BrainParty im Kunsthaus: Von Bier- und anderen Ideen
Dominik Mösching - Wie bringt man Jugendliche vermehrt ins Museum? Das Kunsthaus Zürich wollte es herausfinden und rief zusammen mit der Ideenfabrik BrainStore zur BrainParty. Ich sitze an einem gelben, tropfenförmigen Tisch, lasse die pinkfarbene Knetmasse etwas unschlüssig in meinen Händen ro...
Ich sitze an einem gelben, tropfenförmigen Tisch, lasse die pinkfarbene Knetmasse etwas unschlüssig in meinen Händen rotieren und warte auf einen Einfall. Der juvenile Mittdreissiger gegenüber hatte einen. Angesichts dessen Schöpfung, einem Kunsthaus-Kondom, knetet der Sechzehnjährige neben mir etwas verlegen an seinem Bierflaschen-Entwurf herum. Mir gelingt immerhin ein Kunsthaus-Anstecker. Weil er nicht als solcher erkennbar ist, beschrifte ich ihn mit einem Fähnchen.
In wenigen Stunden werden die 160 Teilnehmer der BrainParty – von Schülern bis Marketing-Strateginnen – Tausende solcher Inspirationen Schritt für Schritt und mit kanalisierender Hilfe der BrainStore-Heinzelmännchen in wenige, tragfähige Ideen verdichtet haben.
BrainParty-Teilnehmer studieren Inspirationen, die im IdeaBath der IdeaCity herumschwimmen...
Ideen sind nämlich gefragt, wenn es um das Thema „Jugend und Kunst“ geht: Wie eine Umfrage im Kunsthaus Zürich ergab, beurteilen zwar fast zwei Drittel der Besucher zwischen 16 und 25 Jahren das Angebot positiv. Nur: Die meisten Jugendlichen kommen gar nicht mit Kunst in Kontakt.
Antworten auf die Frage, wie Jugendliche vermehrt angesprochen werden könnten, versprach sich das Kunsthaus von BrainStore. Die Agentur entwickelt seit 18 Jahren Ideen. Kunden sind Konzerne wie Credit Suisse oder Nestlé, Organisationen wie der WWF und sogar Privatpersonen (Geschenkidee gefällig? Franken 9.90!). Guter Rat im Rahmen einer BrainParty dürfte etwas teurer sein; Dies suggerieren auch das exquisite Nachtessen und der Auftritt von Kutti MC, kurz bevor endlich die besten zwölf Ideen präsentiert werden.
Und siehe da: Neben „Youthroom“, „Subkultur-Workshop“ oder einer nächtlichen Taschenlampen-Führung zum Thema Kunstraub hat es das „ArtBeer“ tatsächlich in die Auswahl geschafft. BrainStore zeigt sich zufrieden, weil ein Drittel der prämierten Ideen im Schlussplenum polarisieren, ein weiteres Drittel hingegen breit abgestützt ist – eine erfahrungsgemäss gute Mischung. „Eher enttäuscht“ von den Top Twelve sei das Kunsthaus, sagt Björn Quellenberg, Leiter Presse und Kommunikation. Die Bier-Idee etwa wurde vom Kunsthaus schon einmal in Betracht gezogen, dann aber verworfen. Er betont allerdings: „In den Pausen, beim Essen und während der spontanen Gruppenarbeiten sind viele sehr gute Ansätze aufgetaucht.“
Schon jetzt klar ist für Quellenberg, welche Idee Priorität geniesst. Es ist der am besten bewertete Vorschlag: Die Präsenz in den Jugendmedien muss verstärkt werden. Zumindest auf students.ch wäre hiermit also ein Schritt in die richtige Richtung gemacht.