Fleet Foxes - Helplessness Blues
David Nägeli - Mit ihrem selbstbetitelten Erstling haben die Fleet Foxes eines der meistgelobten Debütalben der letzten Jahre veröffentlicht. Drei Jahre sind inzwischen vergangen und nun bieten sie den Fans neue Einblicke in eine Welt aus verträumtem Folk-Pop und freischwebenden Harmonien.
Das Album wird mit „Montezuma“ eröffnet und ruhig und gemächlich wird der Hörer an die spärlich begleiteten Pop-Chorale der jungen Amerikaner herangeführt. Oft wird der Gesang nur mit einer Gitarre, langen Bass-Klängen und vereinzelten Perkussionsschlägen unterlegt. So lässt der Folk-Pop der Fleet Floxes viel Freiraum für ausschweifende Gedanken oder meditatives Herumliegen an sonnigen Seeufern.
Bereits beim zweiten Song offenbart sich dann auch eine kleine Überraschung: Auf den Reisen scheint die Truppe viele Einflüsse aus verschiedenen Kulturen und Musikstilen aufgelesen zu haben und so erklingt eine Melodie auch mal aus den Holzröhren einer Klarinette oder wird von den Saiten einer Zither zum Leben erweckt. Auch finden sich – zum Beispiel bei dem instrumentalen Zwischenspiel „The Cascades“ – für die Fleet Floxes ungewohnte Harmonien und die Band klingt sogar zeitweise klagend melancholisch; erfrischend, zwischen dem „Wohlfühl“-Grundtenor ihres bisherigen Werkes.
Bemerkenswert ist ein Fortschritt in den Arrangements. Sie sind ausgefeilter und breiter, verteilen die einzelnen Akkordklänge gekonnt auf all die Instrumente und die (bis zu dreistimmigen) Gesangschorale. Somit wird denn Songs eine Leichtigkeit verleiht, die in der populären Musik nur selten zu hören ist und ein idealisiertes Bild eines Hippie-Freundeskreises, jeder mit einem Instrument ausgerüstet, der sich auf einer sonnigen Wiese niedergelassen hat und gemeinsam Oden an die Schönheit der Natur improvisiert, wird erweckt. Die Grenze zur Über-Harmonisierung tangieren sie jedoch zeitweise und die Musik klingt dann beinahe zu ausfüllend für den freien, naturnahen Charakter der Fleet Foxes.
Wenig Neues
Obwohl einige neue Instrumente ihren Einzug in die Gefilde der Band halten, kann man auf „Helplessness Blues“ wenig Unerwartetes aufspüren. Viele Songs würden genausogut auf den Erstling passen oder hätten als B-Seiten einer früheren Single nur die Aufmerksamkeit der hardgesottenen Fans erregt. Für kurze Überraschungen mögen vielleicht die Wendungen sorgen, die viele ihrer Lieder beinahe zweiteilen und der Band immer noch den Charakter von harmonischen Pop-Jams verleihen. Doch tatsächlich bleiben die Fleet Foxes ihrer Linie treu – allzu treu beinahe, denn Unbekanntes kommt einem kaum zu Ohren. Ob dies denn überhaupt nötig gewesen wäre, bleibt dem Hörer überlassen.
Alles in allem bleibt festzuhalten, dass die Fleet Foxes mit „Helplessness Blues“ einen soliden, wenn auch sehr ähnlichen Nachfolger ihres Debüts abliefern. Wer das erste Album liebte, der wird auch an diesem Gefallen finden und neue Hörer mögen hier ihre Vorliebe für eine freie und leichte Mischung erfüllender Harmonien entdecken. Für müde Sonntagnachmittage, die man ruhig in der Natur verbringen will, lassen sich nur wenig geeignetere Alben aus diesem Jahrtausend finden. Ausserdem muss man die Fleet Foxes bereits dafür loben, dass sie es geschafft haben, fantastische Musik à la Crosby, Stills, Nash & Young in unserer modernen Zeit zu spielen, ohne dabei veraltet oder bereits gehört zu wirken.
Anhören: Fleet Foxes – Helplessness Blues
Fleet Foxes: Offizielle Homepage
Zum Anhören: Simfy.ch