihren Heimatkanton einsetzen und zur Bewältigung der überbordenden Pendlerströme die SBB-Strecke zwischen Lausanne und Genf entweder auf sieben Geleise erweitern oder gleich von Anfang an einen Tunnel unter dem Lac Léman bauen. Schliesslich soll ja nicht nur Moritz einen Durchstich erleben dürfen.

Mit einer Departementsverteilung per Losentscheid könnte also dem Machterhaltungsgehabe der Bundesratsparteien entgegengewirkt werden und die Bundesratsmitglieder zumindest in eine Lösli-Konkordanz gezwungen werden.

Diego Bigger (23) studiert im 9. Semester Rechtswissenschaften an der Universität Fribourg. Von 2005 – 2009 engagierte er sich in der Eidg. Jugendsession. Seit Mai 2010 präsidiert er die JUSO Kanton Bern.

www.juso.ch

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