Arcade Fire - Neon Bible

Album: Neon Bible

Release: 02.03.2007

Label/Vertrieb: Universal

Arcade Fires zweites Album legt sich wie ein bedrückendes, schwarzes Tuch auf den Rezensenten. Bevor der Opener Black Mirror in die musikalischen Gefilde der kanadischen Combo einleitet, erfüllt ein tiefes Wummern den Raum. Im Refrain fliessen dann auf einmal Englisch und Französisch ineinander und erinnern fast an die Babylonische Sprachverwirrung, um fürs Erste beim biblischen Kontext der Platte zu bleiben.

„Mirror, mirror on the wall/Show me where them bombs will fall.“

Neon Bible ist ein düsteres Album. Grössenwahn und politische Sackgassen des bisherigen 21. Jahrhunderts dominieren den Themenkreis. Existenzangst und Ausweglosigkeit tauchen immer wieder in den Texten auf. Was auf dem Erstling Funeral noch eine karnevaleske und bisweilen überdrehte Soundästhetik war, wirkt nun gezügelter, überlegter. Win Buttler hat offenbar gelernt, dass er seine Stimme nicht immer bis an die Reizgrenze treiben muss. Der Titeltrack Neon Bible, oder auch Ocean of Noise zeigen, wie er seine Gesangslinien facettenreicher gestaltet.

Ehepaar Win Butler und Régine Chassagne

Ein gewisser, schalkhafter Charme in der Musik von Arcade Fire ist jedoch geblieben. Die lauernde Düsterkeit in Ocean of Noise – das Lied könnte gut aus der Feder von Altmeister Nick Cave stammen – bricht zum Schluss auf und wird durch Bläser aufgeheitert. The Well and the Lighthouse hebt eine der Stärken der Band hervor: das Arbeiten mit simplen Strukturen, auf welchen dann pointierte Instrumental-Einsätze platziert sind. Ob etwas Glockenspiel oder Schifferklavier, die Gruppe aus Montréal weiss, wie sie jedem Lied ihren ganz bestimmten Stempel aufzudrücken hat.

Es ist ein Album, das sich im zweiten Teil stark steigert. Windowsill und No Cars Go sind nicht nur die thematische Abrundung der Platte, sondern glänzen auch durch Melodien, die einen packen. Wenn die Platte schliesslich mit der bebenden Orgel von My Body is a Cage schliesst, weiss man: dies hier ist eine wunderbare Weiterentwicklung einer guten Band. Aber auch ein ganz schöner Brocken!

Mit Neon Bible bedienen sich Arcade Fire nämlich einer Bildsprache, die aus Ridley Scotts Blade Runner stammen könnte. Sie wandeln sie um und zeichnen damit musikalisch eine Welt jenseits der Leuchtschriften, wo man je nach dem Zuflucht zur, oder vor der Bibel sucht.

Links

• www.arcadefire.com
• www.universalmusic.ch