Summer Sounds: Psychiatrie mit Pamela Mendez
Patrick Holenstein - Den zweitletzten Abend der Summer Sounds im Kaufleuten bestritten Pamela Mendez und Huck Finn. Zwei Bands, die befreundet sind, aber doch grundverschieden. Mendez und ihre Truppe waren durchwegs packend, während Huck Finn ihre Bestform erst gegen Schluss fanden.
Immer mehr spricht sie mit den Zuschauern, gibt kurze Einblicke in die Gedanken, aus denen ihre Songs hervorgehen. Vor «Home» erklärt sie beispielsweise, er sei für all jene, die einmal jährlich im Herzen spüren, dass sie gern ein Teenie wären und rät gleich, man solle das doch ausleben. «Psychiatrie mit Pamela», fügt sie kichernd hinzu. Mendez zeigt sich als vielseitige Sängerin, die sich stilistisch weder beschränken noch einfangen lässt und sich frisch und frei durch die Stile bewegt. Musik, der man zuhören muss, dafür aber mit einer grossen Vielfalt auf hohem Niveau belohnt wird. Sphärisch und irdisch, rockig und poppig, sanft und aufbrausend, brav und frech, verträumt und hellwach - aber immer ein Genuss.
Bei der zweiten Band des Abends lässt der Genuss etwas auf sich warten. Klar, die Latte liegt nach der überwältigenden Performance von Pamela Mendez hoch und vielleicht liegt der erste Eindruck daran, dass sich Huck Finn aus Luzern erst aufwärmen müssen. Schieben wir die anfängliche Langeweile mal der Nervosität in die Schuhe. Denn schon der zweite Song klingt deutlich besser. Offenbar hat die Band sich gefangen, denn so langsam arbeiten sich die Feinheiten heraus. Die Drumbeats sind gefestigt und lebendiger, die Saitenmänner solieren je länger, je mutiger. Aber der rote Faden, quasi das Sicherheitsnetz im Set, ist Sänger Finns Stimme, die an eine charismatische Mischung aus Brandon Flowers und Brian Molko erinnert. So weit so gut und besser ist es jetzt ja wirklich. Wenn nur das viel zu oft nervtötend krächzende Keyboard nicht auf der Bühne stehen würde. 08/15-Drummachine-Sound, der mehr stört als die Musik bereichert.
Aber Potential haben Huck Finn, keine Frage. Im Kaufleuten wollen sie aber zu viel und verschütten sich oft selbst mit zu dominanten Keyboardsounds. Sind die Keyboard-Sounds nämlich reduziert, klingt die Band zwar immer noch wie die kleinen Brüder von Placebo und The Killers, allerdings offenbaren Huck Finn in diesen Momenten was möglich wäre. Dann sind sie nämlich richtig gut. Bestes Beispiel dafür ist «Sofia». Plötzlich stimmt für einen Moment wirklich alles. Schade, dass Huck Finn da schon bei den Zugaben angelangt sind. Ähnlich wie Brandon Flowers vor einem Jahr auf derselben Bühne, laufen Huck Finn erst im Zugabenblock zur Hochform auf und servieren starke Songs, eingängige Melodien und zeigen vor allem, dass sie ihr Talent zu nutzen verstehen. Leider ist es da schon zu spät. Das Konzert hat durchaus seine packenden Momente, ist handwerklich solide und ordentlich. Mehr aber auch nicht.