Conan the Barbarian
Gregor Schenker - Dieses Remake des Arnold-Schwarzenegger-Klassikers war in den USA ein gewaltiger Flop. Trotzdem kommt das neuste Abenteuer um den Barbarenkrieger nun in die Schweizer Kinos. Lohnt es sich überhaupt, sich den Film anzuschauen?
Jahre später ist Conan (Jason Momoa) ein erfahrener Dieb und Krieger. Er sieht die Chance, seinen Racheschwur einzulösen, als Khalar nach der Nonne Tamara (Rachel Nichols) trachtet – er braucht ihr Blut, um die Maske zum Leben zu erwecken. Conan schnappt sie ihm weg und will mit ihr an den grössenwahnsinnigen König herankommen. Aber er unterschätzt Khalar und dessen Hexen-Tochter …
Das klingt ziemlich doof und das ist es auch. Dabei steckt eine bemerkenswerte Vorlage hinter der simplen Geschichte: Was Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien für die High Fantasy war, das waren Robert E. Howards Geschichten um den Barbaren Conan (die erste erschien 1932) für das Sword-&-Sorcery-Genre. Hier sind es keine Hobbits oder Elfen, sondern altertümliche Muskelhelden mit fragwürdigen moralischen Ansichten, die sich mit gefährlichen Monstern und bösen Zauberern messen. Action, Sex und Gewalt ist an der Tagesordnung. Trotzdem sind Howards Storys nicht einfach Trash, sondern ein kritischer Gegenentwurf zu erbaulichen Abenteuer edler Helden.
Erzreaktionär war hingegen John Milius’ Verfilmung von 1982, die das Bild von Conan wie kein anderes Werk prägte. Nicht zuletzt, weil sie dem Barbaren ein unverkennbares Gesicht gab, das von Arnold Schwarzenegger nämlich. Der extrem erfolgreiche Film zog nicht nur eine Fortsetzung, sondern auch unzählige Plagiate nach sich (von Roger Cormans Deathstalker bis hin zu Joe D’Amatos Trash-Meisterwerk Ator).
Diesen Erfolg konnte das Remake leider nicht wiederholen, dabei hat es durchaus seine Vorzüge. Ja, Conan the Barbarian ist ein dummer Film. Er ist zudem unverblümt martialisch, sexistisch und brutal (ganz im Geiste des Vorgängerwerkes). Mit anderen Worten: Sehr unterhaltsam. Hier rollen die Köpfe, hier fliesst das Blut in Strömen, hier tanzen nackte Frauen durchs Bild. Dies alles vor dem Hintergrund wahrlich beeindruckender Schlösser, Städte und Landschaften. Und mit staunenswerten Spezialeffekten. Der Einfluss der Herr der Ringe-Trilogie oder des Pseudo-Historienfilms 300 ist zwar mehr als spürbar, tut dem Spass aber keinen Abbruch – der deutsche Regisseur Marcus Nispel (Texas Chainsaw Massacre, Friday the 13th) liefert Bilder ab, die einem ein anerkennendes Schnalzen entlocken. Und mit Stephen Lang (der schon in Avatar den kantigen Bösewicht gab) in der Rolle des Khalar hat Conan einen würdigen Gegenspieler erhalten.
Soweit gäbe es also nichts zu bemängeln. Fatalerweise taugt aber ausgerechnet der Titelheld nichts. Der TV-Serien-Darsteller Jason Momoa kann zwar besser schauspielern als sein Vorläufer und kommt ohne dessen dicken Akzent aus, aber mit seinem leicht dümmlichen Babyface verfügt er nicht im Ansatz über das Charisma, das Schwarzenegger noch versprühte. Mit diesem Helden mitzufiebern, ist ganz schön schwierig.
Und noch schwieriger wird das Mitfiebern, wenn einen die einfallslose Filmmusik von Tyler Bates (300, Sucker Punch) mehr langweilt als mitreisst. Beim Kult-Score von Basil Poledouris hingegen hätte man vor lauter Begeisterung am liebsten selbst zum Schwert gegriffen, um brandschatzend durch die Dörfer zu ziehen!
Mit so viel Schwachbrüstigkeit bei der Hauptsache ist letztlich keine Schlacht zu gewinnen, trotz des unterhaltsamen Drumherums. Schade um Conan.
Bewertung: 2.5 von 5
- Titel: Conan the Barbarian
- Land: USA
- Regie: Marcus Nispel
- Darsteller: Jason Momoa, Stephen Lang, Rachel Nichols, Ron Perlman, Leo Howard
- Verleih: Warner Bros.
- Start: 8. September 2011