Robert Francis in der Härterei: „Ist es legal, wenn ich euch mein Bier gebe?“
Patrick Holenstein - Der neue Springsteen ist der junge Amerikaner nicht, auch wenn ihm dieses Etikett gelegentlich angeheftet wird. Aber beeinflusst haben ihn The Boss und weiter Veteranen der 70er definitiv. Robert Francis hat seine Debüt-Show in Zürich sehr gut gemeistert und die Härterei absol...
Als über der Bühne die Leuchtschrift, die den Sponsor bewarb, erlosch, war die Härterei zu gut Dreivierteln gefüllt. Die Menschen, die den Weg in den Club gefunden haben, sollten belohnt werden. Robert Francis präsentierte sich nämlich von Anfang an als geschickter Entertainer. Er sprach und schäkerte mit dem Publikum, behandelte die Leute wie alte Freunde und reichte sogar seine Flasche Bier ins Publikum. Aber nicht, ohne den ironischen Spruch: „Ist es überhaupt legal, wenn ich euch mein Bier gebe?“ Robert Francis zeigte sich als authentischer Typ, der Kumpeltyp quasi. Kein Wunder, dass er gerne mit Bruce Springsteen verglichen wird.
Springsteen ist dann auch keine so schlechte Referenz, denn The Boss ist tatsächlich an manchen Stellen präsent. Aber in der Musik des Amerikaners ist noch mehr. Francis klingt gelegentlich wie der kleine Cousin von Kings Of Leon und seine Stimme weckt in wenigen, aber intensiven Momenten Erinnerungen an Kurt Cobain. Auch beim Gitarrespielen sind seine Helden zu erkennen. Ry Cooder schwebt oft im Raum, wenn die Slidegitarre sich auftürmt. Kein Wunder, schliesslich bekam Francis vom legendären Cooder seine erste Gitarre. Aber genug von Referenzen, denn Robert Francis ist sich als Künstler nämlich, auch wenn er nur schwer greifbar, sehr bewusst, was er tut, denn selbst wenn die Einflüsse da sind, so sind es doch immer nur Akzente, die er aufgreift und geschickt in seine Songs einfliessen lässt.
Sein Markenzeichen ist unbestritten die dunkle und kräftige Stimme. Allerdings kann Francis auch mit seinen Songs locker ein überzeugendes Konzert spielen, denn sie funktionieren. Egal ob er sich vom Blues inspirieren lässt oder den Fokus auf Classic Rock legt, seine Lieder haben Seele und diese besitzt auch der Künstler. Robert Francis sieht man die Liebe zur Musik förmlich an und das tut dem Konzert gut. Natürlich war Junebug, die Single, die ihn bei uns zumindest ein wenig bekannt gemacht hat, der Song auf den alle gewartet haben. Das hat man den Leuten leider teilweise angemerkt.
In den intimen Momenten, wenn Robert Francis ruhige und akustische Balladen gespielt hat, waren manche Besucher schlicht mühsam. Das darf ruhig mal wieder betont werden. Wenn ein Künstler die Stimme dazu hat und sich auch traut, leise, akustische Songs zu spielen, dann sollte das Publikum ein Minimum an Anstand zeigen und den Sänger nicht durch desinteressiertes Gelächter und Getratsche übertönen. Robert Francis hat der Lärmpegel zeitweise sichtlich genervt, aber er ist Profi genug, um sich davon die Stimmung nicht vollkommen vermiesen zu lassen. Ansonsten hat die erste Headlinershow von Robert Francis richtig Spass gemacht.
Bildquelle: www.robertfrancisofficial.com
Fotograf: Sean Berry