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24. Mai 2011, 09:47 Kultur

Moses und Aron @ Opernhaus Zürich

Christina Ruloff - Das Goldene Kalb ist der Goldene Osterhase: Moses und Aron löst in Achim Freyers Neuinszenierung Faszination, Irritation und schliesslich grosse Begeisterung aus. Das Beste ist das Orchester unter der Leitung von Christoph von Dohnányi – die Interpretation der Zwölfton-Partitur ist beeindruckend!

Und dabei gibt es weit leichtere Aufgaben – für Orchester, Chor (es singt der Slowakische Philharmonische Chor Bratislava), Künstler, Regisseur und schliesslich auch das Publikum: Arnold Schönbergs Oper „Moses und Aaron“ hat ein hochkomplexes und intellektuelles Thema – die Frage nach der Darstellbarkeit Gottes:

Du sollst dir kein Bild machen!

Denn ein Bild schränkt ein,

begrenzt, fasst

Was unbegrenzt und unvorstellbar bleiben soll

Diskutiert wird diese Problematik anhand der Ereignisse im 2. Buch Mose, nur ist hier alles noch radikaler. Moses lehnt jegliche Darstellungen Gottes und auch Wunder – alles was ihn zu einem billigen Seelenfänger machen würde – konsequent ab. Doch muss er erleben, dass ihm sein Volk hier nicht folgen kann. Es braucht konkrete Zeichen, um die Unmittelbarkeit Gottes zu erleben. Aron, Bruder und Helfer Mose, gibt ihnen daher das Goldene Kalb, das sie anbeten können. Die Katastrophe ist vorprogrammiert...

Die falschen Götzen - arglose, freundliche Plüschfiguren.

Während sich das Publikum an der mitreissenden und nuanciert interpretierten Musik berauscht, muss es also dem Dialog zwischen Moses, Aron und dem Volk Israel folgen – hin und hergerissen, wer denn nun Recht hat und was Sinn macht, und nicht zuletzt fragend, wie man Gott selber erleben kann. Die Inszenierung Achim Freyers ist überbrodelnd, faszinierend und öffnet den Gedankenraum weiter. Die Welt wird wie durch ein Kaleidoskop fragmentiert gezeigt; dass das Goldene Kalb hier ein Sprüngli Osterhase ist, zeigt was für Götzen wir uns heute machen – Konsumkritik kann nicht dicker aufgetragen werden. Die weiteren Götter sind arglos freundliche Plüschtiere, ein Hase mit einem Micky Maus Ballon ums Handgelenk und eine Eisbärin mit Küchenschürze, die sich am Kopf kratzt. Warum ab und an ein kleiner Hund über die Bühne eilt, bleibt wohl des Regisseurs Geheimnis; die Orgie hätte ebenfalls subtiler inszeniert werden können – manchmal wäre weniger wohl einfach mehr gewesen.

Moses und Aron ist ein ganz grosses Opernspektakel, über das noch lange gesprochen werden wird.

  • Die weiteren Spieldaten gibt es hier!
Foto Copyright: Hans Jörg Miche
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